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05.01.13 / Riesige Enttäuschung / Autor verspricht, falsche Welten zu enttarnen, entpuppt sich jedoch als Nörgler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Riesige Enttäuschung
Autor verspricht, falsche Welten zu enttarnen, entpuppt sich jedoch als Nörgler

Schon Wochen bevor das Buch „Bluff! Die Fälschung der Welt“ von Manfred Lütz herauskam, überschüttete der Verlag die Medien mit Werbung, dann kam das Buch heraus und rauschte sofort auf die Bestseller-Listen, dabei ist das Buch selbst ein großer „Bluff“. Der Titel ist so spannend und vielversprechend, doch schon auf den ersten Seiten begegnet dem Leser ein von sich eingenommener älterer Herr, der kleinlich Dinge derart eindimensional darstellt, dass sie dann natürlich nur noch zu kritisieren sind. Dabei gebe es doch so viel an der heutigen Gesellschaft und dem herrschenden Zeitgeist zu bemängeln und zu demaskieren, aber der Autor, Psychiater und Psychotherapeut sowie Theologe von Beruf, greift so alberne Beispiele heraus, dass die Lektüre des Buches zum Ärgernis wird.

Lütz kritisiert, dass die heutige Gesellschaft viel zu Wissenschafts-hörig sei und Gott aus den Augen verloren habe. Dabei könnten Wissenschaftler immer nur einen kleinen Teil der Welt sehen. Was echte Liebe sei, könne ein Physiker nicht bemessen. Das mag zwar stimmen, allerdings hat dies auch bisher noch kein Physiker behauptet, und dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die der Mensch trotz Wissenschaft nicht versteht, ist auch unbestritten, was soll also diese sich über Seiten hinziehende Kritik?

Immer wieder bezieht sich Lütz auf den Film „Die Truman-Show“ in dem der Mann Truman Burbank feststellt, dass er Teil einer Reality-Fernseh-Show ist. Auch wenn der Film gut ist, so wirken die ständigen Rückgriffe auf den 1998 erschienenen Film eher so, als würde der Autor keine anderen Beispiele für seine Darstellung haben. Und irgendwie ist ein Film nicht so wirklich der schlagende Beweis für die eigenen Thesen, denn ein Film ist und bleibt Fiktion, auch wenn er einen wahren Kern hat.

Wenn Lütz auch noch die Evolutionstheorie kritisiert, dann klingeln bei der Rezensentin die Alarmglocken. Auch wirkt es absolut unseriös, wenn er das Buch benutzt, um eine Privat-Fehde mit dem britischen Autor und Evolutionsbiologen Richard Dawkins auszufechten. Für so etwas hat der Leser bestimmt nicht 16,99 Euro für das Buch bezahlt.

Dann zieht Lütz auch noch über das Burn-out-Syndrom, die Psychoanalyse, Reality- und Casting-Shows, Gesundheitswahn, Faceboook und Co., Paris Hilton – obwohl die nun wirklich in den Medien seit Jahren kaum noch eine Rolle spielt –, Fußballfans, Weihnachten, Finanzwelt und so viele andere Dinge mehr her. Manchmal möchte man rufen: „Alter Mann, du ereiferst dich über Dinge, die schon nicht mehr aktuell sind und keine Rolle mehr spielen“, dabei ist Lütz noch gar nicht so alt, denn er ist 1954 geboren.

Ideologen würden die Geschichte verfälschen, um ihre menschenverachtenden Konstruktionen zu installieren, merkt Lütz an und man möchte ihm zustimmen, ist gespannt, was nun folgt, doch das war es schon wieder, seine Beispiele füllen nicht einmal eine Seite und sind wieder recht einseitig.

Am Ende der Lektüre steht der Frust, Zeit für etwas geopfert zu haben, was es nicht wert war. Ein gutes Thema wurde total verhunzt und als einzige Erklärung dafür, warum das Buch ein Bestseller ist, kommt die massive Werbung im Vorfeld und der ansprechende Titel infrage, denn der schwache Inhalt kann es nicht sein. Rebecca Bellano

Manfred Lütz: „Bluff! Die Fälschung der Welt“, Droemer, München 2012, gebunden, 189 Seiten, 16,99 Euro


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