25.04.2024

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10.11.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-12 vom 10. November 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

heute bringen wir als Sonderartikel eine Buchpräsentation, die für uns alle sehr wichtig sein kann, weil sie unser Hauptthema „Familienforschung“ betrifft. Es vergeht kaum ein Tag, an dem uns nicht ein neuer Wunsch erreicht. Er kommt zumeist von Suchenden aus der Enkelgeneration, die uns über das Internet gefunden haben. Oft berufen sich die Anfragenden aber auch auf Informationen und Hinweise aus dem Leserkreis, manche kennen uns nur vom „Hörensagen“. Auf welche Weise uns die Schreiber auch erreichen: Sie haben zumeist so gut wie keine Ahnung von unserer „Ostpreußischen Familie“, und deshalb geht vielen Suchfragen, die auf dieser Seite erscheinen, eine eingehende Information voraus, auch über andere Wege der Nachforschung, die sich von Fall zu Fall unterscheiden. Wenn sich nach mehr oder weniger langem Schriftwechsel unsere Rubrik als die beste oder letzte Möglichkeit für eine Erfolg versprechende Suche erweist, sind es oft nur ein paar Zeilen mit den als stichhaltig erwiesenen Angaben, die hier auf unserer Seite erscheinen. Ich bin sehr froh, dass ich da Frau Ute Vollmer an meiner Seite habe, die diese schwierigen Recherchen und den damit verbundenen 0nline-Schriftwechsel für unsere Ostpreußische Familie bewältigt. Und wenn sich dann positive Resonanzen ergeben, sind alle Mühen vergessen. Wie im Fall von Frau Barbara Kirches aus Krefeld, deren Suchwunsch wir in Folge 40 veröffentlichten. Er betraf Klein-Wolfsdorf, wo Frau Kirches geborene Penner und ihre älteren Geschwister geboren wurden. Auf einer Heimatreise suchte sie ihr Elternhaus vergeblich und fragte deshalb, ob sich vielleicht Leser aus dieser Gegend an die Familie Horst und Gertrud Penner erinnern könnten. Jetzt kam ihr Dankesbrief, denn ihre Suchfrage vermochte unser Leser Herr J. aus Rechlin schnell und informativ zu lösen. Er konnte Frau Kirches genaue Angaben machen, wo die Familie Penner gewohnt hat. So gut ausgerüstet konnte Frau Kirches in die Elternheimat fahren und ist dann tatsächlich auf dem als richtig erwiesenen Grundstück gewesen. „Ich bin froh, dass alles so gelaufen ist“, schreibt Frau Kirches und bedankt sich ganz herzlich bei uns – und wir danken Herrn J. für die schnelle Hilfe.

Die erhofft sich natürlich auch Frau Thea Jansen aus Olching auf ihre Frage, die nach Mohrungen führt. Dort kam ihr Vater Peter Karl Jansen 1917, als Sohn der Eheleute Karl und Maria Anna Jansen geborene Kern, zur Welt. Sein Vater besaß in der Preußisch-Holländer Straße Nr. 8 eine Autoreparatur und Tankstelle. Frau Jansens Suche bezieht sich auf das Jahr 1932, als ihr Vater Peter nach Beendigung seiner Schulzeit im väterlichen Betrieb eine Ausbildung begann, bevor er zwei Jahre später nach Schweden ging. Sie möchte Näheres über ihren Großvater Karl Jansen und seinen Betrieb erfahren, über den sie keine Angaben besitzt. In der Preußisch-Holländer Straße gab es mehrere Kfz-Betriebe. Im Telefonbuch von Mohrungen aus dem Jahr 1943 fand sie in dem Haus Nr. 8 eine Autovermietung Paul Fox. Es gab auch einen Kfz-Betrieb in der Nr. 10, der von einem Max Gillmann betrieben wurde. In diesem wurde ein G. Jantzen ausgebildet, der aber mit ihrer Familie trotz des fast gleich lautenden Namens nichts zu tun hat. Es wäre für Frau Jansen auch wichtig, etwas über den Betreiber der Aral-Tankstelle neben dem Hotel Reichshof, Preußisch-Holländer Straße Nr. 16, zu erfahren. Die Tochter des ehemaligen Besitzers Prang kann sich sogar noch an den Vater von Frau Jansen erinnern. Nun würde sie gerne wissen, wer für die damalige Betreuung der Hotelgarage verantwortlich war. Gehörte diese mit zum Hotel Reichshof oder wurde sie in eigener Regie betrieben? Es könnte auch sein, dass sich in dem Haus Nr. 8 eine Kolonialwaren- und Feinkost-Handlung befand, deren Inhaber Franz Reimer war. Diese weist das Telefonbuch von 1943 auf, das Frau Jansen allerdings nur in einer schwachen Kopie als Quelle dient. So kann sie die Nummer nicht einwandfrei als 8 entziffern, das Geschäft müsste aber der einstelligen Zahl nach in der Nähe gelegen haben. Frau Jansen hofft, dass sich alte Mohrunger melden, die ihr weiterhelfen können. (Thea Jansen, Jeisstraße 12b in 82140 Olching, Telefon 08142/28972.)

Herr Roland Koßwig aus Wiesbaden übermittelt uns die Frage seines in Meran wohnenden Sohnes, ob seine verstorbene Oma mütterlicherseits hugenottischer Herkunft gewesen sei, denn deren Geburtsname lautet Gergaut. „Da wir uns zu deren Lebzeiten nicht mit der Herkunft beschäftigt haben, weiß meine Frau nur, dass ihre Mutter manchmal davon gesprochen hat, dass sie von Hugenotten abstamme“, erklärt dazu Herr Koßwig. „Dem Familienstammbuch kann ich noch entnehmen, dass sie in Lyck geboren wurde. Gelebt hat sie in Berlin und seit 1944 in Bamberg.“ Herr Koßwig hat im Internet einige Namensträger ausfindig gemacht und zwei angeschrieben, die leider keine konkrete Auskunft geben konnten. Sie bestätigten aber beide die Vermutung, dass der Name französischen Ursprungs sei. Nun sind wir also dran, da die Namensträgerin in Masuren geboren wurde. Von den 20000 französischen Glaubensflüchtlingen, die 1685 nach Altpreußen kamen, ließen sich viele in den Städten nieder, die meisten wurden im nördlichen Teil angesiedelt. Einige Namen haben sich noch unverfälscht bis heute erhalten – wie Guillaume, Toussaint, Munier –, andere veränderten sich im Lauf der Jahrhunderte, wurden eingedeutscht wie Chevalier = Schawaller oder Camplair = Kampler. Der Name Gergaut kann französischer Herkunft sein, muss es aber nicht, die Silbe „ger“ findet man in vielen prussischen Namen wie Gerdau, Gerkan oder Gernat, die zweite Silbe könnte ursprünglich „gat“ gelautet haben – aber das sind Vermutungen. Werden ambitionierte Landsleute das Rätsel lösen können? (Roland Koßwig, Lessingweg 33 in 65205 Wiesbaden, Telefon 06122/15760, E-Mail: rurkosswig@yahoo.de)

Einen sehr speziellen Suchwunsch hat Herr Jürgen W. A. Haßelhuhn aus Aachen. Und es ist kein Wunder, dass er bisher trotz aller Suche nicht fündig geworden ist, denn es handelt sich um ein bestimmtes Foto, das er als Unterlage für seine Familienforschung benötigt. Jürgen Haßelhuhn wuchs in Herzogsau [Zawady], dem früheren Sawadden, Kreis Neidenburg, als Sohn eines Zöllners auf. Als sein Vater im Februar 1938 nach Sawadden versetzt wurde, bezog die Familie ein Haus, das zusammen mit einem zweiten Zollgebäude gerade fertig gestellt worden war. Ein Gebäude befand sich an der Durchgangsstraße, das zweite etwa 20 Meter gegenüber. In der Mitte stand eine Pumpe, die alle sechs Wohneinheiten mit Wasser versorgte. Ja, es gab kein fließendes Wasser in den Neubauten, keine Stromversorgung und keine sanitären Anlagen. Trotzdem empfindet Herr Haßelhuhn noch heute die Wohnung in dem Zollhaus als ein schönes Zuhause, das die Familie im Oktober 1944 verlassen musste. Und für ihn blieb es immer „sein“ Herzogsau, in das der Ort im Juni 1938 umbenannt wurde. Herr Haßelhuhn hat das Dorf 1988 besucht und konnte feststellen, dass das hintere Gebäude im Krieg zerstört worden war. Er sucht nun ein Foto, auf dem beide Zollgebäude zu sehen sind. Es könnte sein, dass sich noch eine Aufnahme im Privatbesitz befindet. Ich setze da auf die Bewohner der anderen Wohnungen in den beiden Zollhäusern, die vielleicht noch einige Fotos retten konnten, aber auch in Heimatarchiven könnte man fündig werden. Herr Haßelhuhn würde sich jedenfalls sehr freuen, wenn sich betreffende Fotobesitzer bei ihm melden. (Jürgen W. A. Haßelhuhn, Schwalbenweg 19 in 52078 Aachen, Telefon 0241/571443.)

Alte Fotos sind untrügliche Bewahrer der Heimat, und sie bergen gerade für uns Vertriebene so manche Überraschung. Die habe ich wieder einmal zu spüren bekommen – nein, zweimal sogar, wenn ich es genau nehme. So stieß ich schon beim ersten Durchblättern des Buches „Aus Uromas Fotoalbum“ – auf das ich im unteren Extra-Beitrag eingehe – auf ein Bild, auf dem ich meine sehr geliebte Tante Trudchen aus Heinrichswalde entdeckte. Als junges Mädchen, ehe sie den Bruder meiner Mutter heiratete. War das schon wie ein Gruß aus der Vergangenheit, hat die Überraschungsgabe eines Lesers die Schulzeit für mich wieder lebendig werden lassen. Herr Alfred Görlitz aus Hamburg ist im Besitz eines Prospektes von Cranz aus den frühen 30er Jahren, für die damalige Zeit sehr aufwendig aufgemacht, mit einer Fülle von Fotos, die das größte Seebad Ostpreußens zu allen Jahreszeiten zeigen, und mit gut formulierten, informativen Texten. Es war schon ein kleiner Schatz, den Herr Görlitz da in den 50er Jahren in Lüneburg entdeckt hatte – auf einer Müllhalde! Er hat den vor der Vernichtung geretteten Fund sorgsam aufbewahrt und kam jetzt auf die Idee, aus dem gut erhaltenen Prospekt eine feste Mappe anfertigen zu lassen, in der die einzelnen Aufnahmen besser zur Geltung kommen. Und diese Mappe hat er mir zugesandt „als kleines Geschenk von mir für Sie, ich möchte Ihnen damit eine kleine Freude bereiten!“ Und die haben Sie, lieber Herr Görlitz, sogar eine große. Denn Ihre Vermutung – „vielleicht sind Sie selbst schon mal in Cranz gewesen“ – trifft bei mir ins Volle, denn Cranz war für mich als Königsberger Kind nicht nur für einen Familienausflug gut, sondern auch als idealer Ort für eine Klassenfahrt. An die auch unangenehme Erinnerungen blieben, denn bei einer dieser Schulausflüge nach Cranz war ich in eine Glasscherbe oder scharfkantige Muschelschale getreten. Das Ergebnis war eine stark blutende Wunde in der Fußsohle, die höllisch schmerzte, und unsere gute Klassenlehrerin, Fräulein Meyer, und später meine Mutter in helle Aufregung versetzte. Wie weit erschien uns damals Cranz von Königsberg entfernt – dabei war es nur eine halbe Stunde Fahrzeit mit der Bahn oder dem Auto, und diese Nähe verdeutlicht ein Faltplan aus dem Prospekt, eine große Panoramakarte, die fast pittoresk jedes Haus in Cranz, jeden Strandkorb, jede anbrandende Welle der See zeigt. Sie führt weiter nach Cranzbeek und nach Schwendlund am Kurischen Haff, nach Süden quer durch das Samland bis zum Frischen Haff, ganz entfernt tauchen die Umrisse von Königsberg auf – wie eine Fata Morgana. Diese Panoramakarte macht einem so recht bewusst, in welch einem Paradies man gelebt hat! Ich danke Herrn Görlitz sehr für sein Geschenk, auch im Namen der Ostpreußischen Familie, denn wir werden aus der Mappe noch viel Erinnerungswertes schöpfen.

Eure Ruth Geede


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