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10.11.12 / Das Mannequin unter den Models / Zeitlose Schönheit mit 81 Jahren: Laufsteg-Queen Carmen Dell’Orefice immer noch aktiv

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-12 vom 10. November 2012

Das Mannequin unter den Models
Zeitlose Schönheit mit 81 Jahren: Laufsteg-Queen Carmen Dell’Orefice immer noch aktiv

Obwohl sie genauso groß und schlank ist wie die anderen Modells, die bei der diesjährigen New Yorker Fashion Week die Mode der US-amerikanischen Designerin Norisol Ferrari präsentierten, galt die Aufmerksamkeit der Medien ihr: Carmen Dell’Orefice, das wohl dienstälteste Model der Welt.

Die Amerikanerin fällt eben auf mit ihrem schlohweißen Haar, den Posen und tänzelnden Schritten, die sie sich erlaubte, obwohl diese doch heute auf den Laufstegen der Welt absolut verpönt sind.

Aber Carmen Dell’Orefice darf das. Die 81-Jährige arbeitet bereits seit ihrem 14. Lebensjahr als Mannequin, wie die Models früher hießen. Seitdem haben sich die Trends oft geändert und auch wenn Dell’Orefices Neigung zu Posen noch aus einer anderen Zeit stammt, so schmückt auch heute noch hin und wieder der ein oder andere Designer seine aktuelle Modenschau mit der Grande Dame.

Wobei das Fotomodell Dell’Orefice durchaus selber weiß, dass Laufstege nicht ganz ihr Metier sind. Und wenn man ehrlich ist, so wirken ihre Posen schon ein wenig hölzern, zuweilen sogar albern. Aber man verzeiht es ihr und das nicht nur wegen ihres Alters, denn die 1931 in New York Geborene strahlt etwas aus, das einem das Gefühl gibt, lebendige Geschichte vor sich zu haben. Und wenn die mit Silikon und anderen Hilfsmitteln äußerlich ein wenig verjüngte Seniorin über ihr Leben erzählt, dann berichtet sie von Zeiten, die viele heutzutage höchstens nur noch aus Romanen und Filmen kennen.

Carmen Dell’Orefice ist die Tochter eines italienischen Violinisten und einer Ungarin. Die Eltern, die in den USA ihr Glück suchten, merkten jedoch schnell, dass sie es nicht gemeinsam finden würden, und der Vater ging seiner eigenen Wege. Selbst die Mutter brachte die Tochter des Öfteren bei Bekannten und Pflegeeltern unter. 1942 nahm sie Carmen dann aber ganz zu sich. Doch auch diese Zeit war keineswegs leicht.

„Ich hatte eine sehr bodenständige Kindheit. Ich war allein mit meiner Mutter, wir waren arm und hatten oft Hunger. Mir war früh klar, was die Wirklichkeit von mir verlangt – was ich zu tun habe, wenn ich durchkommen will“, erzählt Dell’Orefice.

Allerdings währte die Zweisamkeit nicht lange. Denn auf einer Busfahrt zu ihrer Tanzschule – die kleine Carmen wollte Ballerina werden – bemerkte die Ehefrau des damals berühmten Fotografen Herman Landschoff das schlanke, fast dürre Mädchen. Da starke Knochenschmerzen nach einem rheumatischen Fieber Carmen das Tanzen im Grunde unmöglich machten, ergriff sie das Angebot, sich fotografieren zu lassen.

Die Mode-Branche war von dem Mädchen offenbar fasziniert, denn bereits 1947 war das Kind aus ärmsten Verhältnissen auf dem Titelbild der „Vogue“. Doch das bedeutete damals keinesfalls Reichtum. 7,50 Dollar bis 30 Dollar pro Stunde verdienten in den späten 40er und frühen 50er Jahren selbst bekanntere Models.

Allerdings kamen auch bessere Zeiten, und Carmen Dell’Orefice, die nach einigen Jahren Pause wegen der Geburt ihrer Tochter wieder arbeitete, verdiente offenbar ganz gut, jedenfalls genug, um es dem Finanzmakler Bernie Madoff anzuvertrauen. Da jeder inzwischen weiß, dass Madoff ein Finanzbetrüger war, erklärt sich auch, warum Dell’Orefice auch mit über 80 Jahren noch arbeitet.

Doch nach außen hin nimmt sie es gelassen. Auf ihre Erfahrungen mit Madoff hin befragt, sagte sie in einem Interview: „Es ist wie in einer Ehe – man versucht es mit aller Kraft und Leidenschaft und mit den besten Absichten, und wenn es schiefgeht, lernt man wieder was dazu.“

Da das Modell dreimal verheiratet war – alle Ehen scheiterten und vor der vierten Heirat verstarb ihr Verlobter –, weiß sie, wovon sie redet. Und Dell’Orefice hatte nicht nur mehrere Ehemänner, sie hatte auch viele Geliebte und versorgte viele Jahrzehnte lang so ungewollt die Klatschpresse mit Geschichten.

Auch derzeit hat sie einen Mann an ihrer Seite, denn „es reicht, dass ich auf einiges verzichten muss im Alter – auf die Liebe verzichte ich aber nicht“, so das älteste Modell der Welt. Rebecca Bellano


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