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03.11.12 / Vieles spricht für Afrika / Doch oft zerstören Gewaltregime oder Kriege bereits Erreichtes wieder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-12 vom 03. November 2012

Vieles spricht für Afrika
Doch oft zerstören Gewaltregime oder Kriege bereits Erreichtes wieder

Der „schwarze Kontinent“, oft genug auch als „verlorener Erdteil“ apostrophiert, steht vor einer Wiedergeburt seiner einstigen Größe, so Prinz Asfa-Wossen Asserate bei einem kürzlich gehaltenen Vortrag in Hamburg. Der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers erhofft eine große Zukunft Afrikas, dessen Bild in deutschen Medien zu Unrecht fast nur aus Bürgerkriegen, Dürre- oder Hungerkatastrophen bestehe.

Die Deutschen dürften die Zukunft Afrikas nicht „verschlafen“, appellierte Asserate, der heute als Unternehmensberater wirtschaftliche Kontakte zwischen deutschen und afrikanischen Unternehmen und Politikern knüpft. Vom Westen sei der in den letzten 15 Jahren erfolgte Aufschwung in der Infrastruktur und bei der Rohstoffgewinnung weitgehend unbeachtet geblieben. Die Volksrepublik China dagegen nutze die sich bietenden Chancen, baue Straßen und Häfen, schließe Handelsabkommen ab, um die gewaltigen Rohstoffvorkommen Afrikas für die eigene Wirtschaft zu nutzen. Da im Falle Äthiopiens das kommunistische Regime, das 1974 die Monarchie stürzte, die traditionellen Eigentumsstrukturen zerschlagen hat, ist es leicht für die Chinesen, Land vom Staat zu erwerben. Ohne Rücksicht auf die Lage der Menschenrechte würden Chinesen mit jeder Regierung kooperieren, solange sie an die begehrten Rohstoffe herankämen, führte Asserate aus. Peking habe seinen Afrikahandel in den letzten 15 Jahren auf mehr als 120 Milliarden US-Dollar gesteigert und damit verhundertfacht. In Deutschland agiere man dagegen zu zögerlich. Nur für die wenigsten afrikanischen Länder würde eine „Hermes-Bürgschaft“ zur Verfügung gestellt, mit der deutsche Firmen ihre risikoreichen Lieferungen in Problemländer absichern könnten.

Mit seiner riesigen Landmasse und einer schnell wachsenden Bevölkerung von einer Milliarde Menschen, die zu 84 Prozent unter 22 Jahre alt sei, biete der Kontinent ein gewaltiges Potenzial. Nicht dem Islam oder animistischen Religionen, sondern christlichen Kirchen gehört heute die Mehrheit der Afrikaner an, was für die Motivation zur Arbeit und Bildung eine hohe Bedeutung habe. Jeder zweite Afrikaner könne heute durch die digitale Revolution mit Internetzugang oder Mobiltelefon völlig neue Möglichkeiten des Handels und Austausches mit der übrigen Welt nutzen. Lobend erwähnte Asserate den deutschen Entwicklungshilfeminister, Dirk Niebel (FDP), der gezielt Regionen in Afrika fördere, in denen mittel- und langfristige Chancen zum Aufbau einer eigenen afrikanischen Wirtschaft bestünden. Die deutsche Aufbauhilfe unterscheide sich dabei auch insofern von der chinesischen, als Mindeststandards in demokratischer oder humanitärer Hinsicht in den betreffenden Ländern beachtet würden.

Als Ursache vieler Konflikte und ungelöster Probleme Afrikas macht Asserate die Vielzahl der Völker und Stämme, von Ethnien und Sprachen aus, die immer wieder Konflikte und Kriege aufbrechen ließen. So werde der Aufbau und Fortschritt von 20 oder 30 Jahren oft genug innerhalb nur eines Jahres wieder zunichte gemacht. Es fehle in Afrika an einem Rechtssystem, wie es sich in Europa etabliert habe. Ein Aufstieg Afrikas zu neuer Größe scheint demzufolge noch ein langer und unsicherer Prozess zu sein, von dessen Aufschwung aber Deutschland, so Asserate, bei rechtzeitiger wirtschaftlicher Initiative profitieren könne. Hinrich E. Bues


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