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27.10.12 / Geschenke abgeschmettert / Glocken fürs Stadtschloss: Erneut lässt Potsdam Spender abblitzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Geschenke abgeschmettert
Glocken fürs Stadtschloss: Erneut lässt Potsdam Spender abblitzen

Potsdams Politiker haben wenig Neigung, Geschenke anzunehmen. Das legt zumindest ein aktueller Streit um zwei von einem Unternehmer gespendete Glocken für das Stadtschloss nahe. Die Politik weist die Anklänge an Vergangenes zurück.

Glocken im Wert von 50000 Euro will der Berliner Unternehmer Erik von Grawert-May für das Fortunaportal des Potsdamer Landtags im Stadtschloss spenden. Der Bau wird gerade äußerlich nach Originalvorlagen und teils mit Originalfassadenelementen wiederaufgebaut. Doch das Geschenk an den Landtag kommt dort nicht gut an: Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) lehnt die Gabe ab, „da sich die historische Fassade an der von Knobelsdorff 1744 orientiert“.

Die Bürgerinitiative „Mitteschön“ hält dagegen und verweist auf die Geschichte: „Bereits zur Fertigstellung des Fortunaportals gab es in der oberen Durchsicht ein Geläut.“ Das wurde demnach für die Schlosskirche benötigt und sei dort geblieben, bis Fried-rich der Große den Bereich umbauen ließ. Fritsch widerspreche sich selbst, „denn zu dieser Zeit hat es die Glocken im Fortunaportal noch gegeben“, so der Verein.

Unabhängig von der Frage historischer Verbürgtheit erregt das verhinderte Geschenk nun die Gemüter, weil es nicht die erste private Spende ist, die von der lokalen Politik schnöde behandelt wird. Auch die vom Software-Unternehmer Hasso Plattner vorgeschlagene Idee einer Kunsthalle für Bilder in der DDR bekannter Maler scheiterte jüngst an politischen Widerständen. Ähnlich rief die private Initiative zum Wiederaufbau der Garnisonkirche lange Widerstand bei Politik und Evangelischer Kirche hervor (die PAZ berichtete). Grawert-May sprach sich kürzlich auch klar für dieses Projekt aus.

Die Glocken für das Stadtschloss hat der Professor für Wirtschaftsethik im Ruhestand bereits gießen lassen. Die Landtagsverwaltung schmetterte im September mittels Grundsatzentscheid „zum Umgang mit Spenden, Schenkungen und vergleichbaren Anliegen des bürgerschaftlichen Engagements“ mögliche Gaben ab. Innenhof und Gebäude kämen (trotz klammer Haushaltslage) nicht für Geschenke in Betracht, so der Tenor. Der Verein Potsdamer Stadtschloss indes kritisiert die Haltung von Politik und Verwaltung scharf, angeblich „nicht verbürgte oder anachronistische Hinzufügungen aus anderen Epochen der Schlossgeschichte“ von vorneherein abzuschmettern. SV


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