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20.10.12 / Porträts gegen das Vergessen / Hamburger Preisträgerin stellt in der Nürnberger Akademie Fotografien aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-12 vom 20. Oktober 2012

Porträts gegen das Vergessen
Hamburger Preisträgerin stellt in der Nürnberger Akademie Fotografien aus

Verena Berg präsentiert bis zum 11. November ihre Dokumentation „Generation Flucht“ in der Nürnberger Akademie am Gewerbemuseumsplatz in Nürnberg. Dabei handelt es sich um eine Verbindung von Porträtfotos, Naturbildern und Protokollen, die für den Lagois-Fotowettbewerb 2012 des Evangelischen Presseverbandes für Bayern entstanden.

Zum Lagois-Preis gehörte diesmal auch ein Förderpreis. Mit ihm werden Foto-Projekte unterstützt, die erst noch realisiert, beziehungsweise erweitert oder beendet werden sollen – vorzugsweise zu sozial- oder gesellschaftspolitischen Themen. Die Gewinnerin des diesjährigen Förderpreises, zu dem über 50 Bewerbungen eingingen, war die Hamburger Fotografin Verena Berg. Die 30-jährige Fotokünstlerin studierte visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel mit Schwerpunkt Fotografie bei Professor Bernhard Prinz und war von 2010 bis 2012 Meisterschülerin bei Professor Arno Fischer an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin.

Verena Berg sagte zu ihrem Projekt: „Ich möchte Zeitzeugen porträtieren, die während des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat fliehen mussten“. Der Zweite Weltkrieg habe eine beispiellose Völkerwanderung ausgelöst, fast zwölf Millionen Menschen seien von Flucht und Vertreibung betroffen gewesen. „Ich möchte durch eine offene und ehrliche Dokumentation an die Geschichte unserer Großeltern, Eltern, Geschwister und Freunde erinnern, damit dieser Teil der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät“, so Berg weiter.

Verena Berg hat die Fluchtgeschichte von Herbert Schaak aus Markienen, Heinzgeorg Neumann aus Friedeberg in der Neumark, Irmgard Klaaßen aus Bartenstein und Brigitte Krenz aus Marienburg zusammen mit je einem Porträt und einem stimmungsvollen Naturbild zu einer Installation zusammengefasst. Die gleiche Gestaltung wählte Berg auch bei den Verfasserinnen der Bücher „Das gestohlene Jahrzehnt“ von Ruth Buntkirchen aus Königsberg sowie „Wir hatten immer Angst“ und „Der unvergessene Weg“ von Christel Wels (geborene Faust) aus Groß Pöppeln und „Zwillingsträume“, das sie mit ihrer Schwester Alice Skiendziel verfasst hat.

„Die eindrücklichen Texte und assoziativen Bilder vermitteln Emotionen, die eine ungewöhnliche Annäherung zum Thema Flucht und Vertreibung ermöglichen“, so die Jury in ihrer Begründung. Die Preisverleihung und Ausstellungseröffnung fand durch den Schirmherrn Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am 2. Oktober im Nürnberger Presseclub statt. Der 1912 geborene Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer. Nach Nürnberg kam Lagois 1946, die Stadt wurde zur Heimat für ihn. Die bayerische Landeskirche erkannte sein Talent und ernannte ihn 1969 zum Fernsehbeauftragten. Nun war er offiziell mit der Produktion von Bildreihen und Filmen für Religionsunterricht und Gemeinden beauftragt. Es folgten weiter Reisen, etwa nach Brasilien, Spanien und Israel. Nach seinem Tod am 27. Januar 1997 im Alter von 84 Jahren vererbte er seinen fotografischen Nachlass dem Evangelischen Presseverband für Bayern. Dieser publizierte einen Bildband, sortierte und digitalisierte das Bildmaterial für das Bildarchiv www.fotobayern.de. Im Jahr 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotowettbewerb“ ausgeschrieben, mit dem Ziel, die Bildberichtserstattung im Bereich Kirche, Religion und Diakonie zu fördern. Die Ausstellung „Generation Flucht“ von Verena Berg im Obergeschoss des ehemaligen Gewerbemuseum Nürnberg ist frei zugänglich bis 11. November zu sehen. Zum gleichen Thema gibt es Tondokumente von Christel Wels und Alice Skiendziel, Ruth Geede, Elly Wurm, Margarethe Foltin und Eberhard Wever auf der Homepage www.martin-lagois.de. Manfred E. Fritsche


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