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06.10.12 / Wohnen wird zum Luxus / Steigende Mieten und Immobilienpreise führen zu sozialen Problemen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Wohnen wird zum Luxus
Steigende Mieten und Immobilienpreise führen zu sozialen Problemen

In Großstädten steigen die Mieten und Preise für Eigentumswohnungen scheinbar im Monatsrhytmus. Diese Entwicklung wird langsam zu einem sozialen Problem. Eine neue Untersuchung der Maklerorganisation IVD zeigt, dass die enormen Steigerungen für Wohneigentum und Mieten in Großstädten nicht auf dem subjektiven Empfinden Einzelner beruhen. Der „IVD-Preisspiegel-Durchschnitt 2012“ beweist, dass Eigentumswohnungen in München in einem Jahr durchschnittlich um 21 Prozent teurer wurden. Andere Großstädte – mit Ausnahme von Köln, Dresden und Bremen – wiesen immerhin noch Steigerungen zwischen fünf und acht Prozent auf. Da in der Studie nur Durchschnittswerte errechnet wurden, lagen im Einzelfall die Preissteigerungen noch wesentlich höher. Ähnliches gilt für die Mietsteigerungen, die laut IVD-Atlas „nur“ bei durchschnittlichen fünf bis 13 Prozent lagen. Im Einzelfall betrugen sie aber teilweise über 100 Prozent, wenn eine langjährig vermietete Wohnung neu bezogen wurde. Im Vorteil sind die Mieter, die über Jahrzehnte ihre Wohnung nicht gewechselt haben. Sie wohnen teilweise zu sehr günstigen Mieten von drei bis sechs Euro in guten oder sehr guten Lagen der Großstädte, weil die Vermieter an den örtlichen Mietpreisspiegel gebunden sind und den Mietzins nur gering anheben dürfen.

Besonders für den mobilen Teil der Gesellschaft wird daher Wohnen langsam zu einem sozialen Problem. Die Miete frisst über 50 Prozent des Einkommens. Junge Menschen, die aus beruflichen Gründen häufiger ihren Wohnort wechseln müssen, reiben sich dann die Augen. Gerade in attraktiven Großstädten wird es immer schwerer, eine Wohnung zu finden. Davon sind auch Studenten betroffen, die noch kein regelmäßiges Einkommen haben. Sie ziehen bei Wohnungsbesichtigungen fast immer den Kürzeren. Oft bleibt ihnen nichts anderes übrig, als eine sehr kleine Wohnung anzumieten, die über einen Makler angeboten wird. Dann ist neben der Kaution von zwei Monatsmieten die ebenso hohe Maklercourtage fällig. Zusammen mit der ersten Miete wollen somit Beträge von mehreren tausend Euro aufgebracht sein, was den meisten nur mit Hilfe zahlungsbereiter Eltern oder Verwandter gelingt. Als weitere Belastung kommen die ständig steigenden Nebenkosten für Strom, Heizung und Wasserversorgung hinzu.

Schlecht dran sind bei den gegenwärtigen Boom-Zeiten im Immobilienbereich auch diejenigen, die vor zwei oder drei Jahren ihr Reihenhaus oder Eigenheim verkauft haben und den Erlös auf einem Sparkonto deponierten. Sie zahlten auf die mickrigen Zinsen noch Steuern und stellen nun fest, dass sie für ihr Geld nur noch eine kleine Eigentumswohnung von vielleicht 60 Quadratmetern mit zwei Zimmern erwerben können.

In Zukunft seien Preissteigerungen jedoch nicht sicher, warnen bereits Analysten des Immobilienmarktes. Schließlich hätten in den letzten Jahren viele – aus Angst vor der Eurokrise – auch überteuerte Wohnungen gekauft. Irgendwann komme diese Entwicklung aber an ihr Ende. Von einer Immobilienblase allerdings wie in Spanien oder den USA könne man in Deutschland noch nicht sprechen, meint IVD-Vizepräsident Michael Schick. In den betreffenden Ländern habe man vor dem Platzen der Immobilienblase Steigerungen von 100 Prozent und mehr pro Jahr gehabt; in Deutschland dagegen verzeichneten die Bankinstitute in den letzten Jahren nur eine Steigerung von rund zehn Prozent bei den Hypothekenkrediten und verlangten zudem Eigenkapitalsätze zwischen 20 und 50 Prozent, je nach Lebensalter und Einkommenssituation. Zudem würden die Bevölkerungszahlen in allen deutschen Großstädten mit über 500000 Einwohnern wachsen. Problematisch seien nur Großstädte mit weniger Bürgern.

Klaus Bader von der französischen Bank Societé Générale sieht daher die Verlierer nur bei denen, die bisher kein Wohneigentum besitzen, häufiger neue Wohnungen anmieten oder auf relativ hohem Preisniveau in Zukunft noch eine Wohnung kaufen müssen. Hinrich E. Bues


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