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06.10.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Alles logisch / Warum sie so viel vom Krieg reden, wieso wir die Versailler Reparationen zurück bekommen, und weshalb ständig Akten wegmüssen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-12 vom 06. Oktober 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Alles logisch / Warum sie so viel vom Krieg reden, wieso wir die Versailler Reparationen zurück bekommen, und weshalb ständig Akten wegmüssen

Im Gespräch mit dem Ex-Chef der Deutschen Bank bei Gün­ther Jauch hat Daniel Cohn-Bendit die Deutschen an ihre Mitschuld an der griechischen Krise erinnert. Auch weil deutsche Firmen so viele teure Waffen an Athen verkauft hätten, seien die Hellenen in den Modder gesackt. Die hätten sie sich nämlich gar nicht leisten können.

Eine interessante Logik, die wir nicht zum ersten Mal gehört haben. Cohn-Bendit ist Chef der Grünen-Fraktion im EU-Parlament, also sozusagen der ranghöchste Grüne Europas. Seine Sicht hat Gewicht; so ist es kein Wunder, dass Renate Künast genauso argumentiert.

Wir hatten uns die Logik dieses Vorwurfs schon mal zur Brust genommen und den Spieß einfach umgedreht: Was wäre, wenn ich mir auf Naxos ein schickes Feriendomizil kaufe, mit dem ich mich finanziell völlig überhebe, um anschließend den griechischen Verkäufer für meine Misere verantwortlich zu machen und vom hellenischen Steuerzahler Unterstützung zu verlangen? Wobei ich die Griechen natürlich beschimpfen würde, wie hinterhältig sie mich übers Ohr gehauen haben und wie sie so unsolidarisch sein könnten, jetzt nicht sofort und umfänglich zu zahlen! Ja, was wäre dann? Die Griechen würden entweder nur ungläubig staunen oder mir die Ohren langziehen.

Vielleicht sollte man das wirklich mal machen, nur so zum Schein. Mit versteckter Kamera. Den Film zeigen wir dem Cohn-Bendit, damit er mal sehen kann, wie es mit der europäischen Solidarität ausgeht, wenn der Deutsche nicht als milder Zahler sondern als frecher Forderer auftritt. Da könnten wir dann genießen, wie der Grüne mit puterrotem Kopf ins Stottern gerät, wetten?

Na, die Wette würden wir wohl verlieren. Daniel Cohn-Bendit würde keine Sekunde zögern, um Plan B aus der Tasche zu ziehen: den Zweiten Weltkrieg, die Nazis und so weiter.

Das fällt mittlerweile richtig auf: Da es immer schwieriger wird, den Deutschen einzureden, dass sie am meisten vom Euro profitiert hätten, lässt man den braunen Knüppel immer häufiger aus dem Sack. Helmut Schmidt hat ihn neulich bei Maybrit Illner tanzen lassen: Deutschland müsse weiter zahlen, weil es den Zweiten Weltkrieg und den Massenmord an den Juden zu verantworten habe. Und Schluss. Der damalige EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen ging vor knapp zwei Jahren, ebenfalls bei Illner, noch einen Schritt weiter. „Das ganze Projekt ,Europäische Einheit‘ ist wegen Deutschland notwendig geworden. Es ging und geht weiter darum, Deutschland einzubinden“, so Verheugen damals.

„Einzubinden“ klingt unbehaglich nach Ketten, und Schmidts oder Cohn-Bendits Zahlungsforderung atmet den Schweiß von Fronarbeit, welche die Deutschen kollektiv und für alle Zeiten leisten sollen.

Was davon zu halten ist, darüber wird trefflich gestritten, aber eines scheint niemandem so recht aufzufallen: Die beiden üblichen Euro-Argumente, Deutschland sei der „Hauptprofiteur“ und „Deutschland zahlt für den Krieg“, schließen sich aus: Denn wenn der Euro nur im Zusammenhang mit den NS-Untaten zu rechtfertigen ist und Deutschland gleichzeitig der „Hauptprofiteur“ der Einheitswährung sein soll, dann hieße das ja, dass die Deutschen für die NS-Verbrechen mit dem Euro belohnt werden sollen. Das wollen doch wohl weder Schmidt noch Cohn-Bendit.

An irgendeiner Stelle wird hier also gelogen, das steht mal fest. Kein guter Eindruck, der sich sogar noch weiter verfinstern könnte. Nicht nur die europäischen Nachbarn haben nämlich ein Gedächtnis, auch die Deutschen könnten ihres wiederentdecken. Es ist nämlich nicht das erste Mal, das Deutschland wegen eines verlorenen Krieges zur Kasse gebeten wird.

