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06.10.12 / Sterben für den Mülleimer / Jährlich werden 20 Millionen Schweine zu viel produziert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Sterben für den Mülleimer
Jährlich werden 20 Millionen Schweine zu viel produziert

Milliardenschwer sind die Subventionen, die aus Deutschland und den EU-Töpfen in die Mast von 59 Millionen Schweinen fließen, die jährlich hierzulande geschlachtet werden. 1,8 Milliarden Euro betragen die Fördergelder für Ackerflächen für Tierfutter, luxuriöse Stallneubauten oder Zollerleichterungen. Dies kritisiert der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Nun kommt heraus, dass schätzungsweise 20 Millionen Schweine jährlich umsonst geschlachtet worden sein sollen, wie die Umweltschutzorganisation WWF be­hauptet. Da in den Industrienationen etwa ein Drittel aller Nahrungsmittel auf dem Müll landet, errechneten die Umweltschützer per Hochrechnung diese Zahl.

In dem SWR-Fernsehbeitrag „Schweine für den Müllcontainer“ machten die Autoren zudem auf die unzumutbaren Haltungsbedingungen in der Schweinemast aufmerksam. Dicht gedrängt würden die Tiere ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit auf Betonböden dahin vegetieren. Schweinemäster würden umso mehr verdienen, je dichter die Schweine ständen. Achim Spiller, Agrarökonom an der Universität Göttingen, rechnete vor, dass ein Mastbetrieb mit 2000 Plätzen jährlich maximal 7300 Schweine mästen kann. Je dichter die Tiere eingepfercht würden, desto höher sei der Gewinn bei gleichhohen Personal- und Betriebskosten.

Schuld an der Überproduktion von Schweinefleisch soll vor allem der niedrige Preis sein, so die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning. Das billige Schweinefleisch führe zu einer geringen Wertschätzung beim Verbraucher. Der Grund für die niedrigen Ladenpreise liege in den hohen Subventionen. So werde der Preis für viele Wurstsorten und Schweinefleisch künstlich niedrig gehalten, weswegen Restaurants, Hotels oder Handelsketten skrupellos das nicht verwertete Fleisch dem Müllcontainer zuführen würden. Die Geschäftsführerin des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF), Heike Harstick, widerspricht den Darstellungen der Naturschutzverbände nur zum Teil. Der Grad der Überversorgung liege bei rund 110 Prozent. Die rund sechs Millionen überproduzierten Schweine würden nicht auf dem Müll landen, sondern nach Möglichkeit in den Export gehen. Schließlich produziere man in der deutschen Automobilindustrie auch nicht nur so viele Autos, wie hierzulande gebraucht würden, bemühte sich Harstick um einen Vergleich.

Eher angestachelt sehen sich die Naturschützer durch solche Argumente. Sie verweisen auf den hohen Antibiotika-Verbrauch in der Schweinemast, der auch für Menschen schädlich sei, und den seit Jahren zu hohen Fleischkonsum in den Industrienationen. Dieser würde das Welthungerproblem ständig verschärfen, denn eine stetig steigende Zahl von Ackerflächen würde für den Anbau von Tierfutter verwendet. Da für die Tiermast weit mehr natürliche Ressourcen als für den Getreideanbau eingesetzt werden müssten, sei die Rechnung klar: je mehr Tiermast, desto größer der weltweite Hunger. HEB


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