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10.11.12 / Stolz oder Wahn? / Ankara gibt sich stark – EU gibt Milliarden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-12 vom 10. November 2012

Stolz oder Wahn?
Ankara gibt sich stark – EU gibt Milliarden

Provozierende Worte sind keine Seltenheit, wenn der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zu Besuch in Deutschland weilt. Die Einweihung des neuen türkischen Botschaftsgebäudes in Berlin war für Erdogan nicht nur Anlass, der EU das Ultimatum zu stellen, die Aufnahme seines Landes zur EU habe bis 2023 zu erfolgen, Erdogan tätigte gleich noch eine erstaunliche Aussage: Sein Land habe fast alle Schulden an den Internationalen Währungsfonds zurückgezahlt.

Dass dies auch dank der EU möglich war, erwähnte er allerdings nicht. Denn tatsächlich erhält die Türkei von der EU Milliarden. Grundlage der Zahlungen sind die sogenannten Heranführungshilfen der EU. Die werden immer noch gezahlt, obwohl eine türkische EU-Mitgliedschaft wegen massiver Defizite auf gleich mehreren wichtigen Verhandlungsgebieten immer mehr in die Ferne rückt. Seit 2001 sind bereits annähernd drei Milliarden Euro von der EU nach Ankara geflossen, weitere drei Milliarden Euro folgen demnächst. Sollte die Türkei doch eines Tages EU-Mitglied werden, dann würde das Land sogar zum Hauptempfänger von EU-Geldern werden – allen markigen Sprüchen vom „türkischen Wirtschaftswunder“ zum Trotz. Pro Kopf liegt das türkische Bruttoinlandsprodukt nur knapp über dem von Bulgarien, dem ärmsten Mitgliedstaat der EU.

Wie groß der Nachholbedarf noch immer ist, wird auch anhand von Umfrageergebnissen deutlich, die aktuell vom Meinungsforschungsinstituts Info vorgelegt wurde: Jeder Dritte der befragten Türken in Deutschland schickt demzufolge regelmäßig oder gelegentlich Geld in die Türkei. Pro Jahr und Person im Durchschnitt 1300 Euro. Bereits im August hatte das Info-Institut Ergebnisse zur Rückkehrbereitschaft der in Deutschland wohnenden Türken veröffentlicht, die lag bei den Befragten bei 45 Prozent. Untermauert wird dieser Befund durch Umfrageergebnisse zum Immobilienbesitz, die in der aktuellen Info-Studie enthalten sind: Jeder Dritte verfügt demnach über Immobilieneigentum in der Türkei. Einige Brisanz steckt hinter einem weiteren Punkt der Umfrage: Immerhin ein Drittel der Türken die Transferleistungen in Deutschland erhalten, gab an, Immobilieneigentum zu haben – zum großen Teil in der Türkei. N.H.


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