26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.01.13 / Wie war Wulff möglich?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Zwischenruf
Wie war Wulff möglich?

Mit der Vorlage des Buches „Affäre Wulff“ wird der Dis-kurs über den vormaligen kurzzeitigen Bundespräsidenten zum Ende kommen. Dabei ist es zweitrangig, ob der Osnabrücker wegen seiner Privilegien, die ihm aus seinen Ämtern erwuchsen und die er bedenkenlos in Anspruch nahm, noch durch die Justiz bestraft wird (wg. Vorteilsnahme).

Die entscheidende Frage zur Affäre Wulff wird unbeantwortet bleiben. Wie konnte es geschehen, dass ein Mann zum Bundespräsidenten gewählt wurde, der für dieses Amt weder intellektuell noch moralisch qualifiziert war. Wulffs Janusköpfigkeit war bei seiner Wahl zum Bundespräsidenten bekannt. Seine Bilanz als niedersächsischer Ministerpräsident ist miserabel. In den Jahren zwischen 2003 und 2010 spielte der damalige niedersächsische Chef eine perfekte Doppelrolle. In der Öffentlichkeit schauspielerte er den arbeitsamen Landes- und den fürsorglichen Familienvater. Dabei halfen ihm einflussreiche Medienvertreter und begabte Öffentlichkeits-Experten (s. „Christian Wulff“, eine Biografie, Olzog 2006). In seiner zweiten Rolle hielt es Wulff mit Personen aus der Wirtschaft und dem Jet-Set. Diese Rolle wurde für die Öffentlichkeit durch ihn und seine Helfershelfer so gut es ging verschleiert. Zahlreich hatte er seine Claqueure in der CDU, in der Wirtschaft, besonders auch im politischen Katholizismus. Gemeinsam gelang es – auch mit Hilfe der „Bild“-Zeitung – Wulffs Scheidung und seine neue Lebensgefährtin Bettina Körner positiv in die Öffentlichkeit zu transportieren. Da spielten einige Altlasten, auch einige politische Weggefährten, die er verstieß, keine große Rolle.

Die Frage bleibt: Warum wurde Wulff nicht rechtzeitig ausgebremst? Warum hofierten ihn gesellschaftliche Gruppen bis zum Ende? Was bewog die Kanzlerin, ihr Einverständnis für die Kandidatur Wulffs zu geben? Positives zum Schluss: Die Aufgabe der Medien im Rechtsstaat, „Kritik und Kontrolle“, hat hier funktioniert. Wilhelm v. Gottberg


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren