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08.12.12 / Bürgermeister-Initiative gegen Müll-Problem / Mit einer ungewöhnlichen Aktion soll die Öffentlichkeit in Königsberg für mehr Sauberkeit sensibilisiert werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-12 vom 08. Dezember 2012

Bürgermeister-Initiative gegen Müll-Problem
Mit einer ungewöhnlichen Aktion soll die Öffentlichkeit in Königsberg für mehr Sauberkeit sensibilisiert werden

Für viele sind achtlos weggeworfene Getränkedosen oder Verpackungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen in Königsberg inzwischen zum Ärgernis geworden. Weil Beschwerden über die angebliche Untätigkeit der Stadtreinigungsbetriebe zugenommen haben und auch die Kosten für Müllbeseitigung den Haushalt der Stadt immer mehr belasten, ergriff der frisch wiedergewählte Bürgermeister Alexander Jaroschuk eine ungewöhnliche Maßnahme: Mitten im Zentrum ließ er in der Nähe des Hansaplatzes einen überdimensionierten, mit leeren Getränkedosen gefüllten Müllbehälter aufstellen mit der Aufschrift „Das sind nur 0,01 Prozent des Mülls, der auf Kaliningrader Straßen an einem Tag gesammelt wird.“ Das Thema Müll-Vermeidung beschäftigt Jaroschuk schon seit Längerem. Bereits vor seiner Wiederwahl hatte er die Bürger gebeten, mehr darauf zu achten, dass Königsberg sauber bleibt. Er sagte, dass für das Müllsammeln in Grünanlagen, in Wasserläufen und auf Straßen erhebliche Summen ausgegeben würden. Allein die städtische Firma „Tschistota“ (Reinheit) erhielte täglich umgerechnet etwa 25000 Euro aus dem Haushalt der Stadt.

Es heißt, dass gerade Jugendliche in erheblichem Maße zur Verschmutzung der Umwelt beitragen, während bei den Stadtbetrieben meist Ältere als Straßenfeger beschäftigt sind, die sich so ihre Rente aufbessern. Sie reinigen die Bürgersteige und sammeln Flaschen und Verpackungsmaterial in den Grünanlagen der Stadt ein.

Der Bürgermeister ärgert sich darüber, dass gerade diejenigen, die selbst am meisten zur Verschmutzung beitragen, nachher am lautesten schreien, die Politiker würden nichts tun. „Ich habe den Eindruck, dass, je mehr Geld wir fürs Müllsammeln ausgeben, des­to mehr achtlos weggeworfen wird“, sagte Jaroschuk. Er sei überzeugt, dass in Königsberg im Vergleich zu westeuropäischen Städten überdurchschnittlich viele öffentliche Abfallbehälter vorhanden seien.

Jaroschuk möchte die Städter für freiwillige Säuberungsaktionen gewinnen, mit dem Nebeneffekt, dass derjenige, der geholfen hat, in Zukunft umweltbewusster leben wird.

Frühere Aktionen zur Müllbekämpfung hatten allerdings nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Der damalige Gouverneur Georgij Boos hatte Bußgelder gegen Umweltsünder verhängt.

Darüber hinaus gibt es eine starke Belastung durch Feinstaub in Königsberg. Das ist besonders deutlich spürbar bei warmem und trockenem Wetter. Das lässt sich zum einen damit erklären, dass viele ältere Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß im Einsatz sind, vor allem Lastkraftwagen. Zum anderen liegt es daran, dass es in Königsberg zahlreiche brachliegende Grundstücke gibt, die keinerlei Begrünung aufweisen. Bei trockener Witterung legt sich der feine Staub auf die Kleidung und die Atmungswege, bei Regen senkt er sich als Schlamm auf Straßen und Bürgersteige.

In diesem Jahr suchten die Stadtoberen den Erfahrungsaustausch mit deutschen Politikern aus dem Umweltbundesamt. Unter anderem besuchte die Grünen-Politikerin Johanna Ebbing die Pregelmetropole, um über eine Zusammenarbeit mit den örtlichen Unternehmen zu beraten. Dabei ging es vor allem um den Umgang mit solchen Abfällen, die nicht recycelt werden können. Eine entsprechende Branche zur Wiederaufbereitung von Schadstoffen muss im Königsberger Gebiet erst noch entstehen. Konkrete Vereinbarungen wurden bei dem Treffen nicht getroffen. Jurij Tschernyschew


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