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13.10.12 / Polen in Katerstimmung / Fußball-EM und Euro-Krise werfen dunkle Schatten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-12 vom 13. Oktober 2012

Polen in Katerstimmung
Fußball-EM und Euro-Krise werfen dunkle Schatten

Magere Jahre stehen Polen bevor, so lautet die Prog-nose, die von fünf Wirtschaftsexperten in der „Gazeta Wyborcza“ abgegeben wurde. Bereits bis zum Jahresende könnte dem Land ein Anstieg der Arbeitslosigkeit auf bis zu 14 Prozent bevorstehen, so die Befürchtung.

Schon jetzt durchzieht eine Pleitewelle vor allem die Baubranche Polens, in der mittlerweile der Verlust von 150000 Arbeitsplätzen droht. Es ist ausgerechnet die Fußball-Europameisterschaft, die als Resultat Pleiten statt Gewinne mit sich gebracht hat. Die Zuschläge für die öffentlichen Aufträge wurden nur an die billigsten Anbieter erteilt. Um zum Zuge zu kommen, waren die Kalkulationen der Firmen so eng, dass am Ende Sub-Unternehmer auf ihren Rechnungen sitzen geblieben sind. Die Folge sind nun hunderte Insolvenzen und Banken, die um ihre Kredite bangen.

Zu spüren bekommen haben die Furcht der Banken bereits private Kreditnehmer, die sich vor Jahren auf Darlehen in Euro oder Schweizer Franken eingelassen haben. Die einst günstigen Kreditbedingungen haben sich inzwischen für viele Polen zu einem Albtraum entwickelt. Währungsschwankungen haben die Zahlung der Kreditraten verteuert, nun versuchen die Banken drohende Verluste bei den Fremdwährungskrediten zu begrenzen. Dieser Versuch scheint allerdings die Lage auf dem Immobilienmarkt erst recht eskalieren zu lassen. Immer mehr Bankkunden erhalten seit einigen Monaten die Aufforderung, den Wert ihrer per Kredit finanzierten Immobilien neu schätzen zu lassen. Die dahinterstehende Befürchtung der Banken: Den Krediten in Euro oder Franken stehen nur noch Immobilien gegenüber, die inzwischen an Wert verloren haben. Wird die Neutaxierung der Immobilien verweigert, dann kommt die Forderung, eine teure Zusatzversicherung abzuschließen, um so die Risiken abzusichern. Verweigern die Kunden ihre Unterschrift, dann stellen die Banken die Kredite sofort fällig. Das Vorhaben könnte so leicht zum Auslöser für eine Verkaufswelle bei Immobilien werden.

Allerdings ist es nicht nur die Bau- und Immobilienbranche, über die nun dunkle Wolken zusammen ziehen. Polnische Wirtschaftsexperten fürchten, dass die Krise der Euro-Zone samt Sparmaßnahmen auch Auswirkungen bis nach Polen haben wird. Wegbrechen könnten etwa die Exporte in die übrige EU, die eine wichtige Säule des Wirtschaftswachstums der letzten Jahre waren. Ebenso ausbleiben könnten ausländische Investitionen in Polen. Bei einer Zuspitzung der Euro-Krise ist nicht einmal sicher, ob die Triebkraft des polnischen  Wirtschaftswunders nicht spürbar nachlassen wird: der Strom von EU-Geldern nach Polen. Noch vor Griechenland und Ungarn ist  Polen mit weitem Abstand größter Profiteur von EU-Transferzahlungen. Für den Zeitraum von 2007 bis 2013 sind Polen 67,3 Milliarden Euro von Brüssel fest zugesagt. Selbst die polnische Ministerin für Regionalentwicklung, Elzbieta Bienkowska, führt die Hälfte des Wirtschaftswachstums der letzten Jahre auf den Fluss von EU-Geldern zurück.       N. Hanert


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