25.04.2024

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17.11.12 / Druchsuchungen im Lager Friedland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-12 vom 17. November 2012

Druchsuchungen im Lager Friedland

Für unschöne Schlagzeilen sorgte Mitte Oktober eine Durchsuchung im Grenzdurchgangslager Friedland durch Beamte der Polizei Göttingen, von der Göttinger Verfügungseinheit und der 5. Bereitschaftspolizeihundertschaft der Zentralen Polizeidirektion. Ermittler der Polizei Göttingen verdächtigten 13 auf dem Gelände des Lagers lebende Georgier des Diebstahls. Nachdem die Staatsanwaltschaft den Ermittlern die Erlaubnis zur Durchsuchung der Räumlichkeiten der Tatverdächtigen gegeben hatte, stürmten 130 Polizisten und Staatsanwälte samt Spürhunden das Flüchtlingslager.

Zwar trafen sie 60 Georgier an, doch nur sieben von ihnen gehörten zu den Tatverdächtigen. Dafür fanden die Polizisten aber 13 Müllsäcke, die mit Diebesgut prall gefüllt waren. Tabak, Parfüm, Kosmetika, Uhren, Handys, Schuhe, Navigationsgeräte und viele Dinge mehr wurden mitgenommen, um sie den gemeldeten Diebstählen zuzuordnen. Dies ist bei 50 Prozent der sichergestellten Gegenstände inzwischen erfolgreich geschehen.

Weniger erfolgreich war bisher der Versuch, die Taten bestimmten Tätern zuzuschreiben. Da immer vier Georgier in einem Zimmer wohnen, kann man im Nachhinein schwer sagen, wer von ihnen was gestohlen hat. Die Asylbewerber sollen insgesamt 171 Einbrüche in der Region Göttingen begangen haben.

Es werde positiv gesehen, so Lagerleiter Heinrich Hörnschemeyer gegenüber dem „Göttinger Tageblatt“, dass die Polizei jetzt massiv vorgehe und dadurch ein Signal setze. Eine solche Aktion, so Hörnschemeyer, der mehr als 20 Jahre die Einrichtung leitet, habe er noch nie erlebt und habe es „hier wohl noch nie gegeben“. Bel

 

Zeitzeugen

Christ Leifert – „Das Beste waren die zwei Brote, die wir kriegten“, erinnert sich die 1934 in Memel Geborene. Als Zeitzeugin für das Museum Friedland befragt, erzählte sie, wie sie als 13-Jährige nach beschwerlicher Flucht vor der Roten Armee und Verschleppung 1948 endlich mit ihrer Mutter in Friedland ankam. Sie mussten gleich duschen, wurden entlaust, von Ärzten untersucht und fuhren nach nur einer Übernachtung gleich weiter in ein Lungen-sanatorium, da das Mädchen unter Tuberkulose litt.

Rolf Zick – Auch der 1921 Geborene wurde vom Museum Friedland befragt. Auch er kam erst 1948 nach sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Friedland. Hier fand auch seine erste Begegnung mit seinem zweieinhalbjährigen Sohn statt.

Therese Ridder – Friedland hat auch das Leben der Nordrhein-Westfälin geprägt. Aber nicht, weil sie selber als Flüchtling dort angekommen wäre, sondern weil sie für die Caritas dort als Sekretärin ab 1948 arbeitete. Sie sah zahlreiche Schicksale, die sie bis heute noch bewegen. So erlebte sie die Trauer eines Kriegsheimkehrers, der nach acht Jahren Abwesenheit endlich frei war, nur um von seiner Frau zu erfahren, er solle nicht heimkommen, da sie inzwischen neu verheiratet sei. Ridder selbst heiratete 1951 einen Kollegen aus Friedland.

Tibor Kesztyüs – Auf der Flucht vor der sowjetischen Armee erreichte der Ungar mit Frau und der drei Monate alten Tochter im November 1956 Friedland. Von den zehn D-Mark, die er erhielt, kaufte er sich als erstes eine Flasche Coca-Cola, um zu testen, was von den Kommunisten als Symbol des Kapitalismus verurteilt wurde.

Majida Matis Feroun und Dawud Farid Habib Toma – Unter diesem Pseudonym stellt die Diakonie die 33-iährige irakische Christin und ihren Sohn vor, die über Friedland nach Deutschland gekommen sind. Mit den Worten „Ihr Christen, Ihr wollt hier bei uns Demokratie haben, aber für Euch ist kein Platz im Irak!“ seien Mutter und Sohn an einer Bushaltestelle von irakischen Männern in Bagdad bedroht worden. Von 800 christlichen Familien in ihrem Stadtteil sind nur noch wenige verblieben. Nun ist auch die sechsköpfige Familie Feroun fort. Mutter und Vater erhoffen sich baldige Anstellung als Friseurin und Elektriker.


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