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17.11.12 / Der Mann, der Rommel entzauberte / Englands bekanntester Soldat des Zweiten Weltkrieges, Bernard Law Montgomery, wurde vor 125 Jahren geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-12 vom 17. November 2012

Der Mann, der Rommel entzauberte
Englands bekanntester Soldat des Zweiten Weltkrieges, Bernard Law Montgomery, wurde vor 125 Jahren geboren

Es gab kaum etwas, was die Briten im Jahre 1942 so fürchteten, wie den deutschen Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Das änderte sich erst, als ein drahtiger und energischer Offizier das Kommando über die britischen Streitkräfte in Nordafrika übernahm und den Mythos vom unbesiegbaren deutschen Wüstenfuchs zerstörte – Bernard L. Montgomery, der vor 125 Jahren, am 17. November 1887, geboren wurde.

Bernard Law Montgomery, 1. Vis-count Montgomery of Alamein, Spitzname „Monty“ und später auch der „spartanische General“, begann seine militärische Karriere an der Militärakademie Sandhurst. Hier fiel er als unbeherrscht und gewalttätig auf und wurde 1908 nach Indien versetzt, wo er den Glanz kolonialer Machtentfaltung kennen und schätzen lernte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges jedoch musste er das dortige Wohlleben gegen den harten Alltag des Frontoffiziers tauschen. In Nordfrankreich schwer verwundet und wegen Tapferkeit ausgezeichnet, erlebte er das Kriegsende als Generalstabsoffizier. Zwischen den Kriegen machte Montgomery auf Posten in der Heimat und im Nahen Osten unauffällig Karriere.

Die ersten Monate des Zweiten Weltkrieges erlebte er zunächst als Divisionskommandeur und dann als Kommandierender General eines Armeekorps. Nach dem von ihm als schmachvoll empfundenen Rückzug der britischen Expeditionsstreitkräfte vom europäischen Festland übte er harsche Kritik an der militärischen Führung. Die Quittung dafür folgte auf dem Fuße. Montgomery wurde in die Heimatverteidigung abgeschoben. Seine große Stunde kam erst, als im August 1942 ein neuer Oberbefehlshaber im Nahen Osten gesucht wurde und man sich in London des energischen Montgomery erinnerte. Als er von seiner Ernennung erfuhr, meinte Montgomery, nach dem einfachen Krieg würden die Dinge nun schwieriger werden. Schnell fügte er hinzu, er meine nicht sich, sondern Rommel. Dieser hatte die britische Nordafrika-Armee in die Defensive gezwungen und bereitete sich gerade auf die Einnahme Kairos vor, als „Monty“ den afrikanischen Kriegsschauplatz betrat. Montgomery erkannte sofort, dass die drohende Niederlage in erster Linie die Folge mangelhafter Führung war. Während seine Vorgänger die 8. Armee vom fernen Kairo aus mit Funk und Kurier geführt hatten, zog er statt in einen Kolonialpalast in einen Wohnwagen und richtete sein Hauptquartier dicht hinter der Front ein. So konnte er schnell auf Lageänderungen reagieren, ein Faktor, der auch einer der Schlüssel zu Rommels Erfolg war. Montgomery gliederte seine Kräfte um und ersetzte Kommandeure, die er für unfähig oder nicht energisch genug hielt. Mit ihm erwachte ein neuer Offensivgeist in der Truppe. Für Rommel wurden die Dinge in der Tat schwierig, denn im Gegensatz zu ihm konnte Montgomery über nahezu unbegrenzten Ersatz an Kräften und Material verfügen. Mochte Rommel auch noch so geschickt, gewagt und wendig führen, Montgomery drängte ihn unaufhaltsam nach Westen zurück, bis Afrika für die Achsenmächte im Frühjahr 1943 verloren war.

Nun wartete die nächste Aufgabe auf Montgomery, der Sprung nach Europa. Bei der Eroberung Siziliens lieferte er sich mit dem von ihm verachteten US-amerikanischen General George S. Patton einen Wettlauf, der unnötig hohe Verluste kostete. Nach der Landung auf dem italienischen Festland wurde Montgomery nach England zurückgerufen, zum Feldmarschall befördert und mit der Planung der Invasion in der Normandie betraut. Am 6. Juni 1944, dem D-Day, kommandierte er die alliierten Bodentruppen und übernahm im weiteren Verlauf des Feldzuges den Oberbefehl über die britisch-kanadische 21. Armee. Nach den Erfahrungen auf Sizilien vorsichtig geworden, vermied er verlustreiche Operationen und hielt seine Truppen so lange zurück, bis er mit weit überlegenen Kräften angreifen und einen sicheren Sieg erzielen konnte. Nicht nur in diesem Punkt geriet er immer wieder mit dem alliierten Oberkommandierenden, dem US-General Dwight D. Eisenhower, aneinander, den er für einen „zweitklassigen Soldaten“ und strategisch unbegabt hielt. Beim Vormarsch ins Reich bedrängte er Eisenhower, gleich weiter nach Osten bis Berlin vorstoßen zu dürfen, um die Reichshauptstadt nicht den Russen zu überlassen. Eisenhower versagte jedoch seine Genehmigung und Montgomery schwenkte missmutig mit seiner Armee nach Norden. Am 2. Mai 1945 erreichten seine Truppen die Ostsee. Damit war sein letzter Auftrag in diesem Krieg erfüllt. An dessen Ende stand ein Triumph, den Montgomery in vollen Zügen auszukosten gedachte. Mit einer die deutschen Parlamentäre bewusst demütigenden Überheblichkeit nahm er am 4. Mai die Kapitulation der Wehrmacht im Nordraum entgegen.

Als militärischer Oberbefehlshaber in der britischen Besatzungszone stellte Montgomery immer wieder klar, dass Deutschland kein befreites, sondern ein besetztes Land und jede Fraternisation mit den Besiegten unerwünscht sei. Anfang 1946 wurde er in den Adelsstand erhoben und als Generalstabschef mit der höchsten militärischen Position des Empire betraut. Zwei Jahre später wurde er zum Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte der Nato und 1951 zum stellvertretenden Oberbefehlshaber des Bündnisses ernannt. Als gefeierter Kriegsheld konnte er es sich erlauben, eine bewusst zur Schau gestellte Originalität zu pflegen. Obwohl er das Pensionsalter längst erreicht hatte, wehrte er sich mit allen Mitteln gegen eine Zurruhesetzung. Montgomery merkte nicht, wie er als Repräsentant der längst untergegangenen imperialen Epoche mit der Zeit zu einer belächelten Karikatur seiner selbst wurde. Erst, als sein Wunsch, ältester aktiver britischer Soldat zu sein, in Erfüllung gegangen war, schied er 1958 im Alter von 71 Jahren aus dem Dienst. Im Ruhestand schrieb er mehrere Bücher über den Zweiten Weltkrieg, die er nutzte, um mit seinem alten Widersacher Eisenhower abzurechnen. Montgomery starb am 26. März 1976, von seinen Landsleuten als lebende Legende verehrt. Jan Heitmann


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