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12.01.13 / EU verpasst Chancen / Chinesen fördern Rohstoffe auf Grönland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-13 vom 12. Januar 2013

EU verpasst Chancen
Chinesen fördern Rohstoffe auf Grönland

Während der Westen sich lautstark über Pekings Monopol bei den Seltenen Erden beklagt, baut China seine Vormachtstellung bei diesen industriepolitisch wichtigen Metallen aus. Dies geschieht nun sogar auch außerhalb Chinas. Ein Sondergesetz, das vom grönländischen Parlament nun auf den Weg gebracht wurde, könnte Entsprechendes möglich machen. Grönlands Gesetzgeber haben grünes Licht dafür gegeben, dass bei Großprojekten – etwa bei der Erschließung von Bodenschätzen – bisher geltende Tarifbestimmungen ausgehebelt werden dürfen.

Bisher steht die Arktisinsel vor einem Dilemma: Klimawandel und voranschreitende Eisschmelze ermöglichen den Zugriff auf große Mengen an Gold, Platin, Uran, Erdöl, Erdgas und Seltenen Erden, die bisher unter dickem Eis lagen. Durch die inzwischen weitgehende Unabhängigkeit als „Nation im Königreich Dänemark“ kann Grönland mittlerweile auch unabhängig von der Ex-Kolonialmacht Dänemark über seine Rohstoffe verfügen. Trotzdem halten sich inter-nationale Förderunternehmen zurück. Der Grund: Die Rohstoff-Vorkommen liegen fernab jeder Infrastruktur, so dass immense Erschließungskosten anfallen. In dieser Situation ist die Möglichkeit, Dumpinglöhne zahlen zu dürfen, quasi eine Trumpfkarte, Konzerne doch noch nach Grönland zu holen.

Angebissen haben bisher allerdings nur die Chinesen. Als Pilotprojekt gilt ein Vorhaben für eine Eisenerzmine an der grönländischen Westküste. Gegen die Zusicherung, Dumpinglöhne zahlen zu dürfen, war ein chinesisches Unternehmen dort zu einer Investition in Milliardenhöhe bereit. 3000 Arbeiter – eingeflogen aus China – sollen in einer eigenen Siedlung untergebracht werden und bei einer 60-Stundenwoche weit unter dem grönländischen Mindestlohn von 10,80 Euro bezahlt werden.

Mit dem Fußfassen chinesischer Förderkonzerne werden nun die europäische Industrie und die EU-Kommission vorgeführt. Regelmäßig wird zwar eine Strategie gefordert, um langfristig die Rohstoffversorgung zu sichern, wenn sich wie auf Grönland aber die Chance für ein Engagement bietet, wird der chinesischen Konkurrenz das Feld überlassen.

Brisant ist die Entwicklung vor allem bei den Seltenen Erden, ohne die in der modernen Elektroindustrie nichts mehr läuft. Die grönländischen Vorkommen an Seltenen Erden werden so hoch eingeschätzt, dass sie den gegenwärtigen Weltbedarf für 150 Jahre lang decken können. China steht momentan für rund 95 Prozent der Weltförderung und kann die Preise diktieren. Erst im vergangenen Dezember hat das Handelsministerium in Peking die Exportmengen begrenzt, um angeblich die Ressourcen und die Umwelt zu schonen. Westliche Länder vermuten dagegen, dass die Volksrepublik künstlich das Angebot verknappen will, um die Preise hochzuhalten und der chinesischen Industrie so einen Preisvorteil zu verschaffen. Die Chance, das chinesische Monopol bei den Seltenen Erden mit einem Engagement auf Grönland zu durchbrechen, schwindet mit weiterem Abwarten der Europäer zusehends. H.M.


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