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29.09.12 / Der kreative Hammer des Erfolges / Werke der österreichischen Künstlerin Xenia Hausner sind auch dank ihrer ungewöhlichen Einfälle in aller Welt gefragt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Der kreative Hammer des Erfolges
Werke der österreichischen Künstlerin Xenia Hausner sind auch dank ihrer ungewöhlichen Einfälle in aller Welt gefragt

Ob ein Cranach, Dürer, Rembrandt, van Gogh, Monet, Menzel oder Liebermann − geht es um berühmte Maler der Vergangenheit, so sind diese nicht nur Kunstliebhabern ein Begriff. Waren die Künstler zu Lebzeiten auch oft umstritten und stießen sogar auf Ablehnung, so lösen ihre Werke heutzutage allgemeine Begeisterung hervor. Fragt man jedoch nach zeitgenössischer Kunst, so trifft man oft auf Schulterzucken. Und selbst wenn Kenntnis vorhanden ist, so polarisiert diese Kunst oft und ruft entweder überschwänglichen Jubel oder beißende Kritik hervor.

Auch die Werke der 61-jährigen Xenia Hausner sind so individuell, dass man ihren Stil entweder feiert oder verdammt. Vor allem ist er auf eine Weise voller Emotionen, denen man sich entweder öffnet oder an ihnen verzweifelt. Denn wer auf klare Antworten in den Bildern der ehemaligen Bühnenbildnerin sucht, der hat schon verloren.

„Meine Situation ist, dass ich mit einer Idee anfange, und meistens passiert ein Hammer mittendrin und es wird was vollkommen anderes“, so die Österreicherin, die neben ihrem Atelier in Wien auch eines in Berlin hat. „Zum Schluss kommt man trotzdem an die Ausgangsposition zurück, aber mit einer sehr signifikanten Verschiebung, also mit einer Überraschung!“

Jedes Bild ist für Hausner eine Abenteuerpartie, deren Ergebnisse derzeit interessierte Franzosen im Museum Würth im elsässichen Erstein begutachten konnten. Von dem 24. Oktober an können Hausners Landsleute auch im Essl Museum in Klosterneuburg bei Wien die großformatige figurative Malerei der Künstlerin bewundern.

2013 steht eine Ausstellung in China auf dem Plan. Als vor einiger Zeit chinesische Künstler in Österreich ausstellten, überlegte man, im Gegenzug österreichische Maler in China zu zeigen. Die Wahl fiel auf Hausner, die ihre unter dem Titel „Damage“ laufende Schau 2011 in Shanghai zeigen konnte. Sie erfuhr dort, wie gut chinesische Kunstinteressierte informiert sind und aus dem Internet Details über die Künstlerin recherchiert hatten, die sie selber nicht sofort parat hatte.

Die dortige Neugier der Kunstszene auf den Westen gepaart mit einem starken Selbstbewusstsein, rufen bei Hausner Respekt hervor, wie sie im Gespräch mit der PAZ bekannte. 2013 geht es dann für eine Ausstellung nach Hongkong. Wann die farbintensiven Werke Hausners das nächste Mal in Deutschland gezeigt werden, ist bisher nicht bekannt. Zwar stellte sie schon mehrmals in Berlin und anderen deutschen Städten aus, dort aber überwiegend in Galerien und nicht in Museen.

Wer glaubt, Hausner wäre bei den Frauenrechtlerinnen besonders beliebt, da sie fast nur weibliche Modelle malt, der irrt. Denn oft genug betonte sie, dass dies keine politische Stellungnahme sei, sondern dass Frauen einfach die viel hübscheren Motive seien. Dem können vor allem die Männer voll zustimmen.

Und außerdem sind Hausners Frauen zumeist nicht stark, wie es sich die Frauenrechtlerinnen wünschen, sondern orientierungslos, einsam und verletzlich. All dies wird dargeboten wie in einer Momentaufnahme. Das Gemalte wirkt realistisch und abstrakt zugleich. Diese Mischung macht vor allem den Reiz der Bilder aus und es zeigt, dass Hausner sich in keine Schublade stecken lässt.

Inspiriert von Realismus, Symbolismus und Expressionismus hat sie sich von allem das ausgesucht, was ihr in dem Moment, in dem sie an einem Bild arbeitet, am meisten anspricht. Und wie sie selbst sagt, ist das Ergebnis auch für sie jedes Mal eine Überraschung. Bei manchen Gemälden der letzten zehn Jahre durchbricht sie zudem die traditionellen Grenzen der Malerei und verbindet diese mit Fotografie. Inzwischen tendiert sie jedoch wieder stark zur reinen Malerei.

Rainer Metzger schreibt in dem im Hirmer Verlag erschienenen Ausstellungskatalog zu „Damage“, dass Hausners Bilder neugierig auf das Dargestellte machten, denn es sei offensichtlich, dass alle Figuren eine Geschichte hätten. „Nur welche?“, fragt er zu Recht, denn Blick, Ausdruck und Haltung der Dargestellten sind geheimnisvoll und voller Spannung, doch verraten sie nicht, warum. Rebecca Bellano


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