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03.11.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Nichts als Probleme / Warum wir Belgrad bombardieren müssen, wie man »rechte Tendenzen« entlarvt, und warum man bei seinen Legenden bleiben sollte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-12 vom 03. November 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Nichts als Probleme / Warum wir Belgrad bombardieren müssen, wie man »rechte Tendenzen« entlarvt, und warum man bei seinen Legenden bleiben sollte

Warum tut denn keiner was? Wo bleibt die Uno-Resolution gegen das „Terror-Regime von Belgrad“? Wo die Flugverbotszone über Mazedonien? Wieso fällt den Schlächtern vom Balkan niemand in den Arm, bombardiert die Schaltzentralen der serbischen und der mazedonischen Regierung und dreht deren Militärmaschinerie durch den Wolf? Ja, so ist sie, die sogenannte „internationale Gemeinschaft“: alles Heuchler und Feiglinge!

Dabei spielen sich dort unten offensichtlich grauenvolle Szenen ab. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sich Tausende von verzweifelten Flüchtlingen gen Deutschland auf den Weg gemacht haben? Wohl gemerkt: Es handelt sich nicht um Leute, die einfach nur an Geld und andere Sozialleistungen ran wollen, die es in Deutschland abzugreifen gibt. Die würde ja niemand als „Flüchtlinge“ bezeichnen, sondern als schnöde Nassauer.

In Hamburg müssen einheimische Obdachlose den kommenden Winter wohl draußen verbringen, weil die ihnen zugedachten Notunterkünfte mit den Flüchtlingen aus Serbien und Mazedonien besetzt wurden. Die Lage in den beiden Ländern ist also derart lebensbedrohlich, dass wir lieber unsere Ärmsten der Armen an die kalte Luft setzen, als die gerade noch Davongekommen vom Balkan im südeuropäischen Regen stehen zu lassen.

Innenminister Friedrich war dermaßen alarmiert, dass er vermutlich umgehend mit den deutschen Botschaftern in Belgrad und Skopje telefoniert hat, um sich ein Bild von der katastrophalen Lage zu machen. Die indes haben ihm offenbar berichtet, dass sie von ihren Fenstern aus weder Hinweise auf Bürgerkrieg noch auf Massenverfolgung, Terrorherrschaft oder Hungersnot erkennen können.

Das brachte den CSU-Mann zum Nachdenken. Handelt es sich womöglich doch nicht um echte Flüchtlinge? Wenn nicht, dann will er ihnen das Nassauern ein wenig erschweren, indem er die Visafreiheit für die beiden Länder wieder aufhebt. Volker Beck von den Grünen ist empört: „Unsensibel“ sei das. Rüdiger Veit von der SPD fordert den CSU-Mann Friedrich auf, sich seiner christlich sozialen Werte zu erinnern und den „Flüchtlingen“ weiterhin alle Tore offenzuhalten. Die fliehen ja nicht zum Spaß, klärt Beck uns auf, sondern weil sie nicht wüss­ten, wie sie über den nächsten Winter kommen sollen. Aha. Und wie haben sie die letzten tausend Winter überstanden? Egal, Fried­rich soll sich was schämen, selbst die FDP geht auf Distanz.

Andererseits hat es der Innenminister ja auch nicht leicht. Weit über hundert untergetauchte Neonazis tummeln sich im Untergrund; mit der Nachricht hat uns der Friedrich erst vor kurzem aus dem Schlaf geschreckt. Wer hat da nicht gleich unter seinem Bett nachgeschaut, ob sich da einer von den braunen Dunkelmännern verborgen hält. Unter meinem war glücklicherweise keiner, nur ein paar Staubschäfchen und ein Kugelschreiber, den ich schon gar nicht mehr vermisst hatte. Er lag ganz hinten an der Scheuerleiste.

Dass ich keinen Nazi gefunden habe, mag daran liegen, dass die Menge der „Untergetauchten“ kurz nach Bekanntgabe der Schreckenszahl „über hundert“ auf vergleichsweise magere 18 schrumpfte. Die meisten werden gar nicht wegen politisch motivierter Übeltaten gesucht, sondern wegen ganz ordinärer Vergehen, so die Begründung. Vielleicht könnte man die Zahl noch weiter reduzieren, wenn die Landesämter für Verfassungsschutz einfach alle ihre „V-Leute“ an die Fahndungsbehörden verpetzen. Sollte mittlerweile niemanden mehr wundern, wenn danach nur noch zwei oder drei oder gar keiner mehr übrigbliebe.

