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05.01.13 / »Blume des Jahres 2013« / Die Stiftung Naturschutz Hamburg hat das Leberblümchen gekürt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

»Blume des Jahres 2013«
Die Stiftung Naturschutz Hamburg hat das Leberblümchen gekürt

Vor einigen Jahren fragte einmal eine Leserin nach der „Ostpreußenblume“. Wir standen ziemlich ratlos da, denn diesen Begriff hatten wir noch nie gehört. Schließlich kamen wir überein, dass es sich um die Kornblume handeln könnte, die Lieblingsblume der Königin Luise. Jedes Kind liebte diese Blume, die ja an jedem Feldrand wuchs und mit der man – mit Mohn, Raden und Maßliebchen zusammen – bunte Feldblumensträuße binden konnte und die dem Erntekranz das leuchtende Blau schenkte. Aber so ganz zufrieden war ich damit nicht. Ich selber hätte eine andere blaue Blume gewählt: das Leberblümchen.

Zu Sträußen lässt es sich nicht binden, dieses zarte Frühlingskind, aber es durchwebt unsere Vorfrühlingswälder mit einem blauen Teppich von unvergleichlicher Schönheit. Überstrahlt von der Frühlingssonne, die durch das noch kahle Geäst des Buchenwaldes dringt, überdacht von dem Blau des Himmels ergibt das eine nordische Symphonie in Blau, die niemand vergisst, wer sie einmal erlebt hat. Unsere Heimat schenkte ihm mit ihren Laubwäldern und den kalkhaltigen Böden den richtigen Lebensraum, in dem es sich ungestört verbreiten konnte. Ameisen trugen den Samen weiter und ließen die blauen Teppiche wachsen. Deshalb ist das Leberblümchen in solcher Fülle nur in alten Waldbeständen zu finden, in denen auch der Frost ihm nichts anhaben kann, weil es durch eine Altlaubschicht geschützt ist. Solch eine Fülle findet man in deutschen Wäldern kaum, höchstens in Bayern, auch im Schwarzwald sind Leberblümchen zu finden. Nördlich des Mains machen sie sich rar, Leserinnen haben sie im Teutoburger Wald und im Harz entdeckt. „Hepatica tribola“ gehört zu den geschützten Pflanzen, darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Und wegen ihrer Seltenheit und dem damit verbundenen Schutzbedürfnis wurde sie nun von der Stiftung Naturschutz Hamburg zur „Blume des Jahres 2013“ gekürt. Damit führt die Stiftung auch nach dem Tod ihrer Gründerin Loki Schmidt deren Vermächtnis weiter. Die Frau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt hatte sich bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr für den Naturschutz in Deutschland eingesetzt und bewirkt, dass in jedem Jahr eine besonders schützenswerte Pflanze herausgestellt wird. Diesmal ist es also nun „unser“ Leberblümchen, und wir freuen uns darüber. Der Name gibt nicht die lichte Schönheit der blauen Blume wieder, er klingt recht profan und ist es auch, denn dieser Name kommt von den dreilappigen Blättern der Pflanze. Wegen dieser der menschlichen Leber ähnelnden Form schloss man auf ihre Heilwirkung bei Leber- und Gallenleiden und wendete sie demgemäß an. Man zog das Leberblümchen deshalb in Burg- und Klostergärten. Im Biedermeier war das Leberblümchen eine sehr beliebte Pflanze, die wegen ihrer zarten Farbe und den sternförmigen Blütenblättern auch in vielen Ziergärten zu finden war. Auch heute wird sie von einigen Gärtnereien angeboten, nicht nur in dem hellen Leberblümchenblau, sondern in vielen Farbvarianten und in großblättrigen Formen. Die Pflege sei nicht einfach, wird öfters behauptet. Da hat eine alte Ostpreußin aus unserem Leserkreis einen guten Tipp parat: „Das Leberblümchen muss nur kalkhaltige Humuserde vorfinden, wie sie der feuchte Laubwald bietet. Wenn man den Pflanzen einen etwas schattigen Gartenplatz gibt, lockere Erde vom Waldboden für sie bereit hält und sie im Herbst mit Buchenlaub zudeckt, gedeihen sie bestimmt.“ Es hat übrigens doch noch andere Namen, das Leberblümchen. „Blaublume“ wird es auch genannt. Und weil es so früh blüht, nennt man es in manchen Gegenden auch „Vorwitzchen“. Es gibt auch eine plattdeutsche Bezeichnung, die ich allerdings nie in Ostpreußen gehört habe: „Dochder vor de Moder“, was soviel bedeutet, dass die Tochter vor der Mutter – die Blüte vor den Blättern – aus dem Winterschlaf erwacht. In dem liegt sie jetzt noch, die „Blume des Jahres 2013“ – unser Leberblümchen. R.G.


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