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24.11.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-12 vom 24. November 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Keine Bedienung / Was den »Biodeutschen« so gefährlich macht, wie man mit Toleranz das Gegenteil erreicht, und was Ausgrenzung alles anrichten kann

Es wird Zeit, dass wir endlich Ernst machen mit der Integration unserer ... verflixt, wie nennt man die noch gerade? Ausländer sagen wir nicht mehr, weil es irgendwie ... ich weiß auch nicht. Also? Ach ja richtig, es heißt „Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationshintergrund“. Eine Bezeichnung so lang wie ein Fürstentitel, ziemlich pompös. Darunter fallen auch deutsche Staatsbürger mit ausländischen Wurzeln. Ihnen stellt die Sprachregelung der großen Medien den „Biodeutschen“ gegenüber, das ist ein Deutscher, dessen Wurzeln auch deutsch sind. „Biodeutscher“ hört sich gar nicht pompös an, sondern regelrecht verhuscht. Das Wort erinnert an vegetarische Mahlzeiten, fade, aber ungefährlich.

Und doch lauert hier eine hässliche Falle. Denn in dem multikulturellen Bemühen, die einheimischen Deutschen mit dem denkbar popeligsten Etikett zu strafen, haben die Sprachkünstler den fiesen rassistischen Hintergrund des Wortes „Biodeutscher“ völlig übersehen. Was bezeichnen wir sonst mit dem Kürzel „Bio“? Nahrungsmittel ohne chemische Zusatzstoffe! Ein „Biodeutscher“ ist demnach ein Deutscher ohne diese Gifte. „Ausländische Wurzeln“ erscheinen in diesem Licht hingegen wie ein Pestizid. Adolf H. kringelt sich in der Hölle.

Du lieber Himmel, was für eine Blamage. Wenn wir das gutmachen wollen, müssen wir uns noch viel mehr bemühen im Kampf für mehr Toleranz und gegen Rechts. Das erfordert natürlich Mut, doch die Tapferen werden mehr. Die 16 deutschen Lutherstädte haben ein Zeichen gesetzt und die Gastwirtsinitiative „Keine Bedienung für Nazis“ mit dem Preis „Das unerschrockene Wort“ ausgezeichnet. Die Tradition, Menschen mit bestimmten Eigenschaften nicht in die Lokale der guten Bürger zu lassen, war ja ein wenig in Vergessenheit geraten. Kurios: Je mehr wir uns alle zusammen „gegen das Vergessen“ stemmten, desto mehr ist die Erinnerung an jene Zeiten offenbar verblasst, als noch Schilder mit der Aufschrift „ ... werden hier nicht bedient“ oder „Nur für ...“ die Türen deutscher Gaststätten zierten. Nun sind sie also wieder da, und schon hat der Gröfaz wieder was zum Lachen.

Man muss sich eben ins Zeug legen: Nur wenn man eine Sache mit aller Hingabe übertreibt, ist gesichert, dass am Ende das Gegenteil herauskommt. So geht das auch beim Nachbarn Dänemark: Vor Jahren haben die Bewohner eines Wohnblocks bei Kopenhagen ihre Toleranz entdeckt und damit begonnen, muslimische Feiertage zu feiern, damit auch die Minderheit mit Migrationshintergrund im Haus Respekt erfährt. Vorbildlich.

Mittlerweile ist aus der Minderheit eine Mehrheit geworden. Nun hat der Hausrat Weih­nachtsbaum und Weihnachtsfeier gestrichen, weil man der mittlerweile muslimischen Mehrheit Respekt vor den ungläubigen Sitten der „biodänischen“ Minderheit einfach nicht mehr zumuten kann. Als ein Fernsehteam anrückte, um über die Säuberung zu berichten, wurde es von 25 Vermummten mit Steinen beworfen und als Neonazis beschimpft. Toleranz will schließlich verteidigt werden.

Da wollen auch die Krefelder Ladenbesitzer nicht hintan stehen. Ihr Verein, die Krefelder Werbegemeinschaft, hat beschlossen, ab diesem Jahr bei der Weihnachtsdekoration der Stadt auf jegliche christliche Symbole zu verzichten, man ist schließlich tolerant. Übrigens ist der Vorsitzende des Vereins auch Mitglied eines Kirchenvorstands, was dem mutigen (die Lutherstädte würden es wohl „unerschrocken“ nennen) Entschluss noch jene ganz besondere Würze gibt, welche im Frühjahr die Luft über landwirtschaftlichen Nutzflächen bereichert.

Die Krefelder haben übrigens neben ihrer Toleranz noch einen weiteren, unwiderlegbaren Grund für ihren Verzicht ins Feld geführt: Wenn keine Weihnachtsmotive mehr aufgehängt würden, könne man die Lichtdekoration bis Ende Januar hängen lassen – was gewiss Kunden anlockt. Sprich: Mit der neotoleranten Selbstverleugnung lässt sich sogar Kohle machen! Fabelhaft.

Was das Anknüpfen an die jüngere Vergangenheit angeht, lässt sich mit Toleranz noch viel mehr erreichen. Nur Rassisten haben etwas dagegen, dass Tausende Roma vom Balkan nach Deutschland kommen. Schließlich sind die Lebensbedingungen dort scheußlich, außerdem sind die Roma bei den anderen Völkern des Balkans unbeliebt. Beides können wir nicht akzeptieren vor dem Hintergrund unserer Geschichte.

Viele der Geknechteten sind schon hier, beispielsweise in Bremen-Blumenthal (wir meldeten letzte Woche kurz). Dort, schreibt „Bild“, leben nunmehr die „wenigen rechtschaffenen Bürger in Angst“. Die Mutter eines Achtjährigen wird zitiert: „Wir werden von den kriminellen Gangs bespuckt, beschimpft und beklaut.“ Eine Nachbarin ergänzt: „Sie brüllen uns ,Scheiß Deutsche‘ entgegen, hatten auch schon ein Schild mit der Aufschrift ,Durchfahrt für Deutsche verboten‘ zwischen ihren Wohnblöcken.“

Oha! Scheiß Deutsche? Gut, solange hinter „Scheiß ...“ das Wort „Deutsche“ steht, ist das ja nicht strafbar. Steht da indes der Name irgendeines anderen Volkes der Erde, dann ermittelt der Staatsschutz: Volksverhetzung. Das ist die Rechtslage, von allen im Bundestag sitzenden Parteien gewollt und zäh verteidigt.

Jedoch, wie ist es denn mit den „Deutschen mit Migrationshintergrund“? Ein Türke mit deutschem Pass könnte sich durch die Parolen von Blumenthal auch angesprochen fühlen und Volksverhetzung wittern! Dann müssten die Richter umständlich auseinanderpuhlen, dass er zwar in seiner Person als deutscher Staatsbürger, nicht aber wegen seiner türkischen Herkunft beleidigt worden sei, weshalb das eben keine Volksverhetzung darstelle.

Hätten sie gleich „Scheiß Biodeutsche“ geschrieben, wären die Roma vor jeglichen juristischen Unwägbarkeiten sicher. Es ist ein Skandal, dass sie der zuständige Stadtteil-Integrationsbeauftragte noch nicht darüber aufgeklärt hat. Ja, so geht Deutschland mit seinen Zuwanderern um!

Unser Verständnis für fremde Kulturen und ihre Sitten ist und bleibt unsagbar unterentwickelt. Nachdem ein 15-Jähriger, dessen ethnische Zugehörigkeit überhaupt keine Rolle spielt, eine 89-jährige Blumenthalerin fast totgeschlagen hatte, hat Ortsamtsleiter Peter Nowack äußerst unsensibel reagiert. Der Junge blickt bereits auf mehr als 100 Handlungen zurück, die wir in unserem biodeutschen Kleingeist als „Straftaten“ bezeichnen, was natürlich eine unzulässige Verallgemeinerung darstellt.

Nowack jedenfalls will nicht nur den 15-Jährigen abschieben, der, so verlautet, kein EU-Bürger ist, sondern seine nette Familie gleich mit. „Wenn ein Jugendlicher wie er mehr als 100 Straftaten begeht, haben auch Mutter und Vater versagt“, bellt der Sozialdemokrat. Mutter und Vater? Erstens sind das längst überholte Begriffe und zweitens ist stets „die (bio)deutsche Bevölkerungsmehrheit“ schuld, wegen der „alltäglichen Diskriminierung“, das ist doch bekannt. Soll er Volker Beck fragen; der Grüne setzt sich unerschrocken für den weiteren Zuzug von Roma aus Serbien und Mazedonien ein. Und siehe da: Die 89-Jährige hatte sich geweigert, dem 15-Jährigen Schmuck und Geld auszuhändigen. Sie hat den Jugendlichen also offen diskriminiert, indem sie ihn von ihrem Eigentum ausgegrenzt hat. Für diese Frau sollte es „keine Bedienung“ mehr geben.

Die Ausgrenzung nimmt immer schlimmere Formen an. Biodeutsche Eltern, deren Kinder in Berlin von biotürkischen Mitschülern an ihrem Geburtstag regelmäßig grün und blau geschlagen werden (siehe Seite 3), nehmen ihre Gören immer öfter von den betreffenden Lehranstalten. Damit machen auch sie sich der Ausgrenzung und Diskriminierung der jungen Türken schuldig. Für die Integration unserer „Mitbürgerinnen ... etc.“ müssen „wir“ schließlich auch Opfer bringen, wie ein Grünen-Politiker mit Privatschul-Kindern sagen würde.


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