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29.09.12 / Gegen Klischees / Erhellendes Buch über die Hanse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Gegen Klischees
Erhellendes Buch über die Hanse

Zu der noch bis zum 14. Ok-tober im Ostpreußischen Landesmuseum gezeigten Ausstellung „Vertraute Ferne. Kommunikation und Mobilität im Hanseraum“ ist ein gleichnamiger Band erschienen.

Wer sich hiervon eine Vorstellung der Exponate verspricht, wird enttäuscht sein. Ausdrück-lich heißt es in der Einleitung: „Dieser Band versteht sich nicht als klassischer Ausstellungskatalog im engeren, vorrangig ausstellungsvertiefenden Sinn, auch wenn eine vollständige Liste der gezeigten Exponate zur Erleichterung zukünftiger wissenschaftlicher Projekte am Ende abgedruckt ist. Vielmehr will die Ausstellung neue Impulse im Zugang zur Hanse anregen, weshalb über das darin Gezeigte hinaus die Herausgeber und Autoren hier die Möglichkeit zum Weiterlesen auch von bislang nicht oder nur am Rande Thematisiertem bieten wollen. Entsprechende Anregungen liefern die fokussiert Teilaspekte ausleuchtenden Spezialbeiträge sowie das abschließende Literaturverzeichnis.“

Herausgekommen ist eine heterogene Aufsatzsammlung, deren offenkundig verbindendes Element ist, dass alle Beiträge irgendwie mit Mittelalter oder Früher Neuzeit sowie Mittel- oder Westeuropa zu tun haben. Neun Beiträge sind unterteilt in die fünf Rubriken „Räumliche Ferne“, „Kulturelle Nähe“, „Transport von Gütern“, „Orte der Kommunikation und Mobilität von Menschen“. Die sechste Rubrik mit dem Titel „Ausklang“ sticht hervor durch ihren überzeugenden Bezug zum Thema der Ausstellung beziehungsweise dem Veranstaltungsort.

Während der Direktor des Ostpreußischen Landesmuseums Joachim Mähnert über die transnationale Kulturarbeit seines Hauses schreibt, führt Gerrit Deutschländer sehr plas-tisch und humorvoll dem Leser vor Augen, wo überall uns die Hanse selbst heute noch begegnet.

Da es sich bei dem Gros der Aufsätze erklärtermaßen um „Spezialbeiträge“ handelt, die nur „Teilaspekte“ des Themas behandeln, sticht der erste, den genannten Rubriken vorangestellte Beitrag positiv hervor.

Während nämlich bei manchem anderen Aufsatz der Bezug zum Thema der Ausstellung und des Buches nicht unbedingt evident ist, hat man bei diesem ersten Beitrag den Eindruck, dass er für den Sammelband geschrieben wurde. Er stammt von Stephan Selzer, neben Joachim Mähnert der zweite Herausgeber des Bandes.

Bei dem Herausgeber des Werkes „Die mittelalterliche Hanse“ merkt man wohltuend, dass er nicht nur in einem Spezialgebiet firm ist, das mehr oder weniger mit dem Ausstellungsthema zu tun hat, sondern in der Thematik drin steckt. Erfreulicherweise präsentiert sich der Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Hamburger Bundeswehruniversität wider das Klischee vom verstaubten, gegenwartsfernen Mediävisten als für Geschichtspolitik sensibilisiert.

Entsprechend aufschlussreich sind seine Ausführung über die politisch motivierte Manipulation unseres Bildes von der Hanse bis in die Gegenwart. Schade, dass die Herausgeber nicht einen größeren Teil des Buches selbst verfasst haben.

Manuel Ruoff

„Vertraute Ferne. Kommunikation und Mobilität im Hanseraum“, herausgegeben von Joachim Mähnert und Stephan Selzer, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2012, gebunden, gebunden, 120 Seiten, 17,95 Euro


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