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27.10.12 / Eine Frage der Zeit / Ein Blick auf die Uhr verrät: Ade Sommer-, willkommen Winterzeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-12 vom 27. Oktober 2012

Eine Frage der Zeit
Ein Blick auf die Uhr verrät: Ade Sommer-, willkommen Winterzeit

Bald ist es wieder soweit! Die Zeit wird umgestellt. Seit 1980 bedient man sich in unseren Landen der Sommerzeit und lässt im Frühling einen Sonntag eine Stunde kürzer und im Herbst dann eine Stunde länger dauern. Ob das wirklich energiesparend sein kann, ist mittlerweile umstritten. Sinn oder Unsinn dieser Aktion soll hier jedoch nur indirekt das Thema sein. Es geht also um Zeit.

Jeder weiß, was mit „Zeit“ gemeint ist, beschreiben kann man es aber nur schwer. Um sie zu messen, benötigt man also irgendwelche Maßstäbe. Und da kommen mal wieder und wie so oft die Babylonier ins Spiel. Die sind nämlich schuld. Sie teilten den Tag in 24 Stunden zu je 60 Minuten auf. Eigentlich ist diese Einteilung willkürlich. Man könnte auch eine andere wählen. Weil aber die Babylonier neben unserem Dezimalsystem, wo alles auf der Zahl 10 basiert, auch das Sexagesimalsystem (hier sind die Zahlen 6, 24, 60, 600 sehr wichtig) benutzten, ist unsere Zeiteinteilung so, wie wir sie kennen.

Der von der Zeit getriebene Mensch der Gegenwart findet die Instrumente, die sein Leben in kleine Einheiten einteilt, allüberall. Was haben aber die Menschen früher eigentlich getan, als es noch keine Uhren gab? Eine besondere Rolle spielten sicher schon immer die Himmelskörper. Ganz besonders natürlich die Sonne. Wahrscheinlich war der Sonnenschatten das erste Hilfsmittel, um die Zeit zu erforschen und zu messen. Ein Stock senkrecht in den Boden gesteckt, wirft einen Schatten, der im Laufe des Tages je nach Stand der Sonne wandert. Da sich die Erde um ihre Achse dreht, bewegt sich der Schatten, den der Stock wirft. Bringt man rundherum ein Zifferblatt an, können so die Stunden abgelesen werden. Erste Sonnenuhren gab es bereits vor 3000 Jahren wieder einmal bei den schlauen Babyloniern, auch bei den Römern und den Griechen. Schwierig ist es mit den Sonnenuhren dann, wenn keine Sonne scheint.

Die Babylonier erfanden die Wasseruhr, die dann später auch von anderen Völkern übernommen wurde. Ein einfaches Gefäß, unten mit einer Tropfvorrichtung, wurde mit Wasser gefüllt. Innen war am Behälter eine Skala, also eine Maßeinteilung angebracht. Tropfte das Wasser heraus, konnte man ablesen, wie viel Zeit vergangen war. Dass das nicht genau war, kann man sich vorstellen. Außerdem war es unmöglich auf Reisen so eine Uhr zu transportieren. Im 13. Jahrhundert erfand man die mechanische Räderuhr sowie Sanduhren, die die Zeit maßen, indem Sand durch eine winzige Öffnung von einem Glasbehälter in einen anderen rieselte. Erste Räderuhren waren in Italiens Klöstern zu finden. Sie bestanden aus beweglichen Bauteilen. Neben dem Räderwerk war die Hemmung wichtig, ein mechanisches Teil, das wie ein Taktgeber funktionierte und ein freies Drehen der Räder verhinderte. An Seilen waren Gewichte befestigt, welche die Räderuhren antrieben.

Die nächste Verbesserung war die Erfindung der Federuhr. Die großen Gewichte wurden durch eine Metallfeder ersetzt. Peter Henlein, ein Schlosser aus Nürnberg, gestaltete im 16. Jahrhundert eine Schlossfeder so geschickt um, dass sie zum Kraftantrieb einer Taschenuhr wurde. Nun konnte man auch kleinere Uhren herstellen. Als eine der ersten Taschenuhren entstand auf diese Weise um 1524 das „Nürnberger Ei“, das so hieß wegen seiner ovalen Form.

1657 erfand der Holländer Christian Huygens die erste Pendeluhr. Später entwickelte er eine sogenannte Unruh, eine Spiralfeder, die die Uhren noch genauer gehen ließ.

Schwierig erschien es, eine Uhr für Schiffe zu erfinden. Durch das ständige Schaukeln auf dem Meer, konnte keine Uhr genau gehen. Die Lösung fand nach langer Suche der Engländer John Harrison. Er verwendete nicht rostende Metalle, eine neue Hemmung und einen gleichmäßigeren Aufzug der Uhr.

1928 baute der Amerikaner Warren Marrison erstmals eine Quarzuhr (Quarz ist im Sand enthalten). Hier sind die Schwingungen eines Quarzkristalls der elektronische Taktgeber für die Uhren. Angetrieben wurden sie durch Batterien.

Die genaueste Uhr jedoch ist die Atomuhr. In einer Forschungsanstalt in Braunschweig werden seit 1967 die Schwingungen eines Elektrons (einem Teilchen in einem Cäsium-Atom) gemessen. Wenn man neun Milliarden Schwingungen gezählt hat (die Festlegung für die Länge einer Sekunde), ist eine Sekunde um. Trotzdem geht selbst diese Uhr in Hunderttausenden Jahren um eine Sekunde nach.

Wie viel Zeit beim Lesen dieses Textes inzwischen vergangen ist, erfahren Sie einfach mit einem Blick auf Ihre Armbanduhr. Es lebe der Fortschritt! Und der sorgt vielleicht eines Tages dafür, dass wir der Sommerzeit Adieu sagen, für immer. Silvia Friedrich


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