20.04.2024

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10.11.12 / Ein Schloss gab er für den Innenausbau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-12 vom 10. November 2012

Ein Schloss gab er für den Innenausbau

Den Innenausbau seines Schlosses Sanssouci bezahlte Friedrich der Große wohl mit einem Schloss – oder vielmehr dem Verkaufserlös einer schlossartigen Immobilie mit dazugehörigem Grundbesitz. Die Rede ist vom sogenannten Pfalz-Simmerner Hof. Zu den diversen Besitzern des gegen Ende des 15. Jahrhunderts an der Hochstraße in der Kreuznacher Neustadt erbauten Objekts zählte auch der Pfalzgraf Ludwig Heinrich von Simmern-Pfalz. Als dieser einzige überlebende Sohn des Pfalzgrafen Ludwig Philipp von Simmern-Kaiserslautern (1602–1655) und dessen Ehefrau Marie Eleonore (1607–1675), Tochter des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, 1674 in Kreuznach verstarb, hinterließ er zwar keine Kinder, aber mit Kleve Marie (1642–1688), Tochter des Fürsten Friedrich Heinrich von Oranien, ein Witwe. Diese erhielt den Komplex als Witwensitz zugesprochen. Ihr Erbe war mit dem ersten preußischen König ein Sohn ihrer ältesten Schwester Louise-Henriette und deren Ehemanns, des Großen Kurfürsten. Nachdem der Pfalz-Simmerner Hof 1688 in den Besitz des brandenburgischen Kurfürsten Fried-rich III. gelangt war, wurde er zum „Brandenburger Hof“ und nach der Selbstkrönung des Brandenburgers zum König in Preußen 1701 zum „Preußischer Hof“.

Obwohl das Kreuznacher Erbe weit außerhalb der Grenzen Brandenburgs und Preußens lag, wurde es anfänglich nicht etwa verpachtet, sondern direkt vom brandenburgisch-preußischen Staat verwaltet. Als jeweiliger Verwalter fungierte der preußische Resident in Frankfurt am Main. Da infolge von Verwüstungen der Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) und der schlechten Wirtschaftslage zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Erträge nur gering waren, wurde der Besitz ab 1722 dann doch in Pacht gegeben.

Gleichzeitig begann man in Berlin, einen Verkauf der abseits gelegenen Immobilie zu erwägen. Gerade der volkswirtschaftlich stets nüchtern und sparsam veranlagte Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. verfolgte diese Absicht sehr ernsthaft. Doch fand sich so schnell kein passender Käufer. Der Fuldaer Fürstabt Adolph von Dalberg zeigte zwar ernsthaftes Interesse an einem Kauf, verstarb jedoch darüber. Schließlich machten die Pfälzer Behörden im Auftrag ihres Kurfürsten Carl Theodor dem Besitzer des Kreuznacher Erbes, mittlerweile König Friedrich der Große, ein verlockendes Angebot. Es lautete 10000 Gulden respektive 6666 Taler und 16 Groschen. Das entsprach etwa der Pacht für 33 Jahre und ungefähr dem 833-fachen, was die staatliche Verwaltung zu Beginn des Jahrhunderts erwirtschaftet hatte. Friedrich nahm das Angebot an. Entsprechend dem letzten Willen seiner streng calvinistischen Urgroßtante, den Besitz nie und nimmer in die Hände katholischer Geistlicher übergehen zu lassen, ließ Friedrich sich jedoch im Kaufvertrag durch den Käufer versichern, auch fürderhin den Besitz nie an katholische Geistliche weiter zu veräußern. Die Zahlung der Kaufsumme erfolgte seitens der Pfälzer unverzüglich und am 21. Dezember 1747 quittierte der preußische König eigenhändig deren Erhalt. J.W.S.


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