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01.12.12 / Von »Derrick« zu Friedrich II. / Fernsehjournalist nimmt sich des preußischen Monarchen an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-12 vom 01. Dezember 2012

Von »Derrick« zu Friedrich II.
Fernsehjournalist nimmt sich des preußischen Monarchen an

Jahrelang war Claus Legal mitverantwortlich für die ZDF-Krimiserien „Derrick“, „Der Alte“ und „Siska“ und arbeitete in der Redaktion von Eduard Zimmermanns „Aktenzeichen XY ungelöst“. Nun hat sich der pensionierte Fernsehjournalist zusammen mit seinem Bruder Gert Legal auf die Spur der letzten Geheimnisse des „Alten Fritz“ gemacht. Intensiv recherchierten die beiden Autoren in Kirchenbüchern, Geburtsurkunden, historischen Dokumenten und Staatsarchiven. Herausgekommen ist zum 300. Geburtstag des selbsternannten „ersten Diener des Staates“ das umfangreiche Werk „Friedrich II. - Preußens König – Sachsens Feind – Regent auf Schloss Dahlen“.

In der Ruine der sächsischen spätbarocken Schlossanlage in Dahlen fanden die Brüder markante Details des Innenhofes und der Gebäudearchitektur, die bisher noch nicht veröffentlicht worden waren. Historische Bedeutung erlangte das Schloss als Nabel der preußischen Welt während der Friedensverhandlungen im nahen Schloss Hubertusburg bei Wermsdorf, die den Siebenjährigen Krieg beendeten. Fried­rich der Große bewohnte in dieser Zeit vom 19. Februar bis zum 13. März 1763 zwei kleine Zimmer in Dahlen und unterzeichnete dort auch das Schlussabkommen. Etwa zeitgleich vollzogen diesen bedeutsamen Staatsakt seine damaligen Gegner Maria Theresia von Österreich in Wien und Friedrich August II. von Polen in Warschau.

Der König schätzte die Annehmlichkeiten des Anwesens als „wirklich ganz kapabel, fast schon exquisit“. Schlossverwalter Reubig empörte sich hingegen über dessen Unordnung und Unruhe in einem Brief vom 14. März 1763 an die Schlossherrin, Gräfin von Bünau. In den drei Wochen seines Aufenthalts habe „Ihre Majestät … ein ziemliches Andenken hinter sich gelassen, die Zimmer und Möbel sehr unscheinbar gemacht und beinahe gar ruiniert“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ein Kinderferienlager, später eine Polizeischule sowie eine Fachschule für Bäcker und Konditoren, zuletzt eine Ingenieurschule für Fleischwirtschaft im Schlossgebäude untergebracht. Bei Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten brach in der Nacht des 20. März 1973 ein Feuer aus, ausgelöst durch einen defekten Ofenrohranschluss. Der Verein „Schloss- und Parkverein Dahlen e.V.“ hat den Schlossbau letztes Jahr wieder für Besucher zugänglich gemacht und will bis 2013 auch das Friedenszimmer instand setzen.

Noch bedeutsamer sind die neuen Erkenntnisse der beiden Autoren über die Plünderung des Jagdschlosses Hubertusburg, das im Jahre 1761 auf Befehl Friedrich II. ausgeraubt wurde: „150000 Taler flossen durch die Plünderung des Schlosses Hubertusburg in die Taschen des preußischen Staates, den Rest konnten sich drei Händler aus Leipzig aufteilen“. Ein Augenzeugenbericht des ehemaligen Schlossverwalters George Samuel Götze präzisiert und widerlegt die bisherigen Punkte in vielen Details. Darin beschreibt der Zeitgenosse die erschreckenden Zustände im Kriegs­alltag, verbunden mit den vielfachen Entbehrungen, die die Bevölkerung in Sachsens Städten und auf dem Lande stark belasteten.

Spannend und akribisch recherchiert liefert das Werk neue Forschungskenntnisse zur preußischen und sächsischen Landesgeschichte sowie ein beeindruckendes Spiegelbild der Lebensbedingungen der Menschen im Kriegs­alltag und bereichert das Fried­rich-Bild um weitere Facetten.

Sophia E. Gerber

Claus und Gert Legal: „Friedrich II. – Preußens König – Sachsens Feind – Regent auf Schloss Dahlen“, Burghügel Editionsverlag Rudolstadt, Rudolstadt 2012, 300 Seiten, 22,90 Euro


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