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01.12.12 / Manhattans 1000 Augen / Wirbelsturm legte geheimes Überwachungszentrum frei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-12 vom 01. Dezember 2012

Manhattans 1000 Augen
Wirbelsturm legte geheimes Überwachungszentrum frei

Hurrikan „Sandy“ könnte sich als zweitteuerste Naturkatastrophe in der Geschichte der USA entpuppen. Die inzwischen auf 25 Milliarden Dollar geschätzten Schäden dürften bisher nur durch den Wirbelsturm „Katrina“ übertroffen worden sein, der 2005 New Orleans verwüstete. „Sandy“ könnte allerdings noch Folgen haben, die sich nicht unmittelbar in Dollar und Cent messen lassen – vor allem mit Blick auf die Stadt New York steckt in „Sandy“ einiges an politischer Brisanz. Meterhoch mit Schlamm gefüllt und nun sanierungsreif, ist dort nach dem Abklingen des Sturms ein im Geheimen betriebenes Überwachungszentrum für das Manhattaner Bankenviertel in den Blick der Öffentlichkeit geraten.

Der Wirbelsturm hat nicht nur den Schleier jahrelanger Geheimhaltung über ein Projekt hinweggefegt, sondern gleichzeitig auch den Blick auf eine bedenkliche Verquickung freigemacht. Öffentliche Behörden haben mit den Sicherheitsabteilungen von Banken und Immobilienunternehmen über Jahre im Geheimen ein Überwachungszentrum für das Bankenviertel rund um die Wall Street betrieben. Konkret scheinen Polizeibeamte mit Vertretern von Goldman Sachs, der Citigroup, der Federal Reserve Bank (FED) und der New York Stock Exchange (NYSE) bei der Überwachung von Passanten im südlichen Manhatten zusammengearbeitet zu haben. Im Klartext: eine weitgehende Verschmelzung von hoheitlichen Polizeiaufgaben mit den Sicherheitskonzepten von Privatunternehmen, weitgehend im Geheimen und auf Kosten der Steuerzahler betrieben.

Die Einrichtung des Überwachungszentrums soll auf eine Vereinbarung zurückgehen, die der New Yorker Polizeichef Raymond Kelly im Zusammenhang mit einem Immobiliengeschäft bereits im Jahr 2005 mit Goldman Sachs getroffen hatte. Laut veröffentlichten Dokumenten hatte sich der Polizeichef verpflichtet, für das südliche Manhattan, „ein umfassendes Sicherheitskonzept zu entwickeln und einzuführen“. Eine Komponente der Verabredung ist ein zentrales Sicherheitszentrum der Polizei, das auch von Vollzeit-Repräsentanten von Goldman Sachs und anderen Unternehmen der Wall Street genutzt werden kann.

Wie dicht mittlerweile das Überwachungsnetz in New York gesponnen ist, wird an der Zahl der Überwachungskameras deutlich, deren Daten zum großen Teil im Überwachungszentrum zusammenflossen. Privatunternehmen wie Banken und Immobilienverwalter betreiben inzwischen mehr als 2000 Kameras, die New Yorker Polizei noch einmal rund 1000 eigene Kameras. Wozu derartige Mengen an Kameras dienen, wird an zwei Details des Überwachungszentrums deutlich, die inzwischen an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Bis der Wirbelsturm „Sandy“ eine Zwangspause verordnet hatte, wurde unter anderem ein automatisches Analyseprogramm zur Überprüfung von Kfz-Kennzeichen im Straßenverkehr betrieben – mit Hilfe der Videokameras. Ebenso war ein Überwachungssystem im Einsatz, mit dem sich ein Bewegungsbild einzelner Passanten in den Straßen erstellen lässt. Allein für derartige Programme sollen in den letzten fünf Jahren 50 Millionen Dollar geflossen sein. Aufgekommen ist dafür der Steuerzahler, der bei der Sanierung des Überwachungszentrums nun wahrscheinlich nochmals zur Kasse gebeten wird. N.H.


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