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03.11.12 / Roter Kapitalist / Hannsheinz Porst war in SED und FDP

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-12 vom 03. November 2012

Roter Kapitalist
Hannsheinz Porst war in SED und FDP

Er war einer der facettenreichsten Unternehmer des vergangenen Jahrhunderts. Am 8. November hätte Hannsheinz Porst seinen 90. Geburtstag gefeiert. Bekannt wurde er durch das „Porst-Modell“, ein sozialistisches Projekt innerhalb seiner Firma.

Sein Vater war Gründer von Photo Porst, laut eigener Aussage das „größte deutsche Fotohaus“. Hannsheinz Porst übernahm das Unternehmen und führte es erfolgreich. Durch modernes Marketing wie Teilzahlungsangebote oder Fotoversand, aber auch mit Franchise-Partnern und dem Aufbau von Ladenketten blieb das Unternehmen der Konkurrenz immer einen Schritt voraus.

Porst landete mehrfach in den Schlagzeilen. Und das nicht nur mit Berichten über ihn als erfolgreichen Unternehmer und seine Geschäfte, sondern vor allen Dingen mit Skandalen wie seiner Verhaftung 1964 wegen Steuerhinterziehung. Er musste eine Kaution von acht Millionen D-Mark bezahlen, um frei zu kommen und über zehn Millionen D-Mark an den Staat nachzahlen. Seine Einstellung dem Staatswesen gegenüber verheimlichte er nicht; Porst war bekennender Kommunist. Dies führte auch nur fünf Jahre später zur nächsten Verhaftung wegen landesverräterischer Beziehungen zur DDR. Er war gleichzeitig Mitglied der FDP wie der SED und wurde beschuldigt, Informationen an die Stasi weitergereicht zu haben. Dafür kam er zwei Jahre und neun Monate hinter Gitter.

Zurück im Geschäft, wagte er ein Experiment. Er verschenkte 1972 kurzerhand sein gesamtes Unternehmen zu gleichen Teilen an seine 1600 Mitarbeiter. Das Prinzip der totalen Mitbestimmung innerhalb einer so großen Firma sorgte erneut für Schlagzeilen. Bereits Ende der 1970er Jahre zog sich Porst aus dem Unternehmen zurück und ließ das Projekt weiterlaufen. Dieses war jedoch 1982 zum Scheitern verurteilt. Nur ausländische Investoren konnten der Firma wieder auf die Beine helfen. Dennoch konnte sie sich von diesem Schlag nie richtig erholen und meldete im Jahre 2002 Insolvenz an. Porst verstarb im April 2010. Melinda Heitmann


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