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13.10.12 / Befreiung vom Staat / Autor fordert mehr Freiheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-12 vom 13. Oktober 2012

Befreiung vom Staat
Autor fordert mehr Freiheit

„Politiker – Eine derzeit nicht besonders angesehene Berufsgruppe, die sich fast nur noch mit Problemen beschäftigt, die sie selbst verursacht hat. Politiker leben heute in der Regel von, nicht nur für die Politik.“ Dies ist nur eine von zahlreichen pointierten Beschreibungen aus dem Buch „Freiheit oder Knechtschaft? Ein Handlexikon für liberale Streiter“ von Gerd Habermann. Und auch, wenn man nicht alle Ansichten des Vorstandsvorsitzenden der „Friedrich A. von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft“ teilen kann, bietet er zahlreiche Gedanken, die zum Nachdenken anregen.

„Wer die Macht über Wörter erringt, hat die Macht über die Menschen“, so der Wirtschaftsphilosoph. „Diese Erkenntnis haben Philosophen, Revolutionäre und Politiker in verschiedenen Variationen seit Jahrtauenden begriffen und praktiziert. Unser angeblich so transparentes und informiertes Zeitalter macht da keine Ausnahme.“ Dies belegt Habermann auch zugleich anhand mehrerer Beispiele, bei denen er aufzeigt, wie bestimmte Begriffe in der veröffentlichten Meinung inzwischen für alles stehen, was nicht links ist und was somit als böse gilt, so zum Beispiel Gewinn, Liberalismus, Unternehmer, Kapitalismus oder Wettbewerb.

Bei manchen Definitionen freut sich der Leser diebisch über die herrliche Erklärung Habermanns. „Abgabenquote: Koeffizient für das Maß der Entmündigung einer Gesellschaft“ oder „Agrarpolitik: Eine Filiale der Sozialpolitik, mit dem Motiv, einer Berufsgruppe durch staatliche Eingriffe die Anpassung an die Märkte zu ersparen und einen ,paritätischen‘ Lebensstandard zu sichern.“ Hinter fast jedem Begriff bietet der Autor Bücher an, in denen der Leser mehr zu dem angesprochenen Thema erfährt, schließlich ist dies nur ein Handlexikon und die meisten Beschreibungen sind etwa eine halbe Seite lang. Doch hier fällt auf, dass manche Lesetipps schon vor mehreren Jahren veröffentlicht wurden, was gerade bei Finanzthemen negativ ist, schließlich ist in den letzten Jahren seit der Bankenkrise viel passiert. So ist auch Habermanns Anpreisung privater Vorsorge in Form von Kapitalstöcken mit Vorsicht zu genießen. In den letzten Jahren wurde so viel Geld verbrannt und das jetzige, von den überschuldeten Staaten bei der EZB forcierte niedrige Zinsniveau lässt selbst noch vorhandene Vermögen bei den Banken schrumpfen. Doch wenn Habermann zum Thema Antidiskriminierung schreibt, dass diese genau das bewirke, was sie eigentlich verhindern soll, eben Diskriminierung, wenn auch hier nicht der Minderheit durch die Mehrheit, sondern der Mehrheit durch die Minderheit, dann verzeiht man ihm andere Schwächen.

Auf jeden Fall dürfte vielen Lesern des Buches bewusst werden, dass Staat auch anders geht, als es heute der Fall ist. Es geht dabei auch gar nicht darum, von dem derzeitigen immer planwirtschaftlicher anmutendem System in das von Habermann vorgeschlagene andere Extrem zu wechseln, doch der Autor gibt Anregungen, wie weniger Staat auch wieder mehr Lust auf den Staat machen kann.   Rebecca Bellano

Gerd Habermann: „Freiheit oder Knechtschaft? Ein Handlexikon für liberale Streiter“, Olzog, München 2011, gebunden, 247 Seiten, 26,90 Euro


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