Dennoch müssen wir wachsam bleiben, das Braune ist immer und überall! Aber uns macht man nichts vor, wir wissen nämlich, woran man „rechte Tendenzen“ erkennt. Ein untrügliches Signal ist es, wenn jemand Verschwörungstheorien verbreitet. So haben wir schon vor vielen Jahren „Rechte“ daran erkannt, dass sie uns weismachen wollten, das Gold der Bundesbank liege zum Großteil in dunklen Kellern unter New York. Oder dass Deutschland gar nicht der Hauptverantwortliche für den Ersten Weltkrieg sei. Oder dass die „Rote Armee Fraktion“ Unterstützung von der Stasi erhalten habe.

Wie? Ja sicher wissen wir heute, dass alle drei Behauptungen richtig sind. Aber darauf kommt es doch gar nicht an! Das „rechte Gedankengut“ erkennt man daran, dass die das alles schon verbreitet haben, als man es offiziell noch gar nicht wissen sollte. Wer als konstruktives Mitglied der Zivilgesellschaft anerkannt werden will, der sagt nur das, was vorher von Qualitätsmedien für sagbar erklärt wurde. Gestützt auf die Expertisen seriöser Wissenschaftler, die wissen, was sich gehört und was man seinen staatlichen Fördermitteln schuldig ist.

Es ist ja auch nicht abzustreiten, dass die Aufdeckung lang gehegter Legenden im Grunde nur unnötigen Ärger verursacht. Das sehen wir bei der Sache mit dem Gold. Nachdem nicht mehr zu bestreiten war, dass das meiste in New York, London und Paris lagert, musste schnell eine Begründung her. Sie lautete: Das Gold muss dort liegen, wo man es gegen Devisen eintauschen kann, wenn es finanziell mal klemmt.

So, so – und gegen welche „Devisen“ will man das Gold im Euro-Land Frankreich bitte eintauschen? Macht nichts, die Bundesbank bleibt bei der Begründung, dass man das Gold dort haben müsse, wo man es schnell gegen fremdes Papiergeld eintauschen könnte. Warum nur wir Deutsche so weitsichtig sind, während die doofen Briten und Amerikaner ihr Gold zuhause horten, das wird man uns sicher später noch erklären. Ebenso, warum wir uns in einer echten Währungskrise lieber in die Währungen der Absteigerländer USA und England flüchten sollen, statt unser Gold gerade dann zu behalten oder wenigstens in chinesische Yuan zu konvertieren.

Bis das geklärt ist, haben die Verantwortlichen aber noch gleich eine Rechtfertigung im Köcher, warum deutsches Gold in der Obhut fremder Mächte besser aufgehoben ist als in der Heimat: In Deutschland mangele es an geeigneten Lagerstätten.

Das klang zunächst sehr überzeugend. Allerdings nur so lange, bis offiziell eingeräumt werden musste, dass nicht, wie befürchtet, nur einige Prozent des deutschen Goldes im Inland lagern, sondern fast ein Drittel, mehr als tausend Tonnen. Wo haben wir die, wenn es in Deutschland angeblich an „geeigneten Lagerstätten mangelt“? Bei Weidmanns im Garten verbuddelt? Na ja, so genau braucht uns das Bundesbankchef Jens Weidmann gar nicht zu verraten, das sehen wir ein – Sicherheitsgründe. Aber die Behauptung mit dem Mangel an Lagerstätten möge man bitte auch nicht noch mal aufwärmen.

Eines lehrt uns das hilflose Gestotter der Legendenretter vor allem. Nämlich, dass Wahrheit und Offenheit nichts als Probleme aufwerfen. Probleme, die meist noch weitere Probleme nach sich ziehen. Was haben wir beispielsweise davon, dass wir nun wissen, wie viel Geld Peer Steinbrück bei wem mit Reden verdient hat?

Union und FDP waren ja richtig hingerissen vor Freude über den Coup mit den fürstlichen Honoraren – bis ihnen schwante, was für sie daraus werden könnte. Jetzt haben sie den Salat: Der SPD-Kanzlerkandidat hat die Herkunft der mehr als eine Million Euro zwar offengelegt. Er versah die Liste jedoch mit einer Giftpille für den parteipolitischen Gegner: Union und Liberale weigerten sich seit Jahren, die Richtlinien der UN gegen Abgeordneten-Bestechung umzusetzen, so der SPD-Mann geradezu lüstern. Ausgerechnet die sollten also mal ganz kleine Brötchen backen, wenn es um „Transparenz“ bei den Nebeneinkünften geht.

Das hat wehgetan. Nach dieser schmerzhaften Erfahrung werden sich Schwarze und Gelbe hoffentlich wieder treu an die bewährten Gesetze halten, die unter Krähen gelten.


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