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24.11.12 / Die bittere Zukunft naht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-12 vom 24. November 2012

Die bittere Zukunft naht
von Rebecca Bellano

Manchmal wird die Zukunft schneller zur Gegenwart, als es einem lieb sein kann. An dieser Erkenntnis leidet derzeit Finanzminister Wolfgang Schäuble und sieht dabei aus wie eine Katze, die ein verschlucktes Fellknäuel hochwürgt. Aber dies ist nicht nur kein schöner Anblick, sondern ein Zeichen dafür, dass der Zeitpunkt naht, an dem unsere Politiker die Rechnung für ihre Euro-Rettungspolitik präsentiert bekommen könnten. Und natürlich werden sie die Rechnung an die deutschen Steuerzahler weiterreichen.

Dass die Rechnung schon so bald kommt, kurz vor der Bundestagswahl 2013, und nicht erst in der fernen Zukunft scheint die deutsche Regierung und vor allem Schäuble wirklich zu überraschen. Hatten er und die Kanzlerin Angela Merkel doch gehofft, dass man den Zeitpunkt, an dem gezahlt werden muss, ganz weit in die Zukunft verschieben kann. Vielleicht hatten sie sogar gehofft, dass Griechenlands Schuldenprobleme sich irgendwie von alleine lösen, vielleicht durch einen Ölfund an den Küsten des Landes. Zwar werden dort wirklich Ölquellen vermutet, sogar sehr große, aber ihre prognostizierte Ausbeute ist zu klein, um den Schuldenberg abzutragen.

Und nun fordert die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, einen weiteren Schuldenschnitt. Im Grunde ist dies eine sinnvolle Forderung, denn es ist einfach nicht realistisch, dass Griechenland jemals von seinen Schulden loskommt. Sie belasten das Land, verhindern jeden Neustart und führen zu Hass in dem Land gegenüber den Gläubigern, für die vor allem Deutschland steht.

Und hier kommt wieder Schäuble ins Spiel, denn inzwischen liegen auch dank seiner und Merkels Euro-Rettungsstrategie 70 Prozent der 345 Milliarden Euro griechischer Schulden in öffentlicher Hand. Die Regierungen der Euro-Zone halten 145 Milliarden, die Europäische Zentralbank 40 Milliarden und über den IWF halten Europas Staaten weitere Milliarden. Kommt es zu dem unausweichlichen Schuldenschnitt, dann muss gezahlt werden. Und das dürfte nur der Anfang sein. Denn während Berlin die Rechnung schon irgendwie schultern wird, ist fraglich, wie Länder wie Italien, Spanien und sogar Frankreich ihren Anteil finanzieren sollen.

Aber all diese Fragen waren schon da, als die Politik den von ihr gewählten Weg der Griechenland-Rettung beschritt. Die Antworten hierauf sind ungewiss. Gewiss ist nur, dass der jetzt beschrittene Weg an kein Ziel führt. Die Griechenland-Rettung wird zur unendlichen Geschichte, bei der man verlorenem Geld immer mehr Geld hinterherwirft. Und je länger man den Zeitpunkt der Rechnungsstellung hinauszögert, desto größer wird die Summe, die am Ende steht.


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