26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.10.12 / Wachsen oder Untergehen?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Wachsen oder Untergehen?

Aus der Fusion zwischen EADS und BAE Systems wäre Europas größter Technologie-Konzern entstanden. Er hätte einen Umsatz von 72 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet und weltweit rund 220000 Menschen beschäftigt. Diesen Monat haben die beiden Konzerne bekanntgegeben, dass sie ihre Gespräche über eine Fusion beendet haben. Nach dem Scheitern dieser Ele­fan­ten­hoch­zeit zeigen die Beteiligten mit dem Finger aufeinander.

Die EADS-Führung unter dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Enders macht insbesondere die zögerliche Haltung der Bundesregierung verantwortlich. Die hatte an ihrem 15-Prozent-Anteil an EADS festhalten wollen und plant, EADS-Anteile aus dem Daim­ler-Paket zu übernehmen. Auch Frankreich will seine 15 Prozent behalten. Enders hatte eigentlich den Staatseinfluss auf den Konzern zurückdrängen wollen.

Das Verhältnis zwischen Bundesregierung und EADS ist ohnehin angespannt. EADS mochte sich nicht auf Bestandsgarantien für deutsche Standorte festlegen. Im Februar hatte der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hinze, EADS-Chef Enders aufgefordert, mehr qualifizierte Arbeitsplätze für die A350-Entwicklung nach Hamburg zu verlegen. En­ders hatte das abgelehnt, und die Bundesregierung hält – vermutlich deswegen – rund 600 Millionen Euro Finanzhilfen zurück.

Außerdem stand die Fusion eher unter dem Vorzeichen „Wachsen oder Untergehen“, denn beiden Firmen drohen in nächster Zeit Einbußen durch die schrumpfenden Rüstungs­etats ihrer Kunden. So sind die Aussichten der EADS-Rüstungssparte nicht rosig. Nach dem Ende der „Eurofighter“-Produktion 2017 ist kein großer Anschluss­auftrag in Sicht. F.L.

 

Zeitzeugen

Thomas Enders – Enders ist zurzeit Vorstandsvorsitzender von European Aerospace and Defence Systems (EADS). Von 2007 bis Anfang 2012 war er Airbus-Geschäftsführer. Anfang der 90er Jahre wechselte er vom Bundesverteidigungsministerium zu Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), später Daimler-Benz Aerospace. Er arbeitete zunächst im Marketing, leitete dann die Abteilung für Unternehmensentwicklung und rückte 2000 in den EADS-Vorstand auf.

Bernard Lathière – Absolvent der renommierten französischen Verwaltungshochschule ENA. Er war von 1975 bis 1985 Airbus-Geschäftsführer und ein engagierter Verkäufer des damals noch skeptisch beäugten A300. Dem Ex-Astronauten Frank Borman, der damals Eastern Airlines leitete, verkaufte er 23 Maschinen und schaffte so den Einbruch in den lukrativen amerikanischen Markt.

Felix Kracht – Der Flugpionier und studierte Flugzeugbauer überquerte 1937 erstmals die Alpen in einem selbstkonstruierten Segelflugzeug. Von 1970 bis 1981 war er Produktionsdirektor und Technischer Leiter in Toulouse. Er war maßgeblich an der „Transall“-Entwicklung beteiligt und gehörte zu den Männern der ersten Stunde bei der Deutschen Airbus GmbH, deren Geschäftsführer er ab 1967 war.

Arnaud Lagardère – Der steinreiche Sohn des Selfmademans Jean-Luc Lagardère wurde im Mai 2012 zum Aufsichtsratsvorsitzenden von EADS ernannt. Über die Lagardère SAS und die Lagardère Capital & Management SAS, deren Chairman er ist, ist er indirekt einer der größten privaten Anteils­eigner der EADS.

Franz-Josef Strauß – Der umstrittene CSU-Politiker und bayerische Ministerpräsident spielte eine führende Rolle bei Airbus. Als er Bundesfinanzminister im Kabinett Kiesinger war, gab er dem damaligen Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) die nötige Rückendeckung zur Airbus-Förderung. Von 1970 bis zu seinem Tod 1988 war Strauß Vorsitzender des Airbus-Aufsichtsrats. Er sorgte auch dafür, dass 50 Prozent der deutschen Luftfahrtindustrie in Bayern angesiedelt sind.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren