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05.01.13 / Eine Zeitreise ins »Adlon« / Das ZDF zeigt an drei Abenden eine Familiensaga rund um Berlins bekanntestes Hotel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Eine Zeitreise ins »Adlon«
Das ZDF zeigt an drei Abenden eine Familiensaga rund um Berlins bekanntestes Hotel

Großes Kino im ZDF! Mit einem Paukenschlag eröffnen die Mainzer ihr Programmangebot an Fernsehfilmen für 2013. Von Sonntag, dem 6., bis Dienstag, dem 8. Januar, zeigt der Sender zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr den aufwendig produzierten Dreiteiler „Hotel Adlon. Die Familiensaga“. Der erste Teil behandelt die Jahre von 1904 bis 1919, der zweite die Weimarer Zeit und der dritte die NS- und die Nachkriegszeit bis 1953. In den dreimal 90 Minuten mischen sich fiktive Einzelschicksale mit fast 100 Jahren Hotelgeschichte und drei Epochen Zeitgeschehen.

Seit Vicki Baums 1929 erschienenem Klassiker „Menschen im Hotel“ – 1932 mit Greta Garbo verfilmt – gelten Hotels als Schmelztiegel für Schicksale. Autoren und Regisseure bedienen sich gern des idealen Szenarios oder kleiner Abschweifungen wie zum Beispiel „Traumschiff“, um Spannung und Unterhaltung zu transportieren. Auch Oliver Berben, Produzent des „Adlon“-Epos, ließ sich davon inspirieren. „Die Idee zu dem Film hatte ich schon vor zehn Jahren“, sagt er. Zusammen mit der Autorin Rodica Döhnert entwickelte er Drehbücher, in denen das „Adlon“ und die Gründerfamilie um Louis Adlon die Hauptrolle spielen sollten.

So real das Hotel ist, so erfunden ist mit Sonja Schadt eine der Hauptfiguren. Ihr hat die Autorin die Aufgabe zugedacht, den Wandel des Frauenbildes in der Gesellschaft widerzuspiegeln. Sonja wird unehelich geboren und wächst, um die Schande zu verbergen, bei ihren Großeltern auf. Großvater Schadt, ein Berliner Kolonialwarenhändler, unterstützt die Hotelpläne seines Freundes Louis Adlon. Sonjas Schicksal – sie wird unter anderem Rundfunksprecherin in Berlin – ist fortan eng mit den Adlons verbunden und verläuft in dem Dreiteiler wie ein roter Faden parallel zur wechselvollen Hotelgeschichte.

In Koproduktion mit dem ZDF und unterstützt von der Filmförderung Berlin-Brandenburg, Bayern und Nord­rhein-Westfalen, konnte Berben vor drei Jahren beginnen, sein rund zehn Millionen Euro teures Vorhaben zu realisieren. Zusammen mit dem renommierten Regisseur und Ko-Autor Uli Edel – sein Name steht für Film­erfolge wie „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Ring der Nibelungen“ oder „Der Baader-Meinhof-Komplex“ – stellte er ein Ensemble hochklassiger deutscher Schau­spieler zusammen. Um von den über 100 Darstellern nur einige zu nennen: Heino Ferch und Marie Bäumer (Louis und Hedda Adlon), Josefine Preuß (Sonja Schadt), Thomas Thieme und Sunnyi Melles (Sonja Schadts Großeltern), Burghart Klaußner (Lorenz Adlon), Anja Kling, Maria Ehrich, Christiane Paul, Katharina Wackernagel, Johann von Bülow, Ken Duken, Wotan Wilke Möhring, Jürgen Vogel. Michael Schenk ist als Kaiser Wilhelm II. zu sehen und Rosemarie Fendel schließlich als 90-jährige Sonja.

Ein großes Verdienst kommt bei diesem Film über drei Epochen den Ausstattern, der Kostümbildnerin Dorothée Kriener und den Maskenmachern zu. So mussten Schauspieler an einigen Drehtagen schon um 5 Uhr morgens erscheinen, um mit Silikonteilen und Perücken „gealtert“ zu werden.

Die große Empfangshalle des „Adlon“ mit dem Elefantenbrunnen, die heute im Neubau ganz anders aussieht, musste, entsprechend den Plänen von damals, im Studio nachgebaut werden.

„Alle Höhen und Tiefen menschlicher Empfindungen, alles Gute und Schlechte an Verhaltensweisen kommen in dem dreiteiligen Epos vor“, sagte der verantwortliche ZDF-Redaktionsleiter Günther van Endert bei der Pressevorführung. Was einen Journalisten zu der leisen, aber bissigen Bemerkung veranlasste: „Stellenweise kam es mir auch vor wie eine Mixtur aus ,Denver Clan‘ und Rosamunde Pilcher.“

Es dient dem besseren Verständnis des Films und ist alleine schon deshalb lobenswert, dass das ZDF dem ersten Teil direkt im Anschluss um 21.45 Uhr eine Dokumentation der Hotelgeschichte folgen lässt. Gero von Böhm, einer der besten deutschen Dokumentarfilmer mit über 100 Arbeiten seit 1975 bei ARD, ZDF und Arte, spannt einen Bogen von der Eröffnung des ersten „Adlon“ 1907 bis zum Wiederaufbau 1997. Er erzählt, wie Kaiser Wilhelm II. das Entstehen des Hotels förderte, weil er den Luxus schätzte und moderne Errungenschaften, die sein „alter Kasten von Stadtschloss“ nicht bot. Der Kaiser hatte eine persönliche Suite im Haus. Der Film zeigt auch Bilddokumente aus den Jahren der NS-Diktatur und von dem kriegszerstörten Rest des Hotels, in dem zu DDR-Zeiten sogar einmal ein Lehrlingswohnheim untergebracht war.

Der Mythos des Hotels überdauerte drei politische Systeme. An einem geschichtsträchtigen Platz, nahe zu Brandenburger Tor und Reichstag, ist das heute zur Kempinski-Gruppe gehörende „Adlon“ wieder einer der gesellschaftlichen Glanzpunkte Berlins. Karlheinz Mose


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