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05.01.13 / Anwohner für Treitschke / Linke enttäuscht: Historiker bleibt Namensgeber einer Straße

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Anwohner für Treitschke
Linke enttäuscht: Historiker bleibt Namensgeber einer Straße

Die Bürger sind weiter als der ersterbende linke Zeitgeist“, kommentierte Torsten Hippe – CDU-Fraktionschef in der Bezirksverordnetenversammlung – das Abstimmungsergebnis der Anwohner über die propagierte Umbenennung der Treitschkestraße in Berlin-Steglitz-Zehlendorf gegenüber der PAZ.

Hippe, der als Architekt der kommunalen schwarz-grünen Zählgemeinschaft gilt, hatte mit den Grünen die Abstimmung ausgehandelt. Von 428 Anwohnern hatten sich 320 an der Abstimmung beteiligt, von denen wiederum 226 für die Beibehaltung des bisherigen Straßennamens votierten. Die zuständige Stadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) sah in der hohen Beteiligung einen Ausdruck des starken Bürgerinteresses. Die klare Mehrheit gegen eine Umbenennung zeige auch, dass man eine Diskussion an den Betroffenen vorbei geführt habe.

Die Grünen hatten ein anderes Votum erwartet. Fraktionschef Uwe Köhne war davon ausgegangen, dass die Anwohner froh wären, den Namen loszuwerden. „Aber das scheint ja die meisten nicht zu stören“, so Köhne enttäuscht. Die Grünen wollen den Willen der Anwohner aber respektieren. Anders die Sozialdemokraten. Aus Parteikreisen war zu hören, man werde bald in der Bezirksverordnetenversammlung einen Antrag für die Benennung der Straße nach Bischof Kurt Scharf einbringen. Die Kritiker Treitschkes stört es auch nicht, dass das ihm immer wieder vorgeworfene Zitat „Die Juden sind unser Unglück“ vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen ist und Treitschke damit nicht etwa seine Meinung kundtun, sondern den verbreiteten Antisemitismus seiner Zeit beim Namen nennen wollte.

Die Debatte um Treitschke ist noch nicht zu Ende. Auch die örtliche Piratenpartei äußerte sich zum Abstimmungsergebnis. Georg von Boroviczeny von der örtlichen Piraten-Fraktion glaubt, durch den Straßennamen werde „Fremdenfeindlichkeit befördert“. Eine Umfrage unter den Lesern des linken „Tagesspiegel“ ergab indes auch unter dessen Lesern eine klare Mehrheit von 57 Prozent für Treitschke bei immerhin rund 5000 Teilnehmern. Hippe bleibt gelassen und zitierte gegenüber dieser Zeitung an die Adresse der Sozialdemokraten gerichtet aus der Bergpredigt: „Richtet nicht, auf dass nicht ihr gerichtet werdet, denn nach dem Maß, nach dem ihr messt, wird Euch zugemessen werden.“ Hans Lody


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