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24.11.12 / Massive Wahrnehmungsstörung / Union rennt vermeintlich »modernen« Wählern hinterher und kupfert Grüne ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-12 vom 24. November 2012

Massive Wahrnehmungsstörung
Union rennt vermeintlich »modernen« Wählern hinterher und kupfert Grüne ab

In Zeiten, in denen Themen wie Wirtschaft, Bildung und Familie wichtiger werden, entdeckt die CDU „Ökologie, Emanzipation und Gleichberechtigung“. Dies hat nicht nur für die Partei fatale Folgen.

Ungeachtet schwerer Wahlniederlagen beharren die Vordenker der CDU darauf, dass ihre Partei nur eine Zukunft habe, wenn sie sich „neuen Wählerschichten öffnet“. Gemeint ist das sogenannte „moderne Großstadtmilieu“, das vor allem von den Grünen angesprochen werde.

So fordert Baden-Württembergs CDU-Chef Thomas Strobl, die Union müsse sich verstärkt Themen wie „Ökologie, Emanzipation und Gleichberechtigung“ zuwenden. Gewiss alles wichtig. In einer Weltwirtschaft am Rande des Einbruchs könnte es jedoch Dinge geben, die besonders der bürgerlichen Mittelschicht alsbald dringlicher erscheinen könnten.

Dass die Grünen, mit denen viele Unionler gern ab 2013 auf Bundesebene koalieren würden, sich gerade deutlich nach links gewendet haben, scheint man bei der CDU gar nicht zu registrieren. Stattdessen wird die Wahl einer hohen Kirchenfunktionärin zur Spitzenkandidatin als Beleg dafür genommen, dass die Partei „bürgerlicher“ geworden sei. Ein Blick in die evangelischen Gotteshäuser zeigt indes nur, dass die Grünen es zwar verstanden haben, die EKD zu übernehmen. Die Folge ist jedoch vor allem, dass sich die Gotteshäuser geleert haben.

Der Glaube, dass die Grünen eine neue gesellschaftliche Mehrheit repräsentieren, ist Frucht einer Wahrnehmungsstörung. Moderne Großstadtmilieus bilden die Mehrheit des Volkes? Nur jeder sechste Deutsche wohnt überhaupt in einer Stadt mit mehr als 500000 Einwohnern, und auch dort zählt nur eine Minderheit zu jenem von den Grünen präferierten „modernen“ Milieu.

In diesen Zonen lebt indes auch ein Großteil der Hauptstrom-Journalisten, der „Trendforscher“ und Gesellschaftswissenschaftler. Das mag ein Grund dafür sein, dass man unter den Tonangebern im Land jene Gegenden, in denen alternative Beziehungen statt klassischer Familien die neue Norm sind und ein grünes „Lebensgefühl“ dominiert, für die Wirklichkeit einer neuen Mehrheit hält.

Aber das ist ein Irrtum. 90 Prozent der Paare in Deutschland sind regulär verheiratet, wiederum 90 Prozent davon haben Kinder. Die Masse dieser Menschen dürfte sich weniger um „Gendergerechtigkeit“ sorgen als um ihr materielles Überleben, um Sicherheit vor Kriminalität oder eine solide Bildung für ihre Kinder. Doch jene tatsächliche Mehrheit hat die CDU aus dem Blick verloren.

Ergebnis: Die Wahllokale leeren sich ebenso wie dereinst die Kirchen. Die Ex-CDU-Wähler sind nicht zu den Grünen gegangen, sie bleiben, scheinbar von allen Parteien verlassen, einfach zu Hause, wie die sinkenden Wahlbeteiligungen zeigen. Und die heutigen Grünen-Anhänger werden auch dann nicht CDU wählen, wenn diese das Programm und das „Lebensgefühl“ der Ökopartei vollständig abgekupfert hat. Hans Heckel


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