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06.10.12 / Autobauer am Abgrund / Absatz in Europa bricht dramatisch ein – Werksschließungen drohen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Autobauer am Abgrund
Absatz in Europa bricht dramatisch ein – Werksschließungen drohen

Wirkliche Feierlaune will bei der diesjährigen Pariser Automesse nicht aufkommen. Das Branchentreffen wird überschattet vom ungebremsten Fall der Verkaufszahlen vor allem im Süden Europas. Erneut sind die Zulassungszahlen von Autos gesunken, verglichen zum Vorjahr wurde für den August ein Absatzrückgang von 8,5 Prozent gemeldet. Hinter dem Wert für Gesamteuropa verbergen sich Einbußen von 4,7 Prozent in Deutschland, aber auch regelrechte Absatzeinbrüche von 20 Prozent wie in Italien. Schon jetzt gilt die Lage einiger Hersteller als angespannt – das Jahr 2013 könnte allerdings sogar als Schreckensjahr in die Geschichte der Branche eingehen, so die zunehmende Befürchtung. Nur 11,6 Millionen Fahrzeuge und damit das schlechteste Verkaufsjahr in Westeuropa seit 1993, lautet etwa die Prognose des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer.

Noch in einer komfortablen Lage ist, wer wie die deutschen Hersteller VW, Daimler und BMW den wegbrechenden Autoabsatz in Europa durch Geschäfte in Asien und Nordamerika ausgleichen kann. Herstellern mit starker Fixierung auf Europa drohen allerdings massive Verluste. Erwartet wird dies für Peugeot sowie für das Europageschäft von Ford und die GM-Tochter Opel. Nicht viel besser sieht die Lage für den italienischen Autobauer Fiat aus. „Noch nie im Leben war ich Zeuge von derart niedrigen Fahrzeugverkäufen“, so unlängst Fiat-Chef Sergio Marchionne. Investitionspläne über 20 Milliarden Euro, die für die nächsten fünf Jahre geplant waren, sind inzwischen bereits gestrichen, in der italienischen Presse wird bereits über staatliche Hilfen für Fiat spekuliert. Der Anlass: Ein Treffen zwischen Premier Mario Monti und Marchionne, das Ende September stattgefunden hat. Selbst wenn aus Rom nochmals eine Art von „Abwrack­prämie“ auf den Weg gebracht wird, oder gar direkte Gelder fließen sollten, wird die Schließung eines weiteren Werkes kaum zu verhindern sein, nachdem 2011 bereits für eine Fabrik auf Sizilien das Aus kam. Nach Einschätzung des Fiat-Chefs habe Italien angesichts des kriselnden europäischen Autoabsatzes mindestens ein Werk zu viel.

Für die gesamte Automobilindustrie gelten branchenintern gar fünf Fabriken in Westeuropa als überflüssig. Werksschließungen dürften bei Fortdauer der Absatzkrise deshalb nicht nur bei Fiat bald auf der Tagesordnung stehen. Peugeot hat bereits die Schließung eines Standortes bei Paris angekündigt, die Zukunft des Opel-Standortes Bochum ist nach wie vor unsicher. Deutlich wird mit dem Wegbrechen der Verkaufszahlen in Europa, dass mit staatlichen Verkaufsanreizen wie den Abwrackprämien das Problem der Überkapazitäten nicht gelöst, sondern nur um kurze Zeit verschoben worden ist. Vor allem Käufer unterer und mittlerer Preissegmente haben durch den subventionierten Autokauf ihre Neuanschaffungen lediglich vorgezogen, insgesamt ist die Nachfrage aber nicht größer geworden. Die entstandene Nachfragelücke schlägt nun – verstärkt durch die anhaltende Wirtschaftskrise – mit voller Wucht auf den Markt durch. Norman Hanert


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