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06.10.12 / Mursis Dank für die Terroristen / Ägypten begnadigt gefährlichen Terrorchef, der weiter Morde rechtfertigt und Gewalt predigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Mursis Dank für die Terroristen
Ägypten begnadigt gefährlichen Terrorchef, der weiter Morde rechtfertigt und Gewalt predigt

Kaum im Amt, begnadigt der ägyptische Präsident Mohammed Mursi die letzten in Ägypten inhaftierten Terroristen, darunter den einst zum Tode verurteilten Chef der Terrororganisation Gamaa Islamiya, Rifai Taha. Doch statt Reue zu zeigen, predigt er weiter Gewalt. Seine Äußerungen offenbaren Hintergründe des internationalen Dschihadismus und islamistischen Terrors.

In Ägypten hatte es seit Beginn der 1990er Jahre eine Reihe von Attentaten auf Touristen gegeben. Doch das Massaker von Luxor am 17. November 1997, übertraf alles bis dahin Vorstellbare. Sechs mit Schnellfeuergewehren bewaffnete Männer schossen über eine dreiviertel Stunde lang in einer Tempelanlage wild um sich. Am Ende exekutierten sie die am Boden liegenden Verletzten. Neben den Attentätern kamen 62 Menschen ums Leben, darunter 35 Schweizer, vier Deutsche, aber auch Japaner, Briten, Franzosen, ein Kolumbianer, drei ägyptische Polizisten und ein Reiseführer. Die Täter gehörten zur Islamistengruppe Gamaa Islamiya, die im Jahre 1981 auch für den Mord an Präsident Anwar al-Sadat verantwortlich war.

Für die militanten Islamisten stellte das Attentat von Luxor einen Wendepunkt dar. Seit Anfang der 1990er Jahre lieferten sich die militante Gruppe „Gamaa Islamiya“ und die ägyptische Dschihad-Bewegung im südlichen Oberägypten einen regelrechten Abnutzungskrieg mit dem Staat, den sie als „unislamisch“ brandmarkten. Über 1200 Menschen, Touristen, koptische Christen und Polizisten, fielen diesem Krieg zum Opfer. Mit den Anschlägen auf Touristen wollte die Gamaa den Staat an seiner Achillesferse, dem Tourismus, treffen, doch in einem Land, in dem jeder zehnte Arbeitsplatz vom Tourismus abhängt, hatten sie sich damit vollkommen isoliert.

Kurz vor dem Anschlag von Luxor hatte eine damals im Gefängnis einsitzende Gamaa-Gruppe eine „Initiative zur Gewaltfreiheit“ gestartet, mit der sie anbot, die Waffen niederzulegen. Der militärische Kopf der Gamaa, Rifai Ahmad Taha, wandte sich offen gegen diese Waffenstillstandsinitiative und befahl vom Ausland aus den Angriff auf die Touristen in Luxor. Taha war bereits 1992 durch ein ägyptisches Gericht zum Tode verurteilt worden. Bereits 1995 waren Anschläge auf Ministerpräsident Atif Sidki und Präsident Hosni Mubarak bei Staatsbesuchen im Ausland gescheitert. Rifai Taha zog sich nach dem Luxor-Massaker aus der Führung der Gamaa Islamiya zurück, behielt aber dennoch einen gewichtigen Einfluss. Zu einem wirklichen Waffenstillstand ist es dennoch bis zum Sturz von Präsident Mubarak nicht gekommen. 1998 gründeten die ägyptischen Gamaa-Islamisten zusammen mit Osama bin Laden, Aiman az-Zawahri sowie pakistanischen und bengalischen Islamisten die „Weltfront gegen Juden und Kreuzfahrer zur Befreiung der heiligen Stätten des Islam“.

Rifai Taha wurde in Folge der Anschläge des 11. September 2001 von Syrien, wo er verhaftet worden war, nach Ägypten ausgeliefert. Dort verlangte man von ihm, um das Todesurteil abzuwandeln, aus dem Gefängnis heraus einen Verzicht auf Gewalt und vor allem einen Widerruf seines eigenen Buches, „Imata al-Litham“, in welchem er den Gewaltverzicht von Gamaa Islamiya vehement ablehnte. Der Scheich gab auch im Gefängnis nicht nach, er pochte während der gesamten Mubarak-Ära auf Gewalt als Mittel zur Erreichung politisch-religiöser Ziele. Das Todesurteil wurde jedoch ausgesetzt

Erst mit dem Machtantritt des neuen ägyptischen Präsidenten, dem Muslimbruder Mohammed Mursi, wurde Rifai Ahmad Taha, ohne einen Verzicht auf Gewalt erklärt zu haben, freigelassen und kehrte in seine südägyptische Heimatstadt zurück. In einem Interview mit der in London erscheinenden saudischen Zeitung „Al Sharq al Awsat“ zeigte Rifai Taha wenige Tage danach keine Reue wegen der Terrorwelle. Auch wegen der Ermordung von Präsident Sadat, für den sich bereits einige Mitglieder der Gamaa Islamiya entschuldigt hatten, zeigte Taha wenig Reue. Er sagte lediglich, dass nach Sadat mit Mubarak ein noch schlimmerer Präsident an die Macht gekommen sei, den zu ermorden den Islamisten jedoch nicht gelungen sei. Er hoffe jetzt bald auf die Einführung eines islamischen Staates, damit würde der Grund zum Terror, wie er vor dem Sturz Mubaraks bestanden habe, wegfallen.

Die Gamaa Islamiya hatte den Kandidaten der Muslimbruderschaft, Mursi, im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt. Nach dessen Machtübernahme wurden die letzten noch inhaftierten Mitglieder der Terrorgruppe freigelassen. Enttäuscht war Taha lediglich von den harten Worten Mursis gegen die iranischen Ayatollahs. Der Iran hatte den Terror in Ägypten und anderen Teilen der Welt nach Aussage Tahas lange Zeit unterstützt, obwohl immer klar war, dass der schiitische Fundamentalismus iranischer Prägung nicht mit dem sunnitischen Salafismus zusammenkommen kann. Bodo Bost


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