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06.10.12 / Sonderschauen für Hauptmann / Haus Schlesien ehrt den europaweit beachteten Nobelpreisträger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Sonderschauen für Hauptmann
Haus Schlesien ehrt den europaweit beachteten Nobelpreisträger

Dass das Haus Schlesien Bezüge zu Gerhart Hauptmann aufweist, wird dem Besucher nicht nur beim Rundgang durch die neuen Sonderausstellungen bewusst. Schon vor dem Haupthaus des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde in Königswinter-Heisterbacherrott ist eine Büste des Schriftstellers zu sehen. Im Eichendorffsaal wiederum steht der Steinway-Flügel aus dem Besitz des Nobelpreisträgers.

Bei der musikalisch umrahmten Vernissage der Präsentation „Der Dichter der Menschlichkeit. 100 Jahre Literaturnobelpreis für Gerhart Hauptmann“ und der Gastausstellung „Agnetendorf auf alten Postkarten“ war der Eichendorffsaal bis auf den letzten Platz besetzt. Die gute Publikumsresonanz ist dem hohen Bekanntheitsgrad des schlesischen Literaten zu verdanken, an dessen 150. Geburtstag hiermit erinnert wird. Auch der vor 100 Jahren verliehene Literaturnobelpreis findet in der Ausstellung gebührende Aufmerksamkeit.

Aspekte des Lebens, Werkes und Wirkens sowie des politischen und sozialen Umfeldes des im Jahre 1862 in Obersalzbrunn/Schlesien geborenen und in 1946 in Agnetendorf [Agnieszków] in Schlesien verstorbenen deutschen Dramatikers und Schriftstellers werden in der umfangreichen „Hauptmann“-Schau dokumentiert.

Nicola Remig, die Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde Königswinter-Heisterbacherrott erklärte die Kriterien, die zur Auswahl der repräsentativen Exponate führten: „Was lag näher im Haus Schlesien, als für die Ausstellung inhaltliche Schwerpunkte zu wählen, die mit der Verbundenheit Hauptmanns zu seiner Heimat Schlesien in Zusammenhang stehen. Bei all seiner deutschlandweiten Bekanntheit zu Lebzeiten, bei seiner europaweiten Beachtung, die er nicht zuletzt durch frühzeitige und vielfältige Übersetzungen und Theateraufführungen erfahren hat – in seiner heimischen Umgebung des Riesengebirges fühlte er sich letztlich aufgehoben.“ Schließlich sei die Ausstellung keine Biographie, so Remig weiter. So habe man sich im Hinblick auf den Präsentationsort unter anderem auf die Auswahl einiger Lebensstationen von Hauptmann und seiner politischen Einstellung über die wechselvolle Zeit seines langen Lebens sowie auf die Darstellung seiner Beziehungen zu drei wesentlichen Frauenfiguren, die sich auch in seinem Werk niederschlagen, beschränkt.

Insgesamt wird der Dichter und sein Werk unter dem Aspekt der Menschlichkeit beleuchtet. Unabhängig von der jeweils aktuellen politischen Situation scheint sein Handeln immer von der Loyalität gegenüber Deutschland und seinen Mitmenschen bestimmt gewesen zu sein. Dass Gerhart Hauptmann zeitlebens ein interessantes Motiv für verschiedene Künstler war, ist aus den zahlreichen Büsten, Porträts und Grafiken zu erkennen, die im Ausstellungsraum zu sehen sind.

Die Exponate stammen sowohl aus den Beständen von Haus Schlesien wie auch vor allem von institutionellen und privaten Leihgebern. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek Berlin, die den Nachlass Hauptmanns bewahrt, sind das Original der Nobelpreis-Urkunde von 1912 sowie weitere seltene Dokumente zu sehen. Die Sammlung Salem hat farbenfrohe Aquarelle von Walter Eberhard Loch zur Verfügung gestellt, die als Illustrationen zu Hauptmann-Werken entstanden sind.

Als besondere Leihgabe gilt das aus Agnetendorf mit dem Sonderzug gerettete sogenannte „Muttersofa“, in das sowohl Gerhart als auch Margarete Hauptmann nach ihrem Tode gebettet wurden.

Mehrere Erstausgaben von Hauptmanns literarischen Werken sowie Manuskripte, Briefe, historische Fotografien, Briefmarken und Gedenkmünzen gehören zu der Fülle der Ausstellungsstücke. Anhand von Hintergrundinformationen wird dem Besucher Interessantes zur Entstehungsgeschichte und Rezeption sowie zur Aufführung einiger Hauptwerke wie „Die Weber“, „Die Ratten“ und „Die Finsternisse“ vermittelt.

Den Bogen zur Aktualität schließt die Sonderpostkarte der polnischen Post, die im Jubiläumsjahr 2012 herausgebracht wurde. Sie entstand im Rahmen eines Schülerwettbewerbs, bei dem sich die Teilnehmer künstlerisch mit der Gestalt Gerhart Hauptmanns und seinem Werk auseinandergesetzt haben.

Um den Besuchern einen möglichst umfangreichen Überblick zu Gerhart Hauptmann bieten zu können, zeigt Haus Schlesien auch eine Gastausstellung des polnischen Partnermuseums Gerhart Hauptmann Haus, Agnetendorf. Julita Zaprucka, die bei der Vernissage anwesende Direktorin der Kultureinrichtung, hob die Bedeutung von Haus „Wiesenstein“ in Agnetendorf für Gerhart Hauptmann hervor. Informiert wurde zudem über die vielfältigen kulturellen Aktivitäten, die heute auf dem „Wiesenstein“ – Gedenkstätte und Museum im Riesengebirge – stattfinden. In der Ausstellung sind alte Postkarten des beliebten Ausflugsziels der Riesengebirgstouristen zu sehen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch seinen berühmten Einwohner Gerhart Hauptmann für Besucher aus ganz Europa noch interessanter wurde. Einige der schwarz-weißen Fotomotive tragen Namen wie „Villa Gerhart Hauptmann“, „Der Wiesenstein mit Hochgebirge“ und „Agnetendorf im Rsgb. mit Schneegruben“. Dieter Göllner

Beide „Hauptmann-Sonderschauen“ im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacherrott sind bis zum 17. Februar 2013 zu besichtigen.


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