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24.11.12 / Am Ende ist das Wort / Eine lange Erfolgsgeschichte: Die Erfindung des Papiers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-12 vom 24. November 2012

Am Ende ist das Wort
Eine lange Erfolgsgeschichte: Die Erfindung des Papiers

Obgleich es längst eine Online-Ausgabe der PAZ gibt, greifen die meisten Leser nach wie vor zur Druckausgabe. Es ist eben doch ein schönes Gefühl, eine Zeitung in der Hand zu haben und die Seiten hin- und herblättern zu können. Anders als ein elektronisches Lesegerät vermittelt Papier ein sinnliches Leseerlebnis. Papier knistert, raschelt, reißt. Kurz: Es lebt! Und es ist das Gedächtnis der Welt. Die Menschheit ist schon seit jeher fasziniert davon, Informationen auf Papier festzuhalten.

Schon vor 5000 Jahren beschrieb man in Mesopotamien feuchte Tontäfelchen und brannte sie in Öfen, damit sie unzerstörbar wurden. Die Ägypter schrieben auf Papyrus. Eine Art Papier, das man aus dem Mark der Stängel einer Schilfpflanze gewann. Es wurde zu langen Rollen verklebt, die sich in trockenen Klimazonen bis heute erhalten konnten. Die größte Bibliothek der Antike gab es in der ägyptischen Stadt Alexandria mit über 500000 Papyrusrollen.

Die Römer benutzten auch Papyrus, ritzten aber ebenfalls ihre Schriften mit einem Griffel auf Holztäfelchen, die mit Wachs beschichtet waren. Die Wachstafeln wurden am Rücken zusam­mengeschnürt. Die Römer nannten diese Büchlein Kodex. Daraus entwickelte sich später unsere Buchform. Etwa 263 vor Christus ließ Eumenes von Pergamon aus Tierhäuten einen neuartigen Beschreibstoff anfertigen: das Pergament. Das war recht kompliziert und viele Tiere mussten dafür ihr Leben lassen.

Die ältesten Schriften aus China sind fast 4000 Jahre alt. Die Chinesen schrieben auf Bambusstreifen oder später auch auf Seide. Sie erfanden bereits vor über 2000 Jahren eine Methode zur Papierherstellung aus Pflanzenbrei. Die Araber nahmen alte Kleider, die zu Lumpen verarbeitet und in Wasser eingeweicht wurden.

In Europa schrieb man im Mittelalter vorwiegend auf Pergament. Die Mauren brachten die Papiererzeugung auf ihrem Eroberungszug schließlich nach Spanien, von wo aus sie sich dann in ganz Europa verbreiten sollte. So begann auch bei uns die Papierherstellung. Alte Leinenstoffe zerkleinerte man in Papiermühlen, gab Wasser hinzu und vermischte es zu einem Brei. Der Papiermacher schöpfte ihn mit einem Sieb ab, ließ das Wasser abtropfen und das Blatt auf einem Sieb trocknen.

Normale Bürger konnten sich das teure Papier nicht leisten. Außerdem konnten nur wenige lesen und schreiben. Das war nur den Königen, Kirchenmännern und reichen Bürgern vorbehalten. Latein war die vorherrschende Sprache der Gebildeten. In den Klöstern schrieben die Mönche mit der Hand die Bücher der Bibel ab und verzierten sie mit kostbaren Zeichnungen.

Eine weltbewegende Erfindung machte ein Gold- und Silberschmied aus Mainz um 1445. Johannes Gutenberg stellte Schmuckstücke her. Da kam ihm die Idee, aus Metall kleine Buchstaben zu gießen, die man mit Farbstoff bestrich und als Stempel verwendete. Für jeden Buchstaben des Alphabets machte er sich mehrere Stempel und Satzzeichen, klemmte diese in der richtigen Reihenfolge in eine Holzleiste und druckte damit einen Satz. In einem Holzrahmen ordnete er alles zu einer ganzen Buchseite an. Der Buchdruck war erfunden! Er baute alte Weinpressen zu Druckerpressen um. Von nun an konnte man schnell viele Blätter bedrucken und Bücher herstellen. Eine Sensation! Überall erregte Gutenbergs Erfindung Aufsehen.

Als im 19. Jahrhundert immer mehr Menschen des Lesens mächtig waren, weil es mehr Schulen für alle gab, wuchs auch die Nachfrage nach Büchern. Nun musste ein anderer Rohstoff her, denn so viele Lumpen gab es nicht, um den Bedarf zu decken. Man er­kannte, dass Papier aus Zellulosefasern besteht, die auch im Holz vorkommen. Seitdem gewinnt man Papier aus Holz. In Frankreich und England erfand man verbesserte Papiermaschinen, so dass nicht jedes Blatt einzeln geschöpft werden musste. Nun ratterten in den großen Druckereien die von Dampfmaschinen angetriebenen Druckerpressen. Durch die Massenproduktion wurden Bücher billiger und für jeden käuflich. Heute überwacht wie überall die Computertechnik die Herstellung des Papiers und auch den Druck.

Ein Problem ist jedoch, dass wir inzwischen täglich so viel Papier verbrauchen, dass stündlich eine Waldfläche von 500 Fußballfeldern allein für die Herstellung von Papierprodukten zerstört wird. Viele Tiere verlieren ihren Lebensraum und unser Klima verändert sich dramatisch. Also ein guter Tipp: Papier sparen so oft wie möglich. Aber immer die PAZ lesen! Silvia Friedrich


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