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01.12.12 / Ideal für Truppentransporte / Geschichte des Fährhafens Mukran während des Kalten Krieges

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-12 vom 01. Dezember 2012

Ideal für Truppentransporte
Geschichte des Fährhafens Mukran während des Kalten Krieges

Erst 30 Jahre ist es her, dass mit dem Bau des Fährhafens Mukran auf Rügen begonnen wurde, und die Beschäftigung mit seiner Geschichte erscheint schon wie der Einblick in eine fremde Welt. Lange fand der Transitverkehr zwischen der DDR und der Sowjet-union durch Polen statt. Dabei gab es bereits 1848 Überlegungen, einen großen Hafen auf Rügen zu bauen, und vor dem Zweiten Weltkrieg wurden sogar Bauaktivitäten gestartet, die 1940 eingestellt wurden, da der Seekrieg im Atlantik und damals noch nicht in der Ostsee stattfand. Nach weiteren Planungen wurde dann in Mukran auf Rügen von 1982 bis 1986 ein Fährhafen gebaut, der mehr als zwei Milliarden DDR-Mark gekostet hat. Im Gegenzug wurden die Transitgebühren durch Polen gespart. Durch die Fährverbindung Mukran–Memel [Klaipeda] wurde ein direktes Bindeglied mit wichtigen militärischen Funktionen zum großen Bruder UdSSR geschaffen,. Das Ganze fand unter großem Interesse der westlichen Geheimdienste statt.

Wolfgang Klietz ist es gelungen, das Thema „Ostseefähren im Kalten Krieg“ von vielen Seiten interessant darzustellen. Er gibt einen tiefen Einblick in die historischen, technischen und geheimdienstlichen Aspekte und lässt Zeitzeugen zu Wort kommen. So berichten der Projektleiter, ein Kapitän, ein Offizier und ein Bausoldat von den Bedingungen, unter denen das Projekt „Fährhafen Mukran“ durchgeführt wurde.

In Mukran kamen „im westlichsten Bahnhof der Transsibirischen Eisenbahn“ die russischen Breitspurgleise mit 1520 mm an und wurden dort auf die im Westen üblichen 1453 Millimeter umgespurt. Der Transport wurde mit fünf 190 Meter langen Eisenbahnfähren abgewickelt, die größten Fähren, die je in der DDR gebaut wurden und die es 1991 als größte Eisenbahnfähren der Welt sogar in das Guinness-Buch der Rekorde schafften. Die Fähren waren so konstruiert, dass sie problemlos für schwere militärische Gerätschaften und auch für Truppentransporte verwendet werden konnten. In dieser Eigenschaft wurden sie 1994 für den Abzug der sowjetischen Truppen genutzt.

Während der Bahnhof Mukran und die alten Güterbahnhofanlagen heute vor sich hin rotten, wurde ein neues Fährterminal gebaut und vom Sassnitzer Stadthafen hierher verlegt. Der Fährhafen Sassnitz, so die heutige Bezeichnung, bietet gute Verbindungen über die Ostsee nach Skandinavien und Russland.

Das empfehlenswerte Buch ist interessant zu lesen, abwechslungsreich gestaltet und gibt einen Einblick in die Zeit des Kalten Krieges. Britta Heitmann

Wolfgang Klietz: „Ostseefähren im Kalten Krieg“, Ch. Links, Berlin 2012, 192 Seiten, 29,90 Euro


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