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29.09.12 / Bevorstehende Wahl macht’s möglich / Königsbergs Bürgermeister zeigt wohlwollendes Interesse an der Wiedererrichtung der Luisenrotunde im Park Luisenwahl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Bevorstehende Wahl macht’s möglich
Königsbergs Bürgermeister zeigt wohlwollendes Interesse an der Wiedererrichtung der Luisenrotunde im Park Luisenwahl

Seit gut zwei Jahren setzt sich eine Gruppe engagierter Königsberger für die Wiedererrichtung der Luisenrotunde im Park Luisenwahl ein. Spärliche Spendeneingänge und fehlendes Interesse der breiten Öffentlichkeit schienen das Projekt scheitern zu lassen. Kurz vor der Bürgermeisterwahl bekundet nun jedoch Bürgermeister Alexander Jaroschuk sein Interesse an der Initiative.

Ein halbes Jahr ist vergangen, in dem Spenden für den Wiederaufbau des Luisen-Denkmals im Park Luisenwahl gesammelt wurden. Am Eingang zum Park war eine Spendendose angebracht worden, in die Spaziergänger Geld hineinwerfen konnten. Immerhin gingen umgerechnet knapp 1800 Euro auf diese Weise ein, zu wenig, um damit die auf umgerechnet knapp 90000 Euro geschätzten Rekonstruktionsarbeiten zu schultern. Im März 2011 hatte das Museum Friedländer Tor eine Präsentation des Projekts der Wiederherstellung des Architektur-Denkmals erarbeitet und der Öffentlichkeit eine aus Kunststoff hergestellte Kopie der Luisen-Büste gezeigt. Sie war von einer St. Petersburger Meisterwerkstatt für Rekonstruktionen nach einer Gipskopie hergestellt worden, die deutsche Sponsoren finanziert hatten. Zurzeit befinden sich die Überreste der Halbrotunde in unansehnlichem Zustand. Sie wurden mit Zement geflickt und mit bunter Farbe angestrichen.

Eine Gruppe engagierter Bürger, die am Erhalt des noch vorhandenen Erbes der Stadt interessiert ist, hat nun, kurz vor der Bürgermeisterwahl, darauf gesetzt, die Politiker direkt auf das Problem der Luisenrotunde anzusprechen. Sie lud Vertreter der Stadtverwaltung zu einem Treffen im Park ein, damit diese sich selbst ein Bild von der Lage machen konnten. Gleichzeitig wollten sie die Gelegenheit nutzen, mit den Politikern zu dis­kutieren. Stadtoberhaupt Alexander Jaroschuk und sein für Grundstücks- und Eigentumsfragen zuständiger Stellvertreter Alexander Sujew nahmen an der lebhaften Debatte teil.

Die Soziologin Anna Karpenko verlangte als Sprecherin der Gruppe von den Politikern, das Rekonstruktionsprojekt zu einem städtischen zu erheben. Bei dem Treffen ging es auch um die Einrichtung eines zusammenhängenden Architektur- und Parkkomplexes zum Gedenken an Königin Luise. Damit dieser auch zur Geltung kommen kann, müsste zunächst das zwischen der Halbrotunde und der heute als Puppentheater genutzten Luisenkirche liegende Café beseitigt werden, weil es die Sicht auf die Halbrotunde verdeckt. Dieses Thema nahm einen Großteil der Diskussion in Anspruch, bevor man sich im zweiten Schritt Gedanken über die Finanzierung des Wiederaufbaus machte.

Alexander Sujew vertrat Bürgermeister Jaroschuk, der erst später dazustieß, erfolgreich. Er parierte jeden verbalen Angriff und bewies, dass er sich gut auf das Treffen vorbereitet hatte. Mit Hinweisen auf die Gesetzeslage und die juristische Praxis fegte er die meisten Argumente seiner Gesprächspartner beiseite. Als Spezialist für Grundstücks- und Eigentumsfragen verwies er darauf, dass zwischen dem Betreiber des Cafés und der Stadt ein rechtsgültiger Pachtvertrag existiert. Zwar laufe dieser im kommenden Jahr aus, doch sei die Stadt verpflichtet, ihn zu verlängern, da die Stadt dem Café-Betreiber keinen Ersatzort in gleichwertiger Lage anbieten könne.

Darüber hinaus kritisierte Sujew die Höhe der Kosten für den Wiederaufbau, zumal die Stadt für das Geld gemäß den gegenwärtigen Planungen nur eine Luisen-Büste aus Kunststein erhielte. Wenn man schon so viel Geld ausgeben wolle, so der Einwand des Politikers, dann müsse die Figur auch schon aus echtem Stein sein, sonst entstünde ein Ungleichgewicht.

Der hinzugekommene Bürgermeister gab dann dem Gespräch eine positive Wendung. Er erklärte, dass er den Park auch nicht in dem Zustand sehen möchte, in dem er heute ist. Er bejahte nicht nur die Idee der Versammelten, dass der Park nicht nur der Erholung dienen solle, sondern auch ein kulturelles und historisches Zentrum der Stadt sein müsse. Vielmehr legte er mit Pathos seine Vorstellung von der Zukunft des Parks dar: Er möchte gepflegte Blumenbeete, ein ansprechendes Landschafts­design, kleine Ki­os­ke und Bänke, Fontänen und darüber hinaus neben dem Luisendenkmal noch weitere Büsten bedeutender Persönlichkeiten der Geschichte sehen.

In Bezug auf das Café äußerte der Bürgermeister die Idee, mit dem Betreiber darüber zu verhandeln, es an einem anderen Ort aufzubauen, den er dann selbst gestalten könne. Jaroschuk riet der Initiativgruppe, ihr Engagement für die Gewinnung potenzieller Investoren noch zu verstärken. Bei ausreichenden finanziellen Mitteln und guter Koordination der Arbeiten könnte die Luisenrotunde innerhalb eines Jahres wiedererstehen. Jurij Tschernyschew


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