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19.01.13 / Abwehr zeigt Wirkung / Piratenüberfälle vor der ostafrikanischen Küste zurückgegangen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-13 vom 19. Januar 2013

Abwehr zeigt Wirkung
Piratenüberfälle vor der ostafrikanischen Küste zurückgegangen

Die großen Zeiten der Piraterie vor der ostafrikanischen Küste scheinen vorbei zu sein. Angesichts wachsamer internationaler Marineschiffe der Mission „Atalanta“ in dem Seegebiet und bewaffneter Wachen auf vielen Handelsschiffen ging die Zahl der erfolgreichen Überfälle, die mit Geiselnahmen endeten, von 25 im Jahr 2011 auf fünf im vergangenen Jahr zurück. Die bisherigen Geldgeber der Piraten sehen ihre Renditen gefährdet und sind nicht mehr bereit, sich zu engagieren. Zu dieser Entwicklung haben neben der Marinepräsenz bewaffnete Sicherheitsdienste auf Handelsschiffen beigetragen. Kein so geschütztes Schiff wurde bislang entführt. Vielmehr drehten die Angreifer zumeist ab, nachdem Warnschüsse fielen. Noch allerdings fahren weiterhin ungeschützte Schiffe durch die Gefahrenregion und bieten sich als leichter zu überwindende Angriffsziele an.

Gleichzeitig hat die Piraterie vor Westafrika neue Dimensionen erreicht. Im Vergleich zu den Überfällen vor der ostafrikanischen Küste gehen die Piraten am Golf von Guinea sehr brutal vor. Ihnen ist nicht wichtig, Menschenleben zu schonen, um mit Geiseln Lösegeld zu erpressen. Stattdessen haben sie es auf Schiffsladungen und Wertgegenstände an Bord abgesehen. Daher greifen sie bei Widerstand schnell zur Schusswaffe. Dazu sagt Noel Choong, Leiter des Büros Kuala Lumpur des Piracy Reporting Center (PRC): „Sie stammen hauptsächlich aus Nigeria. Ihr Hauptinteresse erstreckt sich auf Öl und Gas. Den Treibstoff pumpen sie ab, um ihn selbst zu verbrauchen oder sie bieten ihn auf dem Schwarzmarkt an.“ Das PRC gehört zum Internationalen Schifffahrtsbüro (IMB) der Internationalen Handelskammer und dient als zentrale Meldestelle für Piratenattacken.

Als die nigerianische Marine 2010 begann, hart durchzugreifen, wichen die Seeräuber Richtung Westen vor die Küste Benins aus. Mittlerweile gelten die Küstengewässer von Sierra Leone bis Kamerun als besonders pirateriegefährdet. Genaue Zahlen sind schwer zu erhalten, das PRC vermutet, dass die Dunkelziffer der gekaperten Schiffe im Golf von Guinea sehr groß ist. Viele Kapitäne melden die Vorfälle nicht, weil sie selbst in dunkle Geschäfte verwickelt sind oder ihre Reeder Angst vor einem starken Anstieg der Versicherungsprämien haben. Der westafrikanische Staat Benin leidet besonders unter der Piraterie. Allein mit dem Güterumschlag und den Zollgebühren im Hafen von Cotonou erwirtschaftet das Land zehn Prozent seines Bruttoinlandprodukts. Cotonou gilt als regionaler Umschlagplatz für gebrauchte Fahrzeuge aus Europa und ist Verschiffungsort für Baumwolle aus Westafrika. Zudem sind Nachbarstaaten wie Niger oder Burkina Faso auf den Hafen als Güterumschlagplatz angewiesen, da sie keinen direkten Zugang zum Meer haben. Um die Sicherheitslage zu verbessern, haben sich die Küstenwachen von Benin, Nigeria und Togo zusammengeschlossen. „Allerdings ist es eine riesige Fläche, welche diese Küstenwachen überwachen müssen“, dämpft Choong die Hoffnung auf schnelle Erfolge. Auf internationaler Ebene gibt es bisher nur wenige französische, britische und amerikanische Schiffe, die im Golf von Guinea patrouillieren. Als Grund für die Zunahme der Piraterie vor Westafrika nennt Pottengal Mukundan, Chef des PRC: „Einige Anrainerstaaten am Golf von Guinea haben nicht einmal ausreichend Treibstoff, um Überwachungsschiffe vor ihren Küsten zu betanken, weil ihnen die finanziellen Mittel dafür fehlen.“ Eigel Wiese


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