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24.11.12 / Zeichen des Misserfolgs / Exportrekord beim Strom – bezahlt vom deutschen Verbraucher

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-12 vom 24. November 2012

Zeichen des Misserfolgs
Exportrekord beim Strom – bezahlt vom deutschen Verbraucher

Deutschlands Netto-Stromexporte haben von Januar bis August einen neuen Rekordwert erreicht: 12,4 Milliarden Kilowattstunden sind nach Angaben des Bundesverbandes der deutschen Energiewirtschaft (BDEW) an ausländische Abnehmer verkauft worden. Der Rekordmenge entsprechend sind die Kommentare in den einschlägigen Medien: „Gut eineinhalb Jahre nach der Abschaltung der älteren Atommeiler haben sich die Befürchtungen also nicht erfüllt, Deutschland müsse in Zukunft Strom importieren“, ist da etwa auf einem Internetportal namens „Klimaretter.info“ zu lesen. Tatsächlich entpuppt sich die vermeintliche Erfolgsmeldung bei näherem Hinsehen als Zeichen des Misserfolgs der bisherigen „Energiewende“, im Hinblick auf die Verbraucher sogar als ausgemachter Skandal.

Zum einen sind die massiven Stromexportüberschüsse ein Beleg dafür, dass Netzausbau, Speichertechnologien und Verbrauchsmanagement der Industrie mit dem immer noch ungezügelten Ausbau der erneuerbaren Energie nicht standgehalten haben. Die Windräder und Solaranlagen produzieren Strom, wenn es die Witterungslage erlaubt, aber nicht, wenn der Strom bei den Verbrauchern in Privathaushalten und Industrie gebraucht wird. Die Folge: Mangels noch immer nicht vorhandener Speicherungsfähigkeit des Öko-Stroms bleibt nur der Export als Ausweg. Dies geschieht immer öfter zu Billigpreisen, die weit unter den angefallenen Kosten liegen. Das „billig“ gilt freilich nur für den Verkaufspreis: Die Stromexporte sind – sofern sie aus Windkraftanlagen oder Solarpanelen stammen – über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) durch die privaten Haushalte zwangsweise über ihre Stromrechnungen subventioniert. Profiteure der billig auf den Markt geworfenen Überproduktion an Strom sind unter anderem die Niederlande, aber auch Betreiber von Pumpspeicherwerken in Österreich, die ihren Strom später teuer an Deutschland verkaufen.

Der Verband der großen Stromabnehmer aus der Industrie sieht noch ein weiteres Problem, das mit dem nicht steuerbaren und schwankenden Überangebot an Öko-Strom entstanden ist. Übers Jahr gerechnet kommen Gaskraftwerke nicht mehr auf die notwendige Zahl von Betriebsstunden, um sich überhaupt noch rentabel betreiben zu lassen. Tatsächlich werden aber gerade die Gaskraftwerke gebraucht, um in wind- oder sonnenarmen Zeiten den dann fehlenden Öko-Strom ersetzten zu können. Als vermeintliche Lösung des Problems ist bereits die nächste Subventionsart auf dem Energiesektor im Gespräch: Prämien für Betreiber von Gaskraftwerken, wenn sie ihre Kraftwerkskapazitäten trotz eigentlich nicht mehr vorhandener Rentabilität weiterhin in Bereitschaft halten.

Wie wenig marktwirtschaftliche Prinzipien im Energiesektor überhaupt noch gelten, wird daran deutlich, dass trotz des Überangebots an Strom das per Export verschleudert werden muss, für die meisten Verbraucher nun erneut die Preise steigen und nicht etwa sinken: Nach Angaben des Internet-Vergleichsportals „Verivox“ haben mehr als 210 Grundversorger an ihre Kunden sogenannte „blaue Briefe“ abgeschickt, in denen zum 1. Januar 2013 weitere Preiserhöhungen angekündigt werden. Im Schnitt werden die neuen Erhöhungen zwölf Prozent betragen, im Einzelfall auch bis zu 19 Prozent. Norman Hanert


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