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24.11.12 / Studie mit Hintergedanken / Prognose zu Deutschland 2060 deutet auf die Absichten der OECD

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-12 vom 24. November 2012

Studie mit Hintergedanken
Prognose zu Deutschland 2060 deutet auf die Absichten der OECD

Keine guten Aussichten: Deutschland werde bis 2060 vom fünften auf den zehnten Rang der Weltwirtschaftsmächte abrutschen, prognostiziert die OECD. Derzeit liegen nur die USA, China, Japan und Indien vor Deutschland. In knapp 50 Jahren sollen demnach auch Brasilien, Indonesien, Mexiko, Großbritannien und Russland die Bundesrepublik überholt haben.

Damit wäre Deutschland selbst in Europa nur noch auf Platz drei, wobei Frankreich bis 2060 gegenüber Deutschland stark aufhole, so die OECD, eine Organisation von 34 wirtschaftlich besonders starken Staaten mit Sitz in Paris.

Gleich nach Bekanntgabe der Vorhersage rührten sich indes Zweifel an deren Stichhaltigkeit. Kritiker verwiesen spitz darauf, dass die Konjunkturprognosen der OECD schon für das Folgejahr meist danebengelegen hätten. Eine Vorhersage bis 2060 sei daher kaum mehr als der „Blick in die Glaskugel“.

Es stellt sich die Frage nach dem Sinn solcher Prognosen. Es gilt, sich vor Augen zu halten, mit welcher Absicht sie überhaupt angestellt werden. Allein die Neugier auf die Zukunft ist es gewiss nicht, der die Prognostiker antreibt. Sie machen Vorhersagen für die Zukunft, um den Kurs der gegenwärtigen Politik zu beeinflussen. „Klimaprognosen“ über rasant steigende Meeresspiegel, immer mehr Unwetter und sich ausbreitende Wüsten sollen die Menschen beispielsweise bereit machen, mehr Geld für den „Klimaschutz“ auszugeben.

Auch die OECD verfolgt Ziele: Sie drängt Deutschland seit Langem, der Vergemeinschaftung der Schulden in der Euro-Zone zuzustimmen, sprich: Schulden anderer mit zu übernehmen. Das Gutachten für 2060 soll die Deutschen nun vielleicht davon überzeugen, dass sie nur im Rahmen des großen Euro-Raums global noch eine Rolle spielen können, um sie zahlungswillig zu stimmen.

Ob es richtig ist, diesem Rat zu folgen, sei dahingestellt. OECD-Empfehlungen der jüngsten Vergangenheit haben sich als grundfalsch herausgestellt. So kritisierte die Organisation bei zahllosen Gelegenheiten das deutsche Ausbildungssystem, weil hierzulande viel zu wenige junge Menschen studierten. Das deutsche System der dualen Berufsausbildung ließen die OECD-Experten nicht als Alternative zu den Hochschul-orientierten Qualifizierungswegen in anderen Ländern gelten.

Heute stehen Millionen von Hochschulabsolventen weltweit auf der Straße, während Deutschland im Oktober 2012 die geringste Jugendarbeitslosigkeit in der EU verzeichnete. Aus dem Ausland strömen arbeitslose Jungakademiker in die Bundesrepublik, um hier im dualen System von vorn anzufangen.

Auch hinsichtlich der Wirtschaftsstruktur hat Deutschland gut getan, sich dem Rat der Weisen nicht zu beugen. Sie monierten jahrelang, unser Land sei zu „industrielastig“ und daher rück­ständig. Heute stehen gerade jene vermeintlich fortschrittlichen Länder, die wie Großbritannien oder die USA ihre Industrie zugunsten des Dienstleistungssektors vernachlässigt haben, vor gewaltigen Problemen. H. Heckel


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