Erschrocken von den neuesten Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft stellte der „Spiegel“ vergangene Woche ängstlich die Frage: „Sind die Deutschen doch nicht die Hauptverantwortlichen für den Ersten Weltkrieg?“ Dann lesen wir den langen Beitrag von Holger Afflerbach, einem Uni-Historiker im englischen Leeds. Darin zerpflückt er die „Hauptschuldthese“ gegen Deutschland in Bezug auf Weltkrieg I nach Strich und Faden. Bis auf interessante Details bestätigt er allerdings nur, was seriöse Historiker seit Jahrzehnten klarstellen: Die „Haupt-“ oder gar „Alleinschuldthese“ war von Anfang an Lüge.

Nun haben die Deutschen für diese Lüge aber bis in die 1990er Jahre hinein Milliarden Mark an „Reparationen“ gezahlt. Zu Unrecht, wie spätestens seit dem „Spiegel“-Beitrag auch die Letzten erfahren haben. Bevor wir also über weitere, in Euro gehüllte Reparationen für den Zweiten Weltkrieg reden, sollte Deutschland da nicht erst einmal die Rückzahlung der ungerechtfertigten Versailler Forderungen von 1919 einklagen? Das wäre doch nur gerecht! Außerdem käme da (mit Zinsen) ganz schön was zusammen, womit wir allerhand Gutes tun könnten im auseinanderdriftenden Europa.

Wenn Peer Steinbrück wirklich Kanzler werden sollte (worauf im Moment wenig hindeutet), könnte er sich ja mal um den Vorgang kümmern. Steinbrück wäre der Richtige, denn nichts liegt ihm so sehr am Herzen wie die Gerechtigkeit, gerade wenn’s ums Geld geht. Daher geißelt der forsche Hanseat bei jeder Gelegenheit die Gier der Banker, die alles nähmen, was sie kriegen könnten.

Die verteidigen sich damit, dass sie „strikt im Rahmen der geltenden Gesetze gehandelt“ und sich daher nichts vorzuwerfen hätten. Doch das lässt Steinbrück nicht gelten: Es reiche nicht, dass alles legal sei. Es müsse auch moralisch zu rechtfertigen sein. Bei dem Thema kann er sich richtig in Rage reden, der Steinbrück.

Etwas ungelegen kam daher die Enthüllung, dass er selbst seit 2009 mindestens (!) eine halbe Million Euro für Vorträge und Interviews eingesackt hat, als Zusatzeinkommen zu seinem Abgeordnetengehalt, das auch nicht mager ausfällt. Die Nachricht fiel ihm auf die Füße, noch bevor er überhaupt offiziell gekürt war. Sehr ärgerlich.

Wie ärgerlich das war, konnten wir im Gesicht von SPD-Chef Sigmar Gabriel lesen. Mit glühendem Gesicht sahen wir ihn bei „Berlin direkt“ für seinen Genossen kämpfen: Steinbrück hätte schließlich „strickt im Rahmen der geltenden Gesetze gehandelt“ und müsse sich daher nichts vorwerfen. Na also.

Immerhin ist Steinbrück auch bei anderen Leuten nicht kleinlich. Die Griechen sollen mehr Zeit bekommen und überdies mehr Geld, und das noch für viele, viele Jahre. Cohn-Bendit sieht das genauso und fürchtet andernfalls, dass „Griechenland in den Faschismus kippt“. Schlimm, schlimm.

Für uns aber kein Grund, sich aufs hohe Ross zu setzen. Die braune Gefahr lauert nämlich auch hierzulande. Innenminister Hans-Peter Friedrich macht uns Angst, dass einige Landstriche in den neuen Bundesländern gezielt von Neonazis unterwandert würden. Da müsse was getan werden.

Nur was? Ein neues NPD-Verbotsverfahren? Schwierig. Es gibt eine viel einfachere Lösung, die dazu noch Geld einspart! Warum legt man nicht die vielen Staats-Nazis still, also die, die nur auf braun machen, weil sie von den unterschiedlichsten Geheimdiensten dafür bezahlt werden?

Offensichtlich hat sich ein gigantisches Gestrüpp von Staats-Nazi-Nestern entwickelt, das niemand mehr im Blick hat. Manchmal geraten die Staats-Nazis des einen Dienstes ins Visier der Ermittler des anderen, die gar nicht wissen, dass sie eigentlich Kollegen observieren. Wenn so etwas zu offensichtlich geschieht, dann müssen sofort die Akten „aus Versehen“ geschreddert werden, damit nicht alles auffliegt. Die braven Medien sprechen dann von einer „Ermittlungspanne“. Immer wieder unterhaltsam. Doch wer weniger Nazis will, der sollte hier einfach mal kräftig rationalisieren. Dann müssten auch nicht mehr jede Woche neue Akten vernichtet werden.


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