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10.11.12 / Beschlüsse, Entschlossenheit und eine Ehrung / Ostpreußische Landesvertretung tagte in Bad Pyrmont und verlieh den Kulturpreis für Wissenschaft 2012

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-12 vom 10. November 2012

Beschlüsse, Entschlossenheit und eine Ehrung
Ostpreußische Landesvertretung tagte in Bad Pyrmont und verlieh den Kulturpreis für Wissenschaft 2012

Die Ostpreußische Landesvertretung (OLV) ist die Mitgliederversammlung der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) und deren oberstes Beschlussorgan, das für grundsätzliche Entscheidungen und die Überwachung der Geschäftsführung des Vorstandes zuständig ist. Politisch gesehen nimmt sie die Rolle eines Exilparlaments der vertriebenen Ostpreußen wahr. Nachdem die OLV im vergangenen Jahr grundlegende und wegweisende Leitlinien und Resolutionen verabschiedet hatte, standen bei der Versammlung am vergangenen Wochenende im Ostheim in Bad Pyrmont überwiegend Routineangelegenheiten wie die Entgegennahme der Berichte, die Entlastung des Vorstandes und die Verabschiedung des Haushaltsplans auf der Tagesordnung.

In seinem Tätigkeitsbericht informierte Stephan Grigat, Sprecher der LO, die Delegierten über seine zahlreichen Gespräche mit Politikern, Gremien, Vertretern von Institutionen und Verwaltungen hierzulande und in der Heimat. Ein weiteres Thema seines Berichts war seine Tätigkeit im Beirat der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Zudem berichtete er über die erfolgreiche Durchführung des Deutsch-Russischen Forums in Königsberg und des Sommerfestes der LO in Allenstein. Beide Veranstaltungen seien, so Grigat, mittlerweile als feste Größen etabliert.

Sein Bericht wurde, ebenso wie die Berichte des Bundesgeschäftsführers, des Chefredakteurs der PAZ, der Bundesvorsitzenden der ostpreußischen Frauenkreise, des Referats Heimatpolitik der LO, des Bundes Junges Ostpreußen sowie des Jahresberichts und der Jahresrechnung des Schatzmeisters nach kurzer Aussprache zustimmend zur Kenntnis genommen. Danach war die Entlastung des Vorstandes nur noch eine Formsache. Auch der Haushaltsplan für 2013 wurde mit großer Mehrheit verabschiedet. Nahezu einstimmig wurde auch die Aufnahme der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise als korporatives Mitglied der OLV beschlossen. Die diesjährige OLV war durch einen harmonischen Verlauf, sachliche Diskussionen und große Geschlossenheit bei den Abstimmungen gekennzeichnet.

Abschluss und Höhepunkt der OLV bildete die Verleihung des Kulturpreises für Wissenschaft der Landsmannschaft Ostpreußen an den Publizisten Gerd Schultze-Rhonhof. Die Laudatio (siehe unten) auf den Preisträger hielt Wilhelm von Gottberg, Alt-Sprecher der LO. Darin ließ er das Leben und insbesondere die beeindruckende militärische Karriere Schultze-Rhonhofs Revue passieren, bevor er dessen Verdienste um die unvoreingenommene und wahrheitsgemäße Aufarbeitung der Vorgeschichte und der Ursachen des Zweiten Weltkrieges würdigte.

In seiner Dankesrede berichtete Schultze-Rhonhof seinem gebannt lauschenden Publikum zunächst über seine neuesten Erkenntnisse zu diesem Thema. So fand er heraus, dass der US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der französische Premierminister Édouard Daladier die Eskalation, die schließlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geführt habe, bewusst angeschoben hätten.

Den Schwerpunkt seiner Ausführungen legte der Kulturpreisträger auf seine Gedanken zur deutschen Geschichtsschreibung nach 1945. Er kritisierte, dass sich die deutsche Historiographie und Geschichtspolitik nach Kräften bemühten, anhand der Zeitgeschichte zu belegen, dass aus deutscher Souveränität und Macht sowie aus der Unabhängigkeit eines nationalen deutschen Parlaments nur Unheil erwachsen könne. Dies habe mit der Geschichtsschreibung der Sieger im Urteilstext des Nürnberger Prozesses begonnen. Damit und mit der Umerziehung durch die Siegermächte sei der Grundstein gelegt worden, deutsche Erinnerungen zu verändern oder zu löschen. In Anlehnung an Clausewitz stellte Schultze-Rhonhof fest: „Die Geschichtsschreibung ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.“ Schon lange seien, so Schultze-Rhonhof weiter, an die Stelle unvoreingenommener Geschichtswissenschaft die übertrieben selbstkritische Forschung zur Aufdeckung deutscher Missetaten und das Anlegen unterschiedlicher Maßstäbe bei der Bewertung des Handelns von Siegern und Besiegten getreten. Mit Hilfe dieses ausgetauschten Geschichtsbewusstseins seien die Deutschen inzwischen weitgehend entwurzelt und entnationalisiert, so sein Resümee. Seine Hoffnung setzt Schultze-Rhonhof jetzt auf eine junge, neue Historikergeneration, die sich eines Tages von der alten emanzipieren und nach der Wahrheit suchen werde.

Dass Schultze-Rhonhof mit seiner unerschrocken gegen alle Widerstände vertretenen Position und seinen klaren Worten den Nerv seiner Zuhörer getroffen hatte, bewies der anhaltende Beifall, mit dem sie ihm für seine Ausführungen dankten. Jan Heitmann


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