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01.12.12 / Neue TV-Ideen gesucht / Programm-Casting: Die Privaten agieren, ARD und ZDF reagieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-12 vom 01. Dezember 2012

Neue TV-Ideen gesucht
Programm-Casting: Die Privaten agieren, ARD und ZDF reagieren

Für viele klang es wie ein schlechter Scherz, als ProSieben-Moderator Stefan Raab eine politische Talkshow ankündigte. Eine solche Sendung des politisch unerfahrenen Showmasters in einem Spielfilm- und Comedysender – das passte irgendwie nicht. Und doch schlug sich die erste Ausgabe von „Absolute Mehrheit“ achtbar, auch wenn kein Politiker die 100000 Euro einstreichen konnte für den Fall, wenn er von über 50 Prozent der Studiozuschauer zum beliebtesten Talkgast gewählt wird.

Die Sendung war Raabs Kampfansage an ARD und ZDF, die mit ihrem Talkwahn auf der Stelle treten. Raabs Anspruch ist es daher, „die jungen Zielgruppen mit solchen Formaten wieder für Politik zu interessieren“. Ihm wäre das zuzutrauen, scheint doch alles zu Gold zu werden, was er anfasst. Nachdem die ARD es über Jahrzehnte nicht fertiggebracht hatte, einen konkurrenzfähigen Teilnehmer ins Rennen für den Eurovision Song Contest zu schicken, schaffte es Raab, als er 2010 von der ARD mit ins Boot geholt wurde, mit Sängerin Lena auf Anhieb, die Siegerin zu stellen.

Schon zuvor hatte er mit seiner Samstagabend-Show „Schlag den Raab“ bewiesen, dass er den Öffentlich-Rechtlichen immer eine Nasenlänge voraus ist. Während ARD und ZDF mit Volksmusik­shows beziehungsweise „Wetten, dass ...?“ alte Sehgewohnheiten bedienen, schafft es Raab, stets einen hohen Marktanteil jüngerer Zuschauer an sich zu binden.

Überhaupt ist er der Daniel Düsentrieb des Privatfernsehens. „Wok-Weltmeisterschaft“, „Stock­car-Rennen“, „TV total Turmspringen“, „Poker-Nacht“ oder „Autoball-Europameisterschaft“ heißen seine zum Teil skurrilen Show-Erfindungen, die oft bis in die Nacht hinein den gesamten ProSieben-Abendsendeplatz ausfüllen.

Auch wenn sein Humor nicht jedermanns Geschmack ist, so beweist Raab, dass sich bei den Privaten mehr tut als bei den Öffentlich-Rechtlichen. Die starren Programmstrukturen bei ARD und ZDF lassen keinen Platz für neue Ideen oder Formate. Während dort Carmen Nebel oder Florian Silbereisen ihre von vielen despektierlich „Rentnerprogramme“ genannten Shows präsentieren, sorgen bei den Privaten die „jungen Wilden“ für frischen Wind. Unstrittig ist das dümmliche Niveau von „Deutschland sucht den Superstar“, „Voice of Germany“, „Germany’s Next Topmodel“ oder vieler Comedyshows, aber es sind wenigstens innovative Formate. Sie schaffen es, die vom früheren RTL-Programmchef Helmut Thoma sprachlich eingeführte „werberelevante Zielgruppe“ der 14- bis 49-Jährigen zu erreichen.

Da ARD und ZDF trotz Gebühreneinnahmen an Werbung und Sponsoring festhalten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie das Konzept kopieren. Günther Jauchs aus England importierte Quizshow „Wer wird Millionär?“, die seit 1999 der Quotenhit bei RTL ist, fand in der ARD ihren Abklatsch mit Jörg Pilawas „Quiz“ und Kai Pflaumes „Star Quiz“. Bei innovativen Shows sind die rein werbefinanzierten Sender eben oft schneller und origineller. Tws


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