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27.10.12 / Drei deutsche Schriftsteller auf einen Streich / Lesereise nach Königsberg mit Arno Surminski, Hans Graf zu Dohna und Stephanie Kuhlmann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Drei deutsche Schriftsteller auf einen Streich
Lesereise nach Königsberg mit Arno Surminski, Hans Graf zu Dohna und Stephanie Kuhlmann

Das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg hat in Zusammenarbeit mit einem Hamburger Reisebüro erstmals eine sogenannte Lesereise nach Königsberg durchgeführt. Im Mittelpunkt der sechstägigen Reise standen vier Lesungen der beiden aus Ostpreußen stammenden Schriftsteller Hans Graf zu Dohna und Arno Surminski sowie der von einem Ostpreußen abstammenden Autorin Stephanie Kuhlmann. Drei von ihnen fanden mit dem Deutsch-Russischen Haus, dem Bernsteinmuseum und einem Hörsaal der Immanuel-Kant-Universität in Königsberg statt, die vierte im Kulturhaus zu Palmnicken. Die Zuhörerschaft bildeten keineswegs nur die 40 aus der Bundesrepublik und der Französischen Republik stammenden Reiseteilnehmer, sondern auch eine große Anzahl von Russen, da­runter auch Journalisten. Sie konnten zum Teil Deutsch wie die Germanistikstudenten der Universität. Wer nicht, erhielt die Lesetexte in russischer Übersetzung.

Stephanie Kuhlmann stellte aus ihrem Roman „Hoffnung heißt Nadjeschda“ die Stellen vor, in denen sie mit ihrem Mann der Herkunft ihres Vaters in Ostpreußen nachspürt und dabei freundschaftliche Verbindungen mit Russen herstellt. Der Tenor ihres Buches, der Wunsch nach weiterer Verbesserung der deutsch-russischen Verständigung, stieß besonders bei den russischen Zuhörern auf starken Beifall.

Hans Graf zu Dohna trug meist frei aus seiner Familiengeschichte mit dem Buchtitel „Waldburg-Capustigall“ Etappen aus der Ent­wick­lung seines Adelsgeschlechtes vor. Jedermann konnte aus den Hinweisen, dass im 19. Jahrhundert sein Geschlecht drei Generalfeldmarschälle hervorgebracht und dass in jener Zeit drei von den fünf sogenannten Königsschlössern den Dohnas gehört haben, die hohe Bedeutung dieses deutschen Geschlechtes für Gesellschaft und Kultur in Ostpreußen ableiten. Offen äußerte sich der Graf zum Zeitgeschehen. Er beklagte, dass die Sieger von 1945 „mit einem Lineal einen Strich quer durch Ostpreußen gezogen“ und diesen zur Grenze erklärt hätten, was er als unwürdig abqualifizierte. Und weiter: Ostpreußen sei ein „kostbarer, goldener Teppich der abendländischen Kultur“ gewesen, der nach 1945 ein „hässliches Loch“ erhalten habe.

Arno Surminski hatte es auf sich genommen, wieder einmal ins Königsberger Gebiet zu kommen, was die Zuhörer dankbar wahrnahmen. Ihn brauchte kein Moderator vorzustellen; er war Deutschen wie Russen bestens aus seinen vielen Büchern mit ostpreußischem Hintergrund bekannt. Aufschlussreich für das Denken von Russen waren sieben Diskussionsbeiträge, nachdem Surminski in Palmnicken aus seinem Roman „Winter Fünfundvierzig oder die Frauen von Palmnicken“ einige Abschnitte vorgelesen hatte, die den Todesmarsch von rund 3000 KZ-Häftlingen bis zur Annagrube von Palmnicken zum Inhalt hatten. Ein älterer Russe wollte wissen, wie viele Generationen lang die Deutschen ihre Schuld kultivieren wollten; ein anderer brachte Vorbehalte gegen eine Überbetonung von jüdischen Opfern zum Ausdruck mit dem Hinweis, dass generell zu den Mordopfern auch Nicht-Juden gehört hätten; ein weiterer hätte lieber gehabt, wenn der Roman nicht das Morden von Palmnicken zum Inhalt gehabt hätte, sondern eher Verbrechen am Schillerdenkmal in Königsberg.

Schließlich brachte eine Journalistin die Diskussion auf den springenden Punkt: Man solle nicht zu viel rückwärts schauen, denn die Zukunftsaufgabe heiße: Entwick­lung und Pflege einer deutsch-russischen Verständigung. Und damit meinte sie wohl auch ganz real die Städtepartnerschaft von Palmnicken mit dem zwischen Lauenburg an der Elbe und Schwarzenbek gelegen Gülzow, die allem Anschein nach gut funktioniert – wie manch andere inzwischen ins Leben gerufene Partnerschaft aus dem Königsberger Gebiet.

Die deutschen Gäste in Palmnicken waren sich einig: Man habe im Kulturhaus zu Palmnicken mit Surminskis Lesung und der anschließenden Diskussion eine ergreifende Stunde erlebt, weil sie zu gegenseitigem Verständnis beigetragen habe.

Neben den Lesungen, bot die Lesereise, bei der die An- und Abreise per Flugzeug erfolgte, auch Informationen über Königsberg, das umliegende Samland und die Kurische Nehrung sowie zahlreiche Begegnungen mit Offiziellen, darunter auch der Kulturreferent des deutschen Konsulats, sowie Studenten und einfachen Bürgern. Sieghard Rost

Nähere Informationen bietet: 3 R – Reisen, Russland Reisen Romanova, Mühlendamm 84a, 22087 Hamburg, Telefon (040) 22697074, Fax (040) 22697095, E-Mail: info@romanova-reisen.de


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