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27.10.12 / Im Blickwinkel die Ostpreußische Familie / Jörn Pekrul kam mit neuen Extra-Fotos aus Königsberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Im Blickwinkel die Ostpreußische Familie
Jörn Pekrul kam mit neuen Extra-Fotos aus Königsberg

Sein langer Brief beginnt mit einem Dankeschön, obgleich wir diejenigen sein müssten, die es aussprechen. Denn der Schreiber, Herr Jörn Pekrul aus Frankfurt, hatte uns mit Wort und Bild von seinen „Königsberger Wanderungen“ berichtet und damit wertvolle Beiträge für unsere Kolumne geliefert. Auf die wir auch in Zukunft nicht verzichten werden, denn unser Familienfreund Jörn hat sich erneut auf die Wanderschaft begeben, da er das Interesse unserer Leser und Leserinnen an seinen fotografisch festgehaltenen Eindrücken gespürt hat. Diese positive Resonanz, die er gerade von älteren Lesern erhielt, wurde für ihn zum Ansporn für die erneute Fototour durch die Stadt am Pregel, deren Eindrücke nun vorliegen. In fast 50 großformatigen, hervorragend aufgenommenen Bildern, die uns überraschen und erfreuen, denn die für unsere Familie ausgewählten Fotos haben in der Auswahl der Motive einen hohen Erinnerungswert, wie er bekundet: „Ich habe mich in Gedanken ganz bewusst von der Ostpreußischen Familie leiten lassen: Was könnte ihr gefallen, was könnte sie interessieren? Von welchem Gebäude wäre es für die Erlebnisgeneration vielleicht schön, einen aktuellen Eindruck zu gewinnen?“

Es standen daher in diesem Jahr keine touristischen Höhepunkte auf seiner Wanderroute. Stattdessen etwas, wozu die meisten Menschen sicherlich einen ganz alltäglichen Bezug gehabt haben: Schulen, öffentliche Gebäude und Krankenhäuser. Oder auch Details an Gebäuden, die alle Stürme der Zeit überstanden haben und die vielleicht in Königsberg allgemein nicht so bekannt waren, weil sie im urbanen Alltagsleben einer Großstadt damals nicht auffielen. Als Beispiel führt Jörn Pekrul eine Entdeckung an, die Emotionen in ihm weckte: „Da sah ich über einem Hauseingang auf der Vorstädtischen Langgasse eine kleine Skulptur von zwei arbeitenden Männern, die eine Tafel mit der Aufschrift ,1906‘ in der Hand hielten. So versehrt sie auch von den seither erfolgten Zerstörungen sind: Sie halten treu und tapfer durch! Eine sicherlich angemessene Metapher für die Königsbergerinnen und Königsberger, die hier gelebt haben. Als ich diese Skulptur fotografiert hatte, bemerkte ich beim Weitergehen im Rückblick, dass eine russische Familie mich beobachtet hatte und nun ihrerseits die Skulptur gründlich musterte. Der Vater schien seinen Kindern etwas sagen zu wollen – aber was? Auch aus weiterem Abstand bekam ich die Ratlosigkeit der russischen Betrachter mit. Von ähnlichen Begebenheiten ließe sich noch manches erzählen.“

Die reiche Bilderauswahl für unsere Ostpreußische Familie zeigt, dass Jörn Pekrul in diesem Jahr quer durch die ganze Stadt gewandert ist – von Löbenicht bis nach Ratshof, vom Friedländer Tor bis zur Burgschule, vom Haberberg bis zum Litauer Wall. Und er gibt dazu für den Betrachter die notwendigen Erklärungen. Die sind auch nötig wie das Foto beweist, das wir heute zeigen. Wenn wir fragen würden, um welches einst in Königsberg sehr bekannte Gebäude es sich handelt, würden wir kaum eine richtige Antwort bekommen, es sei denn, der Betreffende war selber in Königsberg. Es handelt sich um die Ostpreußische Mädchengewerbeschule an der Beethovenstraße – 1930 erbaut und im internen Sprachgebrauch auch „Mädchenaquarium“ oder „Klopsakademie“ genannt. Herr Pekrul vermerkt dazu: „Sie hat einen neuen Anstrich bekommen, die Bonbonfarben sind verschwunden und haben einem leicht bläulichen Farbton Platz gemacht. Dafür lässt sich Applaus spenden. Weiterhin wurde die Gebäudeseite an der Loewestraße mit alten Stadtansichten verziert, was vom Stil her nicht zum Gebäude passt, aber dennoch bemerkenswert ist, da es sich um historische Gebäude der Stadt handelt, die zum Teil nicht mehr vorhanden sind wie das Schloss. Soweit, so gut. Aber dann kommt die Katastrophe: Neben diesen alten Stadtansichten ist nunmehr ein feldgrauer Panzer aufgefahren, offenbar zum ständigen Verbleib am Haus bestimmt!“ Dies nur als ein Beispiel aus der großartigen Fotoauslese, die noch so manche Familienseite bereichern wird.

Dass Jörn Pekrul mir persönlich eine besondere Freude mit speziellen Aufnahmen aus meinem eigenen „Nestbereich“ rund um das Königstor gemacht hat, der noch nachvollziehbar ist, möchte ich hier noch erwähnen und meinen ganz herzlichen Dank sagen. Und damit noch einmal zu seinem Dankeschön, das auch einen persönlichen Grund hat: Nach einer Veröffentlichung seiner „Wanderungen“ auf unserer Familienseite meldete sich bei Herrn Pekrul ein Anrufer gleichen Namens. Es stellte sich heraus, dass es ein verschollen geglaubter Vetter seines Vaters war. „Es war ein schönes, herzliches Gespräch, das wir am Telefon führten. Dabei wurden erste Puzzleteile zusammengefügt, und die gegenseitige Sympathie war zu spüren. Wir wissen noch nicht, wie sich dieses Puzzle noch zusammenfügen wird.“ Hoffentlich zu einem großen, weitgehend lückenlosen Bild! (Jörn Pekrul, Breitlader Straße 65 in 60489 Frankfurt.) R.G.


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