28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.01.13 / Ach Gottchen, Kristina!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Moment mal!
Ach Gottchen, Kristina!
von Klaus Rainer Röhl

Warum fühlen wir uns in Deutschland, dem Land mit dem höchsten Lebensstandard und der blühendsten Wirtschaft in Europa, mehr und mehr unbehaglich, ohne richtige Freude zu Weihnachten und ohne Hoffnung zu Pfingsten, so, als wären wir im falschen Film? Die Antwort ist: Wir sind im falschen Film. Wie sehr, das zeigte sich an dem vor einer Woche erschienenen Interview unserer von allen Guten unterstützten und nun von allen guten Geistern verlassenen, wegen ihres schönen großäugigen Blicks von uns allen angeschwärmten Kristina Schröder, der beim Antritt ihres Ministerpostens gerade 32 Lenze zählenden Familienministerin. Wie sehr konnte man sich darauf verlassen, dass sie zuverlässig immer das Richtige tat. Besonders, wenn sie auf Alice Schwarzer und deren schlimmste Hinterlassenschaft stieß, eine Bewegung, die absichtlich missverständlich „Gender Mainstreaming“ genannt wird, und die sich im Familienministerium schon ein behagliches Rattennetz ausgebaut hatte.

Was ist „Gender Mainstreaming“? Ein ziemlich gefährliches Menschenexperiment, von dem niemand im breiten Publikum etwas weiß. Soll auch so genau niemand wissen. Noch unter der rot-grünen Regierung im Familienministerium eingeführt, wurde es während der Großen Koalition auch unter der neuen Familienministerin Ursula von der Leyen weiter vorangetrieben. Natürlich mit Steuergeldern. Inzwischen dämmert es einigen in der CDU/CSU, dass das Projekt „Gender Mainstreaming“ wohl kaum mit dem Programm der christlich-konservativen Partei zu vereinbaren ist. Was verbirgt sich hinter diesem Wort?

Gender ist der englische Begriff für „Geschlecht“. Er meinte das biologische Geschlecht eines Menschen. Seit der Frauenkonferenz von Nairobi 1985 ist dieser Begriff jedoch mit einem neuen Inhalt besetzt. Gender bedeutet laut einer Broschüre des deutschen Familienministeriums vom Sommer 2002 „die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Diese sind – anders als das biologische Geschlecht – erlernt und damit auch veränderbar.“ Klar. Alles ist machbar.

„,Gender Mainstreaming‘ ist ein Auftrag an die Spitze einer Verwaltung, einer Organisation, eines Unternehmens und an alle Beschäftigten, die unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen von Frauen und Männern in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, in der Steuerung (Controlling) von vorne herein zu berücksichtigen, um das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern effektiv verwirklichen zu können“, heißt es in der Broschüre weiter.

Nein danke, sagte auch die neue Ministerin Kristina Schröder, als sie 2009 das Amt übernahm, und seitdem hörten wir von ihr jeden Monat vernünftige wie mutige Worte, die sie schnell zum bevorzugten Opfer der linken Presse – von der „taz“ bis zur „Zeit“ – machten. Klare Kante gegen den Extremismus von rechts und von links. Die Kämpfer gegen den Rechtsextremismus sollten ihrerseits ein deutliches Bekenntnis zur Demokratie ablegen. Initiativen gegen die Zwangsverheiratung von Mädchen bei Muslimen. Frau Schröder sprach offen aus, dass es in unserem Land Deutschenfeindlichkeit gibt, ja die Zunahme deutschfeindlicher Gewalt.

Klare Linie auch gegenüber der Partei „Die Linke“. Ende 2011 wurde eine Broschüre gegen Linksextremismus mit einem Vorwort Kristina Schröders veröffentlicht, in der die Zeitung „Neues Deutschland“ als extremistisch charakterisiert wurde. Jedes Mal helle Aufregung der Betroffenen und ihrer Sympathisanten im linksbürgerlichen Lager. Klare Linie vor allem gegenüber dem Spinnengewebe des Gender-Netzwerks. Als bis in das Parlament hinein die Forderungen nach einer Frauenquote in Parteien und Aufsichtsräten der Großindustrie laut wurden, hielt sie in immer kürzeren Abständen immer deutlicher dagegen. Sie schrieb sogar ein Buch „Danke, emanzipiert sind wir selber! Abschied vom Diktat der Rollenbilder”. Mit „wir“ meinte sie die tüchtigen, gut ausgebildeten, aber konservativ denkenden Frauen in Deutschland, und der Beifall vieler Frauen und Männer war ihr sicher. Zuversichtlich konnte man annehmen, dass sie das Richtige tat, was immer die Linken und die Gender-Fraktion Falsches unter die Leute brachten. Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit legte sie sich folgerichtig mit Deutschlands Chef-Emanze Alice Schwarzer an, die sie 2009 völlig unmotiviert und weit unter jeder Gürtellinie angriff. Die Ministerin verbreite Stammtischparolen, sei für ihr Amt ungeeignet, ein „hoffnungsloser Fall“, und sie empfehle ihr, „Pressesprecherin bei rechtskonservativen Männerbünden“ zu werden. Keiner verstand den Wutausbruch gleich auf Anhieb. Schwarzer musste sich vom „Spiegel“ sagen lassen, sie sei eine „gekränkte Frau“. Am meisten hat die junge und deutlich sichtbar glücklich verheiratete Ministerin die „Emma“-Herausgeberin wohl gekränkt, als sie erklärte, sie hätte einige ihrer Bücher gelesen, aber einiges gefalle ihr nicht. Dass „heterosexueller Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau“ und dass Homosexualität die Lösung der Benachteiligung der Frau sein solle, „sei nun wirklich nicht überzeugend“. „Wie können Sie es wagen, Frau Ministerin“, giftete Schwarzer in „Bild“, „so billige Klischees über die folgenschwerste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts zu verbreiten?“ Ja, wie konnte die junge Ministerin der Ikone des Feminismus die schuldige Ehrerbietung verweigern und stattdessen einige ihrer Bücher nur „ganz lesenswert“ nennen? Kristina Schröder war für alle demokratischen Rechten ein Hoffnungsträger. Auch ich habe an dieser Stelle oft für sie geschwärmt und will nicht enttäuscht sein über das, was sie den scheinheiligen Schwestern von der „Zeit“ ins vorweih-nachtliche Nähkästchen plauderte. Die fragten die Ministerin eigentlich nur nach ihrem Kind. Ob es einen Weihnachtsmann gibt oder die Grimmschen Märchen sexistisch sind, alle abgedroschenen Fragen aus dem politisch-korrekten Phrasenlexikon und erst am Schluss kam ganz unschuldig die uralte Feministen-Frage ,,ob Gott vielleicht eher eine Göttin sei?“ Womöglich sogar „das Gott“? erklärte kühn die junge Ministerin. Damit war sie dran. Diese Äußerung wurde sofort ins Netz gestellt, und nur das ging durch die Nachrichtenagenturen.

Ich behaupte, die junge Mutter im Gespräch über ihr gerade eineinhalbjähriges Kind ist schlicht reingelegt worden von den „Zeit“-RedakteurInnen. Ein Opfer der „Zeit“ und des Zeitgeistes. Der Geist in der Flasche, den die 67/68 aufgemacht, aber nie wieder zugekriegt haben, hat Deutschland grundlegend verändert. Zum Negativen. Da hilft nichts mehr als nur „das liebe Gottchen“, wie die Danziger oder Ostpreußen sagen. „Das Gottchen“, das uns nicht verlassen wird.

Den verbleibenden Rest allerdings, die ganze Menschheit zu erlösen, müssen wir, wie es in dem schönen Lied heißt, „schon selber tun“. Denn: „Gender Mainstreaming“ ist auf lange Sicht angelegt. Wenn Alice Schwarzer und Angela Merkel längst den langen Marsch in den Ruhestand angetreten und wir nichts unternommen haben, ist die Wahnidee von der Amazonen-Macht tatsächlich Mainstream geworden. Oh Gottchen, hab ein Einsehn!

 

Klaus Rainer Röhl schrieb das erste Buch über Alice Schwarzer: „Lustobjekt. Ein kleiner Irrtum und seine fatalen Folgen“, Wien 1980, sowie „Aufstand der Amazonen. Geschichte einer Legende“, Düsseldorf 1982. Beide nur noch erhältlich bei amazon.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren