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19.01.13 / Vor 65 Jahren angekommen / Sudetendeutsche Glasveredler blicken auf eine Erfolgsgeschichte in Rheinbach zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-13 vom 19. Januar 2013

Vor 65 Jahren angekommen
Sudetendeutsche Glasveredler blicken auf eine Erfolgsgeschichte in Rheinbach zurück

Sudetendeutsche Glasveredler legten im Eifelstädtchen Rheinbach den Grundstein für eine lebendige Glaskunstandwerker-Szene. „Für ‚Glas in Rheinbach‘ heißt das: Rückblick auf Vergangenes, einmal kurz innehalten und dann mit rheinischem Schwung und neuer Energie die Zukunft angehen“, betonte Claus Wehage, stellvertretender Bürgermeister der Stadt, anlässlich des Festaktes zur Erinnerung an 65 Jahre Glas in Rheinbach.

Es ist inzwischen auch über die Grenzen der „heimlichen Glashauptstadt Nordrhein-Westfalens“ bekannt, dass die Erfolgsgeschichte des faszinierenden Werkstoffes in der Voreifel eigentlich im Jahre 1947 mit der gezielten Ansiedlung der aus ihrer nordböhmischen Heimat vertriebenen sudetendeutschen Glasveredler begonnen hat. Die aus der traditionsreichen Region um Steinschönau-Haida stammenden Familien brachten ihr Können, ihre Tradition und ihren Fleiß ein und schafften so in der neuen Heimat ein stetig wachsendes Glaszentrum. Sie unterstützten unter anderem die Eröffnung der Staatlichen Glasfachschule im Jahre 1948 und die Einweihung des Glasmuseums im Jahre 1968.

Im Rahmen einer Feierstunde wurde unter anderem auch die von Carmen Sommer in 1997 veröffentlichte Bonner Dissertation „Die Geschichte der Haidaer-Steinschönauer Glasveredlungsindustrie und ihr Strukturwandel nach der Neuansiedlung im Raum Rheinbach. Vom Verlags- zum Glaskunst-handwerksbetrieb“ als kompetente Informationsquelle für detaillierte Angaben zur Ansiedlung der nordböhmischen Glasveredler in Rheinbach herangezogen. „Der Gedanke, im linksrheinischen Nord-rhein-Westfalen ein Ansiedlungszentrum der ehemaligen nordböhmischen Glasveredlungsindustrie zu schaffen, ging von den Vertriebenen selbst aus,“ schreibt Sommer.

Unter dem Motto „Vor 65 Jahren angekommen – Glas aus Rheinbach heute“ veranstalteten das Glasmuseum und die Stadt mit bekannten örtlichen Glasgestaltern attraktive Ausstellungs- und Aktionstage sowohl mit Blick auf die Gründungsjahre, als auch mit Würdigung der Gegenwart und Eröffnung von Perspektiven. Die Stadt gilt nämlich auch heute noch als das Zentrum einer renommierten Glasgestalterregion, nicht zuletzt weil im Umkreis von rund 100 Kilometern zahlreiche Glas-künstler aktiv sind.

Die langjährige Leiterin des Rheinbacher Spezialmuseums für nordböhmisches Hohlglas, Dr. Ruth Fabritius, stellte den Besuchern Schwerpunkte und Höhepunkte des Hauses am Himmeroder Wall vor. Die gebürtige Siebenbürgerin verriet: „Bei dieser Gelegenheit, möchte ich eine Lanze für das Handwerk brechen. So stehen im Mittelpunkt der praktischen Vorführungen in den Räumlichkeiten des Glasmuseums die wunderbaren Glas-Werke, die unter Einsatz von Hand, Herz und Verstand des Kunsthandwerkers entstehen und nicht etwa vom Fließband purzeln.“

Die Senioren unter den Kunsthandwerkern − Fritz Berg und Heinz Markowsky − ließen sich vor Ort bei der Arbeit über die Schulter gucken. Der in Haida geborene Glasveredler Markowsky erzählte Geschichten über seine aus Polen stammende Familie, deren Vertreter viele Jahre vor der Vertreibung in Böhmen lebten und dort Glas mit Pinsel und Farbe bearbeiteten.

Mit von der Partie waren die Glasmalermeisterin Helga Feuser-Strasdas sowie die Glasschleifer- und Graveurmeisterin Stefanie Stanke. Beide Künstlerinnen leiten übrigens im Rheinbacher Glasmuseum regelmäßig thematische Workshops für Kinder und Erwachsene.

Eine besonders enge Verbindung zum Rheinbacher Glasmuseum und vor allem zum praktischen Umgang mit Glas und Kunst hat Helga Feuser-Strasdas. Die Tochter des Glasmalers, Fachschullehrers und Museumsmitbegründers Franz-Josef Feuser und der Graveurin Dorothea Feuser − die ihrerseits die Tochter des Haidaer (und später Rheinbacher) Fachschullehrers und Malers Hartwig Dittrich war – arbeitet heute vorrangig als Glas- und Porzellanmalerin im eigenen Atelier.

Auch die gebürtige Rheinbacherin Stefanie Stanke ist mit dem Werkstoff Glas aufgewachsen. Ihre Leidenschaft für Glas und Gestaltung entdeckte Stanke schon früh und erlernte die Gravur-Technik von dem im Jahre 2007 verstorbenen Rheinbacher Glaskünstler Franz Wendler. Stefanie Stanke ist heute selbständig als Glasgraveurin in Rheinbach tätig und beteiligt sich an verschiedenen Ausstellungen.

Wer die Aktionstage aus Anlass des Jubiläums in Rheinbach besucht hat, weiß, dass die Stadt erkennbares Potenzial für weitere 65 Jahre „Glas in Rheinbach“ hat. Die thematischen Ausstellungen und die Workshops im Glasmuseum sowie nicht zuletzt der 7. Internationale Glaskunstpreis im Herbst 2013 sind nur ein Anfang Dieter Göllner


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