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08.12.12 / Schlussstrich unter Preußen? / In Nordrhein-Westfalen soll es zukünftig nur noch ein Preußen-Museum geben – wenn überhaupt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-12 vom 08. Dezember 2012

Schlussstrich unter Preußen?
In Nordrhein-Westfalen soll es zukünftig nur noch ein Preußen-Museum geben – wenn überhaupt

Seit Ende der 90er Jahre sind die Preußen in Nordrhein-Westfalen museal vertreten. In Wesel und in Minden gibt es je ein Preußen-Museum. Offenbar eines zu viel, denn jetzt droht dem Standort Minden das Aus. Grund ist ein Haushaltsdefizit von 400000 Euro, für das die Düsseldorfer Landesregierung nicht mehr geradestehen will.

Zwischen 1827 und 1850 wurde in der Weserstadt Minden eine Festung errichtet, die die preußischen Westprovinzen gegen das Königreich Hannover absichern sollte. Zur umfangreichen Fes­tungsanlage gehört auch die im klassizistischen Stil erbaute „De­fensions-Caserne“, die seit 1999 der ideale Standort für das Preußen-Museums ist. Auf 1500 Quadratmetern wird hier die rund 350-jährige Geschichte Preußens in Westfalen präsentiert. Gleichzeitig stellte die Schwester-Filiale in Wesel am Rhein seit 1998 die rheinländische Version der Preußengeschichte aus.

Doch wenn es nach dem Land Nordrhein-Westfalen geht, ist es damit bald vorbei. Der zuständige Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, Michael Groschek, wird mit den Worten zitiert, das Museum in Minden „einmotten“ und nur die Einrichtung in Wesel weiterführen zu wollen. Denn bereits in den Jahren 2010 und 2011 sammelten beide Standorte, die unter dem Dach der Stiftung Preußen-Museum organisiert sind, zusammen ein Defizit von 400000 Euro an. Von der Landesregierung kam die Zusage, davon die Hälfte zu finanzieren. Die andere Hälfte teilten sich die beiden Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LVW) sowie der Kreis Minden-Lübbecke. So jedenfalls der Plan.

Die finanzielle Schieflage hatte sich schon Anfang 2011 angekündigt. „Weil wegen der Finanzkrise die Zinserträge sanken, hatten wir kontinuierlich steigende Defizite bei der Stiftung feststellen müssen“, ließ der Geschäftsführer der Stiftung Preußen-Museum, Peter Kienzle, verlauten. Doch dann ließ die Landesregierung die Stiftung im Stich und zahlte die zugesagten Betriebskostenzuschüsse nicht. Jetzt forderten auch die Landschaftsverbände und der Kreis Minden die Mittel zurück. Die wurden unter dem Vorbehalt gewährt, dass beide Museen eine neue Trägerschaft erhalten. Das Haus in Wesel sollte unter die Obhut des LVR und Minden unter das Dach des LWL bei hälftiger Aufteilung der Stiftungserträge. Eine solche Neuorganisation hätte für die in der Öffentlichkeit bislang nur stiefmütterlich behandelten Museen den Vorteil eines professionellen Marketings gebracht, da die beiden Landschaftsverbände über entsprechende Erfahrungen verfügen.

Doch das Land Nordrhein-Westfalen scheint an einer solchen Lösung nicht interessiert zu sein. „Eine dauerhafte institutionelle Förderung des Museumsbetriebs ist nicht Aufgabe der Landesregierung“, ließ Minister Groschek wissen. Er wies darauf hin, dass sein Bauministerium seit 2002 in die Sanierung der Häuser und in die Stiftung bereits über 40 Millionen Euro investiert hat.

Weitere Fördermittel des Landes für beide Museen sind nach derzeitigem Stand nicht zu erwarten. Nach den Äußerungen des Ministers, das Haus in Minden einmotten zu wollen, deutet alles auf eine Zusammenlegung beider Museen auf den Standort in Wesel hin. Der Leiter beider Einrichtungen, Veit Veltzke, wirbt bereits mit der Idee, das Weseler Preußen-Museum in ein zentrales Niederrhein-Museum mit Artefakten aus der Römerzeit umzuwandeln. Laut Veltzke könnte das Museum dann rheinländische Geschichte „nicht als Provinzmuseum, sondern mit einer europäischen Dimension“ thematisieren. Nach seiner Vision müsste das Preußen-Museum allerdings umbenannt werden. Wenn dann noch der Standort Minden wegfällt, gäbe es in Nordrhein-Westfalen überhaupt keine Erinnerung an die preußische Geschichte mehr.

Dafür gibt es noch die Erinnerung an die ostpreußische Geschichte. Denn das kleine Samland-Museum, das auch in der Mindener „Defensions-Caserne“ untergebracht ist, wird hoffentlich noch lange bleiben. Harald Tews


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