19.04.2024

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29.09.12 / Umzug nach Marienburg / Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen bewirkte eine Zäsur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Umzug nach Marienburg
Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen bewirkte eine Zäsur

Vor seiner Wahl zum Hochmeister war Siegfried von Feuchtwangen kaum hervorgetreten. Wir begegnen ihm zwar 1298 als Deutschmeister, aber bereits ein Jahr später war er „nur“ noch Komtur von Wien. Das legt die Vermutung nahe, dass bei der Wahl des Generalkapitels 1303 weniger seine Erfahrung und Bewährung im Amt als seine Verwandtschaft mit dem geachteten Vorgänger des Gottfried von Hohenlohe, Konrad von Feuchtwangen, entscheidend war.

Kaum in Elbing gewählt, begab sich Siegfried erst einmal in die Zentrale nach Venedig, um klarzustellen, wer der legitime Hochmeister des Deutschen Ordens ist. Dort blieb Siegfried auch die nächsten Jahre. 1307 jedoch führte der König von Frankreich einen vernichtenden Schlag gegen den Templerorden. Und niemand wusste, wer das nächste Opfer sein würde. Da schien es sicherer, seine eigene Zentrale fernab von Frankreich in einem eigenen Flächenstaat zu haben. Zudem eskalierte der Streit zwischen Venedig und dem Papst und der Deutsche Orden drohte zwischen die Fronten zu geraten. Siegfried verließ die Lagunenstadt und 1309 finden wir ihn in Wien, seiner alten Kommende. Noch im selben Jahr reiste er weiter nach Preußen, das noch im selben Jahr neuer Sitz des Hochmeisters wurde.

Innerhalb Preußens fiel die Wahl auf die Marienburg. In dem 1998 von Udo Arnold herausgegebenen Buch „Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190–1994“ heißt es zur Begründung der Wahl der Marienburg, es sei „nicht auszuschließen, daß Siegfried sie aus mehr persönlichen Motiven als Sitz erwählte, hatte sie doch Konrad von Feuchtwangen einst erbauen lassen“. 13 Jahre später schreibt Arnold: „Marienburgs Gründung ist dem Landmeister Konrad von Thierberg zuzuschreiben, nicht dem späteren Hochmeister Konrad von Feuchtwangen.“ Uwe Ziegler wiederum vertritt die Ansicht, dass die Marienburg bereits bei Baubeginn um 1279 für herausgehobene Aufgaben vorgesehen gewesen sei. Er verweist dazu auf die außerordentlich großzügige Anlage und auf den Namen. „Marienburg“ habe schon die Hauptburg des Deutschen Ordens im Burzenland geheißen. Dem gegenüber verweist Ulrich Nieß auf ein erst in der Hochmeisterzeit des Siegfried von Feuchtwangen entstandenes Argument für die Marienburg, wenn er schreibt: „Die Marienburg empfahl sich durch die geographische Nähe zu dem neugewonnenen Danzig.“

Wie Danzig gewonnen wurde, soll den Abschluss dieser kleinen informellen Reihe über die Hochmeister in der Frühzeit des Deutschordensstaates bilden. 1308 eskalierte der brandenburgisch-polnische Konflikt um Pomerellen zum Sundischen Krieg. In diesem besetzte der Deutsche Orden auf Wunsch des späteren polnischen Königs Herzog Władysław IV. Danzig. Als der Herzog jedoch den vereinbarten Lohn schuldig blieb, blieb der Orden in Danzig und forderte den Piasten auf, ihm seine Ansprüche auf Pomerellen zu verkaufen. Als Władysław das nicht tat, kaufte der Orden dem brandenburgischen Gegner dessen Ansprüche auf Pomerellen am 13. September 1309 im Vertrag von Soldin für 10000 Silbermark ab und legitimierte damit seine Besetzung und Einverleibung Pomerellens.

Am darauffolgenden Tag zog der Hochmeister in seine neue Residenz ein, die Marienburg. Knapp zwei Jahre später verstarb der Hochmeister in seiner neuen Residenz an der Nogat, an der roten Ruhr.

Der Wechsel der Zentrale des Deutschen Ordens in den Deutschordensstaat stellte eine Zäsur dar. Es folgte ein Jahrhundert der Blüte, die 1410 mit der Schlacht von Tannenberg endete. Manuel Ruoff


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