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17.11.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-12 vom 17. November 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

Volkstrauertag – die Gedanken gehen an die Gräber, in denen die Gefallenen zweier Weltkriege liegen. Viele davon im Königsberger Gebiet, wo die Soldatenfriedhöfe jahrzehntelang verkamen, bis das Kriegsgräberabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation im Dezember 1992 eine ungehinderte Pflegearbeit von deutschen Helfern ermöglichte. Seitdem stellen sich auch die Mitglieder der Kreisgruppe Emsland/Grafschaft Bentheim im Verband der Reservisten der Deutschem Bundeswehr e.V. dieser Aufgabe, die für sie eine moralische Verpflichtung gegenüber den Kriegstoten bedeutet. Beauftragt vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge, haben die Helfer aus dem Emsland in bisher 17 Pflegeeinsätzen 21 Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg dem Urwald entrissen. An ihrem letzten Einsatz in diesem Sommer im nordöstlichen Raum, bei dem fünf Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg betreut wurden, nahmen acht Reservisten und zwei Förderer unter Leitung von Stabsbootsmann a. D. Horst Richardt, Ehrenvorsitzender der Gruppe und Beauftragter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, teil. Er schrieb für unsere Zeitung einen ausführlichen Bericht über den zweiwöchigen Einsatz, aus dem wir entnehmen können, was da an freiwilliger Instandsetzungsarbeit geleistet wurde.

Und das ist viel, sehr viel. Denn von den fünf Friedhöfen, auf denen insgesamt 740 Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg liegen, Deutsche wie Russen, befinden sich vier in verödeten Gebieten. Die deutschen Dörfer Edern, Husarenberg, Lengfriede und Malissen sind in der Geschichte untergegangen, allein Bilderweiten/Bilderwietschen hat überlebt. Deshalb konzentrierte sich die Arbeit der Helfer aus dem Emsland auf diesen Soldatenfriedhof, auf dem auch ein von der Stadt Meppen gestifteter Friedensbaum gepflanzt wurde. Auf den fünf Soldatenfriedhöfen wurden insgesamt sieben Hochkreuze und 14 Symbolkreuzgruppen gesetzt und alte Grabfragmente entfernt. In Edern wurde des Weiteren die Friedhofmauer instand gesetzt und verfugt. Als die Helfer ihre Pflegearbeit abgeschlossen hatten, fand in Bilderweiten eine Gedenkfeier statt, an der auch der deutsche Vizekonsul, Herr Daniel Lissner, und Frau Slawa Norgonow von der russischen Kriegsgräberfürsorge teilnahmen. Unter den weiteren Gästen sah man Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK), der evangelischen Gemeinde der Salzburger Kirche aus Gumbinnen – in der die Teilnehmer wie immer Unterkunft und Verpflegung fanden – sowie Vertreter der Administration.

Auf dieser Gedenkfeier in Bilderweiten wurde der Opfer von Krieg und Gewalt sowie der Soldaten gedacht, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben verloren, aber auch der Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung in heutiger Zeit. Soldatenfriedhöfe sind mit ihren Gräbern und Kreuzen ein Ort der Begegnung, der stillen Trauer und des Gedenkens. Die Hochkreuze sollen weit bis in die Feldmark ragen, den Lebenden zur Mahnung, den Frieden zu bewahren. Hervorgehoben wurde die gemeinsame Verantwortung für den Frieden im eigenen Land wie in der Welt sowie die Hoffnung auf Versöhnung unter den Völkern. Kommandoführer Horst Richardt sagte: „Es waren ausschließlich die jungen Soldaten, die zu den schönen Dingen des Lebens immer zu spät gekommen sind!“ Zu ihrem Gedenken erfolgten Kranzniederlegungen an den errichteten Hochkreuzen. Die ehrenamtliche Arbeit der deutschen Helfer wurde durch Mithilfe der Bevölkerung in vielfältiger Weise unterstützt, teilweise mit Maschineneinsätzen. So waren auf dem Soldatenfriedhof in Malissen 20 Studentinnen und Studenten der „Russian State University of Humanities“ aktiv. „Die große Unterstützung bei der Pflege der Soldatenfriedhöfe durch die russische Bevölkerung und Vertreter der Administration zeigt die hohe Akzeptanz unserer langjährigen Arbeit im ehemaligen nördlichen Ostpreußen“, schreibt Horst Richardt. „Arbeit für den Frieden und Versöhnung über den Gräbern ist auch unser Motto.“

Und diese Arbeit soll weitergehen, denn „nach dem Kriegsgräbereinsatz ist vor dem Kriegsgräbereinsatz“ für die Helfer der Kreisgruppe Emsland/Grafschaft Bentheim des Reservistenverbandes. 32 Symbolkreisgruppen aus Douglasienholz, die in der Bundesrepublik Deutschland vorgefertigt werden, sind bereits gesponsert. Die Instandsetzungsarbeiten werden in der Zeit vom 22. Juni bis 7. Juli 2013 auf folgenden Soldatenfriedhöfen durchgeführt: Habichtsau – Birkenried – Herzogsrode – Adlermark – Klein Sobrost – Kleinguden – Frankenhof – Kleeschauen – Jodehnen – Weidengrund – Edern und Mattischkehmen. (Die Anschrift von Herrn Horst Richardt: Kruppstraße 17 in 49716 Meppen, Telefon 05931/7674.)

Ob und gegebenenfalls wo ihr Großvater in ostpreußischer Erde seine letzte Ruhe fand, weiß Frau Dagmar Haubrock aus Gütersloh nicht. Und deshalb wendet sie sich an uns, weil sie hofft, vielleicht irgendeinen Hinweis zu bekommen. Auch nach so langer Zeit, denn die letzte Nachricht, die seine Familie von ihm erhalten hat, trägt das Datum vom 4. April 1945 und kommt aus dem Raum Mehlsack. Sein Name: Robert Marcus Dachsel, *26 August 1908. Wann der damals etwa 40-Jährige zur Wehrmacht eingezogen wurde, ist nicht bekannt, der erste nachweisbare Einsatz war der als Filmvorführer im Rahmen der Truppenbetreuung im Dezember 1942 im Kriegslazarett II Rostow. Am 16. Juni 1943 war Dachsel bei der motorisierten Schützengeschütz-Ersatz-Kompanie, Standort Dresden (Erkennungsmarke: 970-I.G.Ers.Kp.4). Wenige Tage später erfolgte der Abgang zur 25. Panzer-Division, Norwegen. Er gehörte zum Stab II des Panzer Grenadier Regimentes, bis die Division am 1. Juli 1944 aufgelöst wurde. Im Januar/Februar 1944 war Dachsel im Kriegs-Lazarett 1/509 Oslo. Als weitere Einheiten werden genannt: Stabskompanie Panzer-Brigade 103, 18. Panzer Grenadier Division, Panzer Grenadier Regiment 51, wo er sich am 17. November 1944 befand (Feldpostnummer: 03133A). Von da an gibt es außer der angeblich letzten Nachricht vom 4. April 1945 aus Mehlsack keine Angaben. Robert Dachsel schrieb damals, dass sie von den Russen eingekesselt seien, und er dürfte auch dort gefallen oder verwundet worden sein. Es ist also durchaus möglich, dass sich in dieser Gegend sein Grab befindet, wenn es überhaupt eines gibt. Bekannt sind noch die Namen von zwei Kameraden, mit denen er wahrscheinlich enger verbunden war, weil er sie immer wieder erwähnte: Rudolf Zimmler und Wolfram Zipfel. Auf diese Angaben setzt Frau Haubrock ihre Hoffnung, doch noch irgendwelche Informationen über die letzten Tage ihres Großvaters zu bekommen. (Dagmar Haubrock, Egerländer Straße A 7 in 33332 Gütersloh, Telefon 05241/5058411, E-Mail: dag.haubrock@web.de)

Feldpostbriefe! Da hatten wir in Folge 16 von einem Feldpostbrief berichtet, der nie seine Adressatin erreichte. Er war in einem Nachlass gefunden worden und Frau Werner aus Hannover hatte ihn uns übersandt, weil sie meinte, der in der Adresse angegebene Ort Schnorrenberg könnte in Ostpreußen liegen. Lag er aber nie, sondern in der Eifel, wie sich aus Leserzuschriften ergab. Leider hat sich bis heute kein Hinweis auf die Adressatin, Frau Susi Thomas, ergeben, was nach fast 70 Jahren auch kaum möglich ist, zumal die Familie nicht zu unserem Leserkreis gehören dürfte. Aber wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, zumal wir jetzt zweigleisig fahren müssen beziehungsweise können: Es ist nämlich ein zweiter Feldpostbrief des Absenders Karl Thomas aufgetaucht, der fast identisch mit dem ersten ist. Aus ihm geht aber noch stärker hervor, dass der Schreiber kaum mehr glaubt, lebend aus dem Stalingrader Kessel herauszukommen. Vielleicht ist er wirklich dort geblieben, und dieser Brief ist nicht nur ein letzter Gruß an seine geliebte Frau und seine „Kerlchen“, wie er seine Kinder nennt, sondern auch eine Art Vermächtnis, das er in klare Worte fasst: „Wenn Du nun nichts mehr von mir hören solltest als vielleicht das Wort ,vermisst‘ oder ,gefallen‘, dann sei stark durch unsere Liebe. Sei den Kerlchen eine tapfere Mutter und glaube an eine bessere Zukunft!“ Anscheinend hat Karl Thomas versucht, die Briefe einigen Kameraden mitzugeben, vielleicht als letztes Lebenszeichen: „Ob Dich der Brief erreicht, ist ebenso fraglich wie hier unser Freikommen.“ Auch dieser Brief hat seine Frau nicht erreicht. Die heute 91-jährige Besitzerin meint, dass einer ihrer bereits verstorbenen Brüder ihn von ihrem Fronteinsatz mitgebracht habe. Wie auch immer, wir suchen weiter. Vorerst aber geht an Frau Annette Umlauf aus Attendorn unser Dank für die Übersendung.

Auch wenn Mahn- und Denkmale zerstört werden, sie können wieder errichtet werden – und so soll es ja mit dem Schenkendorf-Denkmal in Koblenz geschehen. Wir hatten über die Entwendung des Bronzekopfes des Freiheitsdichters Maximilian von Schenkendorf in Folge 40 berichtet und auf die Anregung unserer Leserin Sylvia Becker hingewiesen, für die Wiederherstellung des Denkmals zu spenden. Herr Ditmar Hinz, Berlin, schrieb daraufhin an die Pressestelle der Stadt Koblenz, weil er auch durch eine Spende zu der Restaurierung beitragen wollte. Er erhielt zwei Schreiben, die er an uns weiterleitete, weil sie nicht nur für alle Spendenwilligen wichtig sind, sondern auch eine Suchfrage nach bisher fehlendem Bildmaterial enthalten, zu dem eventuell unsere Leser ihm verhelfen könnten. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber es könnte doch sein, dass jemand aus unserem Leserkreis das Denkmal vor der Zerstörung fotografiert hat, vielleicht anlässlich der Bundesgartenschau 2011. Die Wiederherstellung des Denkmals liegt in den Händen des „Eigenbetrieb der Stadt Koblenz Grünflächen- und Bestattungswesen“, das Herrn Hinz über den aktuellen Stand der Arbeiten informierte. Die Büste Schenkendorfs wurde im Frühjahr dieses Jahres durch Unbekannte vom Sockel gerissen und der Kopf entwendet. Trotz eingeleiteter polizeilicher Ermittlungen konnte er nicht wieder gefunden werden. Weitgehend unbeschädigt wurde jedoch der Torso bis zum Halsansatz sichergestellt. Er ist die Grundlage für die Wiederherstellung des Denkmals, welches die Stadt Koblenz in Abstimmung mit der Denkmalspflege in die Wege geleitet hat. Die Sanierung des Kalksteinsockels ist bereits in Auftrag gegeben worden. Für die nun anstehende Rekonstruktion sammelt der zuständige Betrieb Bildmaterial über den Denkmal-Kopf. Besonders schwierig gestaltet sich dabei die Suche nach Ansichten von hinten. Man wäre dankbar für jede Abbildung aus dieser Perspektive, so teilt Herr Michael Karkosch vom Eigenbetrieb der Stadt Koblenz Grün- und Bestattungswesen mit. Er gibt Auskunft über das Projekt unter der Telefonnummer (0261) 129-4234. Für den Fall einer persönlichen Spendenbereitschaft kann man sich direkt an die Rufnummer (0261) 129-4202 oder -4235 wenden, dort werden die Daten der Spendenwilligen und der zu spendende Betrag zwecks Ausstellung einer Zuwendungsbescheinigung aufgenommen. Wie die Pressestelle mitteilt, sei ein separates Spendenkonto nicht nötig. Die Überweisung kann an ein städtisches Konto erfolgen, so an die Sparkasse Koblenz, Konto 240/BLZ 57050120 oder an die Volksbank Koblenz Mittelrhein eG, Konto 1015001000/BLZ 57090000. Wir danken Herrn Ditmar Hinz für diese Übermittlung der aktuellen Informationen, die vor allem für Spendenbereite unter unsern Lesern wichtig sind.

Eure Ruth Geede